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Spuk im Hotel

Spuk im Hotel

Titel: Spuk im Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Teppich. Wie zum Hohn war in die Mitte des Chaos ein Nachttisch platziert worden. Auf ihm stand aufrecht ein großer schwarzer Koffer, und darauf wiederum balancierte eine Nachttischlampe. Das Ganze sah aus wie eine Säule. Auf einem Schemel entdeckte Justus Mr. Simpson. Er hing mehr, als dass er saß. Daneben Amanda, mit einem ausgestreckten Arm, als wollte sie jeden Augenblick Simpsons Hand ergreifen, um ihm Trost zuzusprechen. An ihrer Seite wartete Henry auf den Augenblick, in dem seine Chefin dem neuen Unglück nicht mehr gewachsen sein würde.
    Die Tür des Badezimmers ging auf, und mit trauriger Miene kam Linda heraus, die scheue junge Dame vom Empfang. Durch die geöffnete Tür hindurch konnte Justus am Boden Handtücher und den heruntergerissenen Vorhang der Dusche erkennen.
    »Aber da muss doch endlich die Polizei geholt werden!«, rief Mr. Hunter vom Flur, nachdem ihm seine Frau ein paar Mal den Ellenbogen in die Rippen gestoßen hatte. »Das sind doch keine Zustände!«
    Amanda straffte sich. »Ob ich die Polizei hole oder nicht ist allein meine Sache«, erwiderte sie scharf. »Es sei denn, der arme Mr. Simpson besteht darauf. Schließlich sind nur wir beide geschädigt worden. Oder haben Sie auch über etwas zu klagen, Mr. Hunter?«
    Unter ihrem strengen Blick schien der vorlaute Gast förmlich zu schrumpfen. »Natürlich nicht«, sagte er kleinlaut und warf seiner Frau einen anklagenden Blick zu. Schließlich hatte sie ihn vorgeschickt.
    »Eben«, sagte Amanda.
    Simpson schüttelte langsam den Kopf. »Sie geben mir einfach ein anderes Zimmer –«
    »Aber das ist doch selbstverständlich!«, unterbrach ihn Amanda. »Das beste im ganzen Hause, lieber Mr. Simpson.«
    »– und dann ist die Sache für mich erledigt.« Wieder schüttelte er den Kopf. »Wenn man nur wüsste, was im Kopf eines Menschen vor sich geht, der so etwas Barbarisches tut.«
    »Wahrscheinlich gar nichts«, fauchte Henry unvermittelt. »So sind die Zeiten heutzutage.«
    Justus hätte zu gern mit Mr. Simpson gesprochen. Aber in Gegenwart der anderen war das unmöglich. Niemand durfte Verdacht schöpfen, er hätte einen anderen Auftrag als das Bedienen der Gäste. Zumindest wäre Henry wieder eifersüchtig geworden.
    »Sehr richtig!«, rief plötzlich Peter vom Flur aus. »Das sind die neuen Zeiten. Aber das ist ja auch kein Wunder. Wenn schon die Kinder lernen, dass sowieso alles egal ist!«
    Justus konnte seinen Ärger über Peter nicht unterdrücken. Natürlich wollte der bloß wieder den kauzigen Jungmillionär herauskehren. Aber diese Sache hier war doch zu arg, um Scherze damit zu treiben. Der Erste Detektiv nahm sich vor, demnächst ein sehr ernstes Wort mit dem Zweiten zu sprechen. War bloß die Frage, wann sich diese Gelegenheit ergeben würde. Schließlich gehörte Justus zum Personal, und Peter Shaw war ein Gast. Zusammen durften sie sich nicht sehen lassen.
    Er fasste einen raschen Entschluss. Peter stand etwas abseits von den anderen im Flur, und die Familie Hunter war ohnehin mit sich und dem Gedanken an ihre Abreise am nächsten Tag beschäftigt. »Um Mitternacht auf unserem Zimmer«, raunte er, als er mit schnellen Schritten an Peter vorüberging. Dann stieg er nach oben in den dritten Stock. Aber Bob, den er hier vermutet hatte, war nicht da.
    Justus kehrte um. Inzwischen hatten die Hunters den Ort des Schreckens laut wehklagend verlassen, und auch die anderen Gäste waren nach und nach auf ihre Zimmer verschwunden. Peter stand mit den Händen in den Taschen und sah zu, wie Henry das Gröbste aufräumte. Nebenbei plauschte er noch ein wenig mit Linda, die aber, nach ihrer Miene zu urteilen, gar nicht so recht bei der Sache war.
    »Kommen Sie«, sagte Amanda gerade und zog Simpson hoch. »Ich bringe Sie in 139 unter. Unser romantisches Erkerzimmer. Drei Tage auf Kosten des Hauses.«
    »Aber das kann ich doch nicht annehmen«, widersprach Simpson mit matter Stimme.
    »Und ob Sie das können«, rief Amanda. Sie schien die Lage allmählich in den Griff zu bekommen. Ihr Blick fiel auf Justus. »Stellen Sie sich vor, Justus, unser armer Mr. Simpson ist um fünf Uhr zu einem Spaziergang aufgebrochen. Und wie er vom Abendessen in der Stadt heimkommt, findet er diese Verwüstung vor. Ist das nicht schrecklich?«
    »Furchtbar«, murmelte Justus, »wirklich furchtbar.«
    »Schon gut, Justus.« Simpson machte immer noch einen gramgebeugten Eindruck. »Wenn man nur wüsste, was im Kopf eines Menschen vorgeht, der so etwas

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