Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spuk aus dem Jenseits

Spuk aus dem Jenseits

Titel: Spuk aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Halte-Verbots-Schilder an allen Ecken. Kein
einziger Wagen parkte hier. Aber Bauarbeiter ackerten, obwohl es Samstag war.
Offenbar wollte und mußte man rasch fertig werden.
    „Seit Donnerstag“, gab einer
von ihnen Auskunft, „geht hier nichts mehr.“
    Damit war bewiesen: Büttner
hatte gelogen.
    „Aber wir reiben ihm das nicht
unter die Nase“, sagte Tim. „Denn es bringt uns nicht weiter. Er würde sich nur
an die Birne klapsen und sagen: Natürlich! Bahnhofsplatz! Dort habe ich
geparkt. Rottmannshöhe — das war ja am Mittwoch.“
    „Ich habe nachgedacht“, rief
Klößchen. „Vielleicht hält Geiser die Valentina gefangen.“
    „Dann hätte sie das Fenster
geöffnet und um Hilfe gerufen.“
    „Ja. Könnte sein.“
    „Ich habe auch nachgedacht“,
sagte Jörg. „Und bin mehr denn je davon überzeugt: Wir müssen in die
Familiengruft rein und nachsehen. Fiegt Demonius im Sarg oder weilt er noch
unter uns?“
    „Am besten“, nickte Tim, „wir
erledigen das nachts. Und zwar in der zweiten Hälfte, so ab 0.59 Uhr. Dann
nämlich, wenn der fünfte Anschlag erfolgt ist. Oder auch nicht.“

10. Bluff und Schwindel
     
    Durch die Bohmallee-Straße
rauschten die Autos.
    Die Kids stellten ihre
Drahtesel auf den kleinen Kundenparkplatz beim Bestattungs-Institut.
    Gaby zog fröstelnd die Achseln
hoch, als sie vorbeigingen am Schaufenster mit den ausgestellten Särgen.
    „Auch mir ist mein Bett
lieber“, sagte Tim. „Sogar die Internats-Pritschen mit ihrem Gefängniskomfort
sind anheimelnd und kuschelig.“
    „Aber nur“, sagte Klößchen,
„wenn eine Tafel Schoko auf dem Kopfkissen liegt.“
    Sie betraten Kahligs Reich.
    Die Eingangstür führte in einen
Vorraum, der dunkel getäfelt war, zum einen Teil wie ein Büro eingerichtet, zum
anderen wie ein Empfangsraum mit Sesselecke und kleinem Tisch.
    Gegenüber am Schreibtisch saß
niemand. Vielleicht hatte hier von Montag bis Freitag eine Büromaus zu tun, die
sich Lachen und heitere Miene fürs Wochenende aufhob.
    Auf dem Tischchen lagen
Kataloge und Preislisten. Die Luft roch ein bißchen nach Weihrauch. Karl
nieste.
    Dann öffnete sich die Tür auf
der Nahtstelle zwischen Büro- und Empfangsraum, und Kahlig kam herein.
    An ihm hatte sich nichts
verändert. Er war noch ganz der Gestrige, auch mimisch.
    Beim Anblick der Kids spannte
sich seine Gesichtshaut ein wenig.
    Sie grüßten. Er nickte.
    „Wie geht es deiner Mutter,
Jörg?“
    „Danke. Sie hat letzte Nacht
schlecht geschlafen.“
    „Das tut mir leid.“ Er
räusperte sich. „Was kann ich für euch tun?“
    Schweigen.
    Die Taktik war verabredet. Der
Trauerkloß sollte nicht denken, es würde leicht für ihn werden.
    Fünf Augenpaare starrten ihn an
— ohne Wärme. Aber diesen Ausdruck in den Augen war er vermutlich gewohnt.
    „Wir haben eine Frage“, sagte
Tim.
    „An mich?“
    An wen sonst, du Blödmann!
dachte der TKKG-Häuptling. Er nickte.
    „Es betrifft eine Notiz.“
    Kahlig blickte grämlich und war
nicht besonders interessiert.
    „In der Zeitung?“
    „Nein, in den Notizbüchern von
Dr. Demonius.“
    Kahligs Gesichtshaut spannte
sich etwas mehr - so, als packe ihn jemand im Genick.
    „Und?“
    Er wird unfreundlich, dachte
Tim. Also sind wir auf der richtigen Fährte.
    Er wandte sich an Jörg.
„Erzähl’s ihm.“
    „Tja“, sagte Jörg. „Also,
nachdem Sie gestern bei uns waren, habe ich noch ein bißchen geblättert. In
Stiefväterchens Notizbüchern. Zwei von ihnen habe ich nämlich aus dem Nachlaß
an mich genommen. Weil ich endlich mal wissen wollte, wie mein Stiefvater
wirklich gewesen ist. Richtig kennenlernen konnte ich ihn ja nie. Er war selten
zu Hause. Immer nur Arbeit, Job, Management, Erfindungen, Geschäfte, Computer
und all den Scheiß.“
    „Echt tragisch“, sagte Tim und
sah Kahlig an.
    In dessen Gesicht erschien die
Zungenspitze. Er leckte sich über die kaum sichtbaren Lippen.
    „Kurz vor seinem Hinscheiden“,
sagte Jörg, „hat mein Stiefvater eine Notiz im Notizbuch gemacht. Ende Juni,
glaube ich. Oder war’s Anfang Juli. Ist ja egal.“
    „Und?“
    Kahligs Ton wurde noch
unfreundlicher, seine Haut noch gespannter.
    „Die Notiz betrifft Sie“, sagte
Jörg.
    Kahlig sagte nichts.
    „Es steht da was von 30 000
Mark. Für Kahlig — so steht’s da. Was also heißt, er habe Ihnen 30 000 Mark
gegeben. Ich als Stiefsohn, der mehr wissen möchte über den Verstorbenen, weil
der vielleicht einen Doppelgänger hat, ich frage mich nun: Wofür war denn

Weitere Kostenlose Bücher