Spuk aus dem Jenseits
Hotel, wobei sie sich durch die Drehtür bemühten.
Die Halle war groß, hoch, kühl
und vornehm. Mit Palmen, Sesselgruppen und Glasvitrinen. Hinter der Rezeption
standen befrackte Portiers. Geiser wandte sich an einen von ihnen.
„Ich bin Dr. Geiser. Würden Sie
bitte Herrn Ali Dscham verständigen, daß wir da sind.“
„Sehr gern, Herr Dr. Geiser.“
Der Portier sah in der
Gästeliste nach, fand den Namen Dscham und rief an bei Zimmer 611.
Zwei Minuten später trat Ali
Dscham aus dem Lift, und Geiser strebte dem Araber entgegen mit ausgestreckter
Hand.
Sie waren sich schon mehrfach
begegnet im Nahen Osten, in jenem Wüstenstaat, der weltpolitisch mehr und mehr
zum Ärgernis wird — zu einem gefährlichen Ärgernis.
Ein langer, fester Händedruck.
Dann wurde Dscham zu Büttner und Isabell geleitet, die er noch nicht kannte.
Allerdings wußte er bestens Bescheid über sie.
Dscham war groß und fett. Auf
dem Schädel hatte er wenig Haare, dafür einen gestutzten Vollbart —
tiefschwarz. Tränensäcke hingen unter den kleinen Augen. Er trug einen dunklen
Seidenanzug, weißes Hemd und gemusterte Krawatte. Vor allem aber trug er Gold:
mehrere und gewaltige Ringe, Armband, Uhr — bestimmt auch Halskette und
möglicherweise einen Goldknopf im Bauchnabel. Dschams Lächeln war so ölig wie
seine Haut.
Büttner wurde nur kurz begrüßt,
Isabell aber mit Blicken verschlungen.
Dscham schien zu überlegen, ob
noch ein Platz frei sei für sie in seinem Harem, unterließ dann aber doch ein
entsprechendes Angebot. Denn schließlich war er geschäftlich hier — in
Staatsgeschäften, und nicht zu privatem Vergnügen.
„Habe ich einen Tisch
reserviert für uns alle“, erklärte er in passablem Deutsch. „Gutes Speisen
festigt die Freundschaft. Freundschaft zwischen Ihnen und meinem arabischen
Volk.“
Was er ,sein Volk’ nannte, war
ihm schnurzegel. Dem Volk ging es grausam schlecht, aber Dscham war das Oberhaupt
der einflußreichsten Sippe im Land. Diese Sippe besaß alles: Ölquellen und
Paläste. Vor allem aber Macht. Freilich — Dscham übte diese Macht nur im
Geheimen aus, hinter den Kulissen. Offiziell hatte er kein politisches Amt,
gehörte nicht zu Regierung und Staat, zog aber alle Fäden. Minister werden
konnte nur, wer Dschams Billigung hatte. Er war der Mann im Hintergrund.
Allgemein bekannt war das nicht. Nur einige Geheimdienste der westlichen Welt
wußten davon.
Im Restaurant Kaisersaal
erhielt Dscham einen der besten Tische: wie gewünscht die Nr. 4, also
fensterseitig in einer Nische, mit genügend Abstand zu den anderen Plätzen.
Denn die vier wollten ungestört reden.
Sie bestellten. Der Kellner
notierte und bedankte sich für die Huld, daß man bei ihm speise.
Dann hob Dscham sein Glas.
„Auf unser Ziel!“
Die drei nickten, und Geiser
wiederholte die Worte.
Dscham stellte sein Glas ab.
„Knowbuttle, dieser Teufel,
trifft am Mittwoch ein. Hier in diesem Haus.“
„Wir sind vorbereitet“, sagte
Geiser.
„Es darf kein Fehlschlag
werden.“
„Das ist ausgeschlossen. Der
Anschlag gelingt.“
Dscham blickte die drei an.
Isabell unterdrückte ein
Frösteln. Die kleinen Augen erinnerten sie an die einer Schlange.
„Knowbuttle“, sagte Dscham,
„ist ein Fluch für die arabische Welt. Sein Tod dient der gerechten Sache.
Dafür sind wir zu jedem Opfer bereit.“
„Wir erwarten nur den
vereinbarten Preis“, sagte Geiser.
„20 Millionen US-Dollar“,
nickte Dscham. „Der höchste Kopfpreis, der jemals gezahlt wurde.
„Es betrifft ja auch einen der bedeutendsten
Männer.“
„Bedeutend für die westliche
Welt. Für uns ist er ein Hund. Nein, weniger.“
Sie tranken wieder einen
Schluck.
Dann kamen die Kellner und
servierten den Gaumenkitzel vor der Vorspeise.
Als niemand mehr in Hörweite
war, sagte Dscham: „Für den Kriegseinsatz ist der Prototyp, den Sie und
Demonius uns damals verkauft haben, nicht geeignet. Aber für Anschläge wie
diesen gibt es sicherlich kein besseres Instrument.“
„Sie sagen es“, nickte Geiser.
„Die Bombe wird Knowbuttle zerfetzen. Leider auch Umstehende. Ich denke da an
Presseleute, denn es ist natürlich ein herziges Bild, wenn ein kleines Mädchen
dem Amerikaner Blumen überreicht. So was muß festgehalten werden im Foto. Aber
dieses Risiko gehen Reporter nun mal ein. Man weiß ja, daß Knowbuttle bedroht
ist. Auch seine Leibwächter wissen das.“
„Sie reden viel.“ Lauernd sah
Dscham ihn an. „Als müßten Sie Ihr Gewissen
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