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Spuk im Hotel

Spuk im Hotel

Titel: Spuk im Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Amanda oder die früheren Besitzer hatten den Schuppen benutzt, um sämtliche Schränke, Tische, Sofas, Stühle und Sessel loszuwerden, die sie nicht mehr gebrauchen konnten. In wildem Durcheinander, zum Teil ein Stück auf dem anderen, standen die Möbel hier herum und warteten darauf, irgendwann einmal in sich zusammenzufallen, zernagt vom Holzwurm und vom Zahn der Zeit.
    Dass Bob auf dem Absatz kehrtmachte, um wieder herunterzusteigen, war zu viel für die Treppe. Ein lautes Ächzen war zu hören, dann folgte ein prasselndes Geräusch, ähnlich dem von Holzscheiten im brennenden Ofen. Es ging blitzschnell. Unter seinen Füßen gab die Stufe nach. Bob schrie auf und fasste nach dem Geländer. Aber statt ihn zu halten, kam es ihm entgegen und sauste dann mit ihm in die Tiefe. Beinahe aufrecht stehend, mit dem anderen Arm ins Leere greifend, fiel Bob nach unten. Hinter ihm schlug der untere Teil der Treppe krachend auf den Boden.
    Die Wucht des Sturzes ließ Bob tief in die Knie gehen. Für einen kurzen Moment fühlte er einen stechenden Schmerz. Mühsam richtete er sich wieder auf. Noch stärker als zuvor stieg ihm Modergeruch in die Nase, den das splitternde Holz freigesetzt hatte.
    Unwillkürlich rieb er seine Oberschenkel. Er trat vorsichtig mit beiden Füßen auf, inmitten der Trümmer, die von der Treppe übrig geblieben waren. Abgesehen davon, dass ihm die Knie vor Schreck ein wenig zitterten, war er selbst unverletzt. Mechanisch klopfte er auf seine Hose und auf sein T-Shirt, als wollte er Staub, Dreck und Modergeruch beseitigen.
    »Was tust du hier?« Aus der Richtung des Verschlags kam eine Stimme, die Bob bekannt vorkam, obwohl er sie am Vortag im Foyer von ›Amandas Old Star‹ erst ein Mal gehört hatte. Er fuhr zusammen.
    In der Tür stand gebückt Henry Jones, Amandas guter Geist. »Dein Auftrag war, den Garten zu pflegen, wenn ich richtig informiert bin. Nicht hier herumzuschnüffeln, klar?«
    »Klar«, sagte Bob, »ich dachte nur –«
    »Das Denken überlässt du besser der Chefin«, fuhr Henry ihn an. »Und zu der gehen wir jetzt, klar?«
    Sein Gesicht war noch röter als gestern, und er sah ausgesprochen unfreundlich drein. Er wandte sich um, warf noch einen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob Bob ihm folgte, und stapfte wortlos über die Wiese zum Hotel zurück.
    In ihrem Wohnzimmer stand Amanda Black wohlfrisiert vor Henry Jones und Bob.
    »Was gibt’s, Henry?« Sie warf ihren Schal um die Schulter und strich mit der Hand über ihre rechte Schläfe. »Ich habe Migräne.«
    »Tut mir Leid«, sagte Henry. »Dann kommen wir später wieder.«
    »Jetzt seid ihr schon da, also will ich auch wissen, was los ist.«
    »Ich muss mich über Bob beschweren«, sagte Henry. Sein Kopf nickte zur Seite, wo in gebührendem Abstand Bob darauf wartete, was passieren würde. »Er kümmert sich um Angelegenheiten, die ihn nichts angehen. Ich halte mich für verpflichtet, Ihnen das zu melden.«
    »Tut er das? Das ist nicht recht von ihm«, sagte Amanda. Bob fand, dass das entschieden zu spöttisch klang. Um bei Henry keinen Verdacht aufkommen zu lassen, hätte sie doch die Zornige mimen müssen. Schließlich war Amanda Black einmal Schauspielerin gewesen, und offenbar eine gute. Immerhin zeigte das Foto an der Wand gleich neben ihm eine sehr gut aussehende junge Frau, die der heutigen Amanda ziemlich ähnlich sah. Und der Herr an ihrer Seite, der sie galant an der Hand hielt, war unverkennbar kein Geringerer als Frank Sinatra.
    »Er ist in den Schuppen eingedrungen, ohne dass ihm dazu jemand einen Auftrag erteilt hätte«, knurrte Henry. »Und nun ist die Treppe endgültig hinüber.«
    Amanda zog die Augenbrauen hoch. »Ist sie etwa unter Ihnen zusammengestürzt, junger Mann?«
    Bob nickte. Auf dem Weg zu Amanda hatte er sich eine Verteidigungsstrategie zurechtgelegt. Mehr für Henry als für Amanda, von der er ohnehin nichts befürchtete. Schließlich konnten Justus und er nicht ihrer Detektivarbeit nachgehen, ohne das Gelände zu kennen, auf dem sie operierten. Die Erforschung des Schuppens gehörte zweifellos dazu.
    »Es wäre besser gewesen, man hätte mich vor der morschen Treppe gewarnt«, sagte er und sah Amanda kerzengerade in die Augen.
    Henry schien das die Sprache zu verschlagen. »Aber du hattest doch im Schuppen gar nichts zu suchen«, fuhr er Bob an.
    »Schon gut, Henry.« Amandas Stimme war ein wenig schärfer geworden. »Nachdem es die Treppe nun nicht mehr gibt, wird Mr. Andrews dieses

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