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Spuk aus dem Jenseits

Spuk aus dem Jenseits

Titel: Spuk aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Nachbarn wurde das Haus so genannt,
denn eingeschliffene Gewohnheiten brauchen Zeit, um sich zu ändern.

13. Üben, wie man Blumen
überreicht
     
    Die Mittagssonne schien auf das
Geiser-Werk. Stille lag über dem Gelände. Das Vieh auf den Weiden dahinter hatte
sich schattige Plätze gesucht unter den wenigen Bäumen. Wiederkäuend lagen die
Kühe im Gras, Schwänze schlugen nach den Fliegen, und auch die Plüschohren
waren ständig in Bewegung wegen der Aufdringlichkeit blutsaugender Bremsen.
    Der olivfarbene Kastenwagen
parkte hinter einem der flachen Gebäude, das auf dieser Seite ein Tor hatte.
Reifenspuren auf dem Asphalt zeigten: Meistens stand der Wagen drin. Aus gutem
Grund. Der Inhalt war wertvoll, vielleicht unbezahlbar.
    Hugo Büttner, der knochige Typ
mit den gelben Zehennägeln, hatte seinen Platz hinterm Lenkrad verlassen.
Büttner saß jetzt im hinteren Teil, der von außen nicht einsehbar war — wegen
der getönten, spiegelnden, blickabweisenden Scheiben in Kleinstfenstern.
    Die Hecktür stand offen.
    Beinhart Geiser lehnte an ihrem
linken Flügel und fächelte sich Kühlung zu mit einer Zeitung.
    „Alles klar?“

    „Gleich.“
    Büttner saß vor den Geräten.
    Der Raum des Kastenwagens war
voll davon: Computer, Kästen, vollgestopft mit Elektronik, Bildschirme, eine Art
Periskop-Fernrohr — dessen Objektiv sich in der Belüftungshaube oben im Dach
befand, drei Monitore und kamera-ähnliche Vorrichtungen, die ringsum an den
Fenstern montiert waren — also mit Blick nach draußen.
    Büttner war Experte.
    Er drehte an Knöpfen und
Schaltern.
    Die Glotztafeln belebten sich,
Bildschirme fügten Bilder zusammen. Die kamera-ähnlichen Apparate surrten
leise, ein Stromaggregat brummte zustimmend.
    Schritte hinter Geiser.
    Er drehte sich nicht um.
    Am Stöckeln hörte er: Es war
Isabell.
    Sie trug jetzt eine
Sonnenbrille. Im Arm hielt sie ein seltsames Gebilde. Stengel und zum Teil auch
Blüten von sogenannten Unkräutern — von Pflanzen jedenfalls, die aus
landwirtschaftlicher Sicht so bezeichnet werden.
    Darunter Ackerrettich, Gemeine
Melde, Gauchheil, Löwenzahn und Beinbrech.
    Mit einer Schnur waren die
Pflanzen zusammengebunden zu einer Art Blumenstrauß.
    „Seid ihr soweit?“ fragte
Isabell.
    Geiser nickte.
    Büttner blickte nicht auf, als
er fragte: „Was üben wir denn?“
    „Wie man einen Blumenstrauß
überreicht“, antwortete Isabell.
    „Mit oder ohne Knicks?“
    „Mit“, erwiderte Geiser. „Aber
das ist dann auch die letzte Geste.“
    Einer der Computer pfiff.
    Büttner stellte ihn leiser.
    „Ein so großes Mädchen“, meinte
er, „müßte das eigentlich schon können. Hahahahah!“
    Auch Geiser lachte. „Aber das
Lampenfieber! Wie leicht kann man da stolpern.“
    „So“, Büttner wandte den Kopf,
„wir können.“
    Das galt Isabell.
    Sie stöckelte zu der
Durchfahrt, wo hinter der Ecke des Flachbaus der braune Audi stand.
    ,Valentina’, Klößchens Schwarm,
schlief noch immer im Fond. Aber als Isabell die Tür öffnete, wurde die Kleine
munter. Sie schlug die Augen auf, reckte die Arme. Dann stieg sie aus. Mit
eckigen Bewegungen. Offenbar hatte sie zu lange geschlafen — immer in derselben
Haltung.
    Isabell hielt ihr den
Unkraut-Strauß hin, und ,Valentina’ nahm ihn.
    Offenbar wußte sie, was zu tun
war.
    Kein Wort fiel.
    Die Kleine ging los, eilig.
Isabell hielt mit ihr Schritt.
    Dann wurde ,Valentina’
langsamer und von der Frau an die Hand genommen.
    Wie Mutter und Tochter bogen
sie um die Ecke und gingen zum Kastenwagen, wo Geiser stand.
    Wortlos überreichte ihm
,Valentina’ den Strauß.
    „Ganz gut schon“, lobte Geiser.
„Aber immer noch etwas eckig. Das Ganze nochmal. Und bitte mit Knicks!“
    „Stimmt!“ rief Büttner aus dem
Kastenwagen. „Den haben wir vergessen.“
    Isabell und die Kleine gingen
zurück hinter die Hausecke, wieder ausgerüstet mit dem Strauß.
    Abermals wurde geübt. Und dann
nochmal und nochmal — erst bei der sechsten Blumenübergabe mit Knicks war
Geiser zufrieden.
    „Peng!“ sagte er.
    Alle lachten.
    Auch auf ,Valentinas’ Gesicht
schien der Anflug eines Lächelns zu liegen. Jedenfalls bewegte sie heftig die
Lider mit den langen Wimpern.
    „Heute nacht“, sagte Geiser zu
Büttner, „haust du die Kids in die Pfanne.“ Er lachte. „Besser gesagt: Paul
besorgt das für dich.“
    „Paul ist perfekt“, nickte
Büttner. „Ihn kann ich für die kniffligsten Sachen einsetzen. Ein weiterer
Vorteil: Er sieht im Dunkeln. Unser

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