Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)
heiß, jenes nicht kalt genug, Gott sei seiner Seele gnädig!«, antwortete Jimmy. »Ich bin froh, dass weder er noch Bridget miterleben mussten, wie erst einer ihrer Söhne starb und jetzt eine ihrer Enkeltöchter mit dem Tod ringt und das Unternehmen, auf das er so stolz war, in Schutt und Asche liegt.«
»Ja, da haben Sie recht«, sagte Vater Mike.
Liz räumte ihre Vorspeisenteller ab, und beide Priester entschieden sich für ein Glas Chardonnay.
»Mike«, sagte Vater Dan Martin, »als ich von der Explosion hörte, beschloss ich, Kate Connelly im Krankenhaus zu besuchen. Heute Morgen war ich dort, ich habe Hannah getroffen und ihr erzählt, dass ich nach dem Bootsunfall ihren Vater kontaktiert habe, weil ich mir dachte, ich könnte ihm helfen.«
»Ja, das dachte ich damals auch«, erwiderte Vater Mike. »Aber er hat damals deutlich zu verstehen gegeben, dass er von einem Gott, der ihm Frau, Bruder und Freunde genommen hat, keine Hilfe will. Eine Woche nach der Beerdigung habe ich ihn gesehen. Er hatte eine gebrochene Hand und fürchterliche Schmerzen. Der Arzt hatte darauf bestanden, dass ihn eine Krankenschwester auf Schritt und Tritt begleitete. Vielleicht fürchtete man, er hege Selbstmordgedanken. Die Hand hatte er sich übrigens gebrochen, als er den Spiegel über Susans Ankleide zertrümmert hatte.« Er überlegte kurz. »Ich hoffe bloß, dass der Fluch, den sein Vater so gefürchtet hatte, nicht über ihn kommt. Vielleicht sollten wir dankbar dafür sein, dass Kate und Hannah keine Zwillingsschwestern sind.«
57
A m Dienstagabend um neunzehn Uhr schaltete Frank Ramsey im Wohnzimmer den Fernseher aus. Er und Celia hatten sich die Lokalnachrichten von CBS angesehen und mitbekommen, wie die Moderatorin Dana Tyler den Zuschauern das im Möbelwagen gefundene Foto zeigte. Celia war daraufhin in die Küche gegangen, um sich um das Abendessen zu kümmern. Sie nahm ein Huhn aus dem Ofen. Frank folgte ihr und schnupperte den herrlichen Duft. »Ich habe Hunger, und es sieht ganz danach aus, als hätten wir einen ruhigen Abend vor uns«, sagte er.
»Das hoffe ich doch. Einen ruhigen Abend hatten wir seit der Explosion nicht mehr.« Sie sah ihn an. »Du machst nicht den Eindruck, als hättest du große Hoffnungen, dass sich aufgrund des Fotos jemand meldet, oder?«
Frank kostete vom Kartoffelbrei. »Ausgezeichnet«, befand er. »Um ehrlich zu sein, ich will mir nicht allzu große Hoffnungen machen. Das Foto ist alles, was wir haben, und unsere einzige Spur zu der Person, die sich im Möbelwagen aufgehalten hat.« Er würde Celia nichts von Jamie Gordons Notizblock erzählen. Diese Information war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, noch nicht einmal für sie.
Aber Frank musste sich eingestehen, dass ihm seit dem Fund des Notizblocks die ermordete Studentin nicht mehr aus dem Kopf wollte. Er wusste, durch welche Hölle ihre Eltern gegangen waren, bis man ihre Leiche gefunden hatte. Falls dieser Obdachlose der Täter war, dann wollte er, dass dieser Mann dafür zur Rechenschaft gezogen wurde.
Zehn Jahre zuvor hatten sie die Küche vergrößert und einen halbkreisförmigen Anbau geschaffen, in dem nun der Esstisch stand, an dem sie die meisten Mahlzeiten zu sich nahmen. Der Tisch bestand aus einer alten, abgeschliffenen und mit Tischbeinen versehenen Holztür von den Amish. Die gepolsterte Bank an der Wand und die hochlehnigen Stühle an der anderen Seite waren einladend und bequem und schufen eine ruhige, entspannte Atmosphäre. Schon früh in ihrer Ehe hatten sie sich darauf verständigt, dass das gemeinsame Essen für Gespräche da war, nicht zum Fernsehen.
Sie deckten zusammen den Tisch und nahmen Platz. Und da Frank trotz allem hoffte, dass auf das eingeblendete Foto Zuschauerreaktionen eingingen, legte Frank sein Handy neben sich. Keine Minute später bekam er einen Anruf. »Frank Ramsey«, meldete er sich.
»Hier ist Officer Carlita Cortez. Ich habe gerade einen Anruf zu dem Foto entgegengenommen, und ich glaube, das könnte was sein. Vielleicht wollen Sie ja mit der Anruferin reden.«
»Wer ist sie?« Frank legte die Gabel weg, die er schon halb zum Mund geführt hatte.
»Sie heißt Mrs. Peggy Hotchkiss und wohnt auf Staten Island. Sie sagt, das Foto in den Nachrichten zeigt sie und ihren Mann und ihren Sohn. Es ist vor einundvierzig Jahren aufgenommen worden. Kurz darauf ist ihr Mann spurlos verschwunden. Er war in Vietnam und hatte danach schwere psychische Probleme. Er ist nie ausfindig
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