Spuk im Hotel
Barbarisches tut.« Gestützt auf Amanda schlurfte er davon. Henry ging hinter den beiden her, mit Simpsons Garderobe auf dem Arm.
Mit einem pfeifenden Geräusch hielt der Aufzug. Die Tür brummte, und Bob erschien. Er war bester Stimmung. »Was ist denn hier los?«, fragte er, als er Peter und Linda vor Zimmer 174 entdeckte. Ohne eine Antwort abzuwarten, steckte er den Kopf um die Ecke. Dann ließ er einen lang gezogenen Pfiff hören. »Im Park draußen sieht es an einigen Stellen ähnlich wild aus«, sagte er. »Aber da ist es die Natur. Und wer war das hier?«
»Man weiß es nicht«, entgegnete Peter gleichmütig. »Der große Unbekannte. Und die Herrin des Hauses möchte die Polizei nach wie vor nicht einschalten. Also, ich hege starke Zweifel, ob das richtig ist.« Er sprach so affektiert, dass Bob fast laut losgelacht hätte. In diesem Augenblick streifte Justus an ihm vorbei und flüsterte: »Um Mitternacht auf unserem Zimmer.« Im selben Moment erschien Henry und befahl ihm mit einem Kopfnicken, bei der Beseitigung des Chaos zu helfen und die Sachen von Mr. Simpson in dessen neues Zimmer hinüberzutragen.
Peter saß auf dem oberen Stockbett und ließ die Beine herunterbaumeln. Bob lümmelte sich, das Kinn in die Hand gestützt, auf dem unteren. Justus hatte einen Stuhl verkehrt herumgedreht und die Arme auf der Lehne verschränkt.
»Egal, wer das alles warum macht«, sagte er, »ich finde, allmählich nimmt er sich ein bisschen viel heraus.«
Peter nickte. »Allerdings. Wenn Lys das erfährt, macht sie uns die Hölle heiß wegen Amanda.«
»Haben wir denn bisher irgendwelche Erkenntnisse?«, fragte Justus.
Peter schüttelte den Kopf. »Ich jedenfalls nicht.«
»Oh, doch«, widersprach Justus. »Du hast kapiert, wie schön es ist, Gast in einem Hotel zu sein und das Personal zu peinigen.« Peter wollte widersprechen, aber Justus machte eine wegwerfende Handbewegung. »Leugnen ist zwecklos. Wenn du so weitermachst, sorge ich bei Amanda dafür, dass du die Hotelrechnung bezahlst. Auf Heller und Pfennig.« Peter sah ihn so verblüfft an, dass Justus rasch wieder einlenkte. »Wenn du damit aufhörst, vergesse ich es. Wir müssen mit dem Fall vorankommen. Ich habe was.« Um es spannender zu machen, legte er eine kurze Pause ein. »Ich glaube, Mrs. Silverstone ist nicht so taub, wie sie tut.«
»Wie kommst du denn darauf?« Bob klang etwas enttäuscht. »Dasselbe habe ich mir nämlich auch schon gedacht.«
»Ganz einfach. Der kleine Green hat gestern seine Teetasse auf den Boden geworfen. Mrs. Silverstone saß ungefähr acht Meter von ihm entfernt, und zwar mit dem Rücken zu Tim. Ich bin vollkommen sicher, dass sie das Aufprallen und Auseinanderbrechen der Tasse nicht gesehen hat, denn zufällig habe ich sie in diesem Augenblick scharf beobachtet. Jedenfalls gab es hinter ihr diesen Knall, der über diese Entfernung hinweg für sie nicht sehr laut gewesen sein kann. Und trotzdem hat sie sich unwillkürlich in Tims Richtung gedreht. Also hat sie es gehört. Ich vermute sogar, dass sie ganz ausgezeichnet hört.«
Bob legte die Stirn in Falten. »Bleibt die Frage, warum sie die Taube spielt.«
»So etwas habe ich noch nicht beobachtet«, sagte Peter. »Mir ist nur aufgefallen, dass sie sich ziemlich sicher bewegt. Ich glaube, wenn man so schlecht hört, wie Mrs. Silverstone vorgibt, dann tritt man anders auf. Vorsichtiger. Zögernder. Und man sieht sich öfter um, denn es könnte ja sein, dass man angesprochen wird und das nicht mitbekommt. Und wenn jemand mit einem redet, dann schaut man ihm auf die Lippen, um dort abzulesen, was er sagt. Aber das alles tut Mrs. Silverstone nicht.« Ächzend rollte er sich auf die andere Seite. »Deshalb bin ich ihr vorhin nach, als ich sah, dass sie noch fortging.«
»Und? Wohin ist sie?«
»In die Tiefgarage. Und dann ist sie auf und davon. Mit einem roten Chevy.«
Justus wackelte mit dem Kopf. »Und das so spät am Abend. Sehr merkwürdig. Schon gestern Abend habe ich sie zu einer ähnlich ungewöhnlichen Zeit wegfahren sehen.«
»Sonderbar«, fiel Bob ein. »Was macht denn eine Dame wie Mrs. Silverstone nachts noch in der Stadt?«
»Genau das werden wir herauskriegen«, verkündete Justus. »Morgen versuchen wir sie tagsüber im Auge zu behalten. Und wenn sie abends wieder loszieht, fahren wir mit ihr im Konvoi. Mit Peters MG. Alles klar?«
»Klar«, echote Peter. »Und wer ist ›wir‹?«
»Ach ja, richtig.« Justus stand auf und begann, sich auszuziehen.
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