Spuk im Hotel
Gebäude künftig ohnehin meiden. Nicht wahr?«
»Ganz recht«, versprach Bob.
»Ich hoffe, Sie haben sich bei dem Sturz nicht verletzt«, fragte Amanda teilnahmsvoll. Bob fand wieder, dass sie zu freundlich war ihm gegenüber. Andererseits freute er sich darüber. Sie war ja die Auftraggeberin der drei ???, nicht dieser etwas wichtigtuerische Henry, der so tat, als müsse er Amanda unentwegt beschützen. Dabei mochte Amanda zwar ein ziemlich merkwürdiger und theatralischer Mensch sein, doch Bob hatte das deutliche Gefühl, dass sie sehr gut selbst auf sich aufpassen konnte.
Bob schüttelte den Kopf. Dann nickte er Amanda zu, drehte sich um und ließ sie mit Henry allein. Draußen vor der Tür musste er seine Bedenken überwinden. Er ging ein paar Schritte den kahlen Flur entlang und schlich dann auf Zehenspitzen zur Tür zurück. Sachte legte er sein Ohr an das Holz. Die Stimmen der beiden waren deutlich zu hören. Aber sie sprachen nicht in normaler Lautstärke, so als ahnten sie, dass sie belauscht wurden. Bob konnte sich noch so anstrengen, er verstand nicht, was Amanda und ihr guter Geist da miteinander zu tuscheln hatten. Nur einmal glaubte er, ein Wort von Amanda aufgeschnappt zu haben. Es hieß »Detektive«.
Justus bestellte die größte Pizza, die es bei ›Da Mario‹ gab. Er hatte riesigen Appetit. Außerdem machte Warten ihn immer hungrig. Ungeduldig sah er auf die Uhr: zehn nach acht. Es war sein freier Abend, um den er Amanda gebeten hatte, und Lys war noch immer nicht aufgetaucht. Und dann legten sich plötzlich von hinten ihre Hände über seine Augen. Das machte sie oft und gern. Justus spürte, wie die Freude in ihm hochschoss.
»Ich falle um vor Hunger!«, rief Lys und nahm auf der anderen Seite des kleinen Tischs Platz. Dann bestellte sie die gleiche Pizza wie Justus und kam sogleich zur Sache. Sie bemerkte seine Enttäuschung. »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen«, sagte sie und setzte ihr berühmtes schelmisches Lächeln auf. »Ich habe Neuigkeiten. Amanda steckt bis zum Hals in Schulden. Die Arme.«
»Woher weißt du das?«
»Hab’ mit Freunden gesprochen. Mit Kollegen in Hollywood. Die Namen sagen dir nichts. Bei Leuten, die sich noch dafür interessieren, was aus den Stars von gestern geworden ist, ist es ein offenes Geheimnis. Amanda ist so gut wie pleite. Das Hotel geht nicht so besonders. Sie hatte wohl gehofft, dass viele Schauspieler, Techniker und andere Filmleute bei ihr absteigen, wenn sie in Hollywood zu tun haben. Aber daraus ist nichts geworden. Man weiß nicht, warum. Irgendwie ist es nicht ›in‹, bei Amanda zu wohnen. Dabei hat das Hotel gar keinen schlechten Ruf.« Lys zuckte die Schultern. »Sie tut mir Leid. Ich habe sie wirklich gern. Und jetzt auch noch diese komischen Geschichten. Ist inzwischen wieder etwas passiert?«
Justus nickte und erzählte vom Verschwinden von Kamm und Spiegel.
»Was bezwecken die denn damit?« Lys stützte ihr Kinn in die Hand.
»Genau das ist die zweitwichtigste Frage«, sagte Justus.
»Und was sollte die Uhr im Swimmingpool? Das sah doch aus wie eine Provokation! Als wollte sich jemand lustig machen! Habt ihr schon einen Verdacht?«
»Nicht die Spur.«
»Apropos Spur«, rief es plötzlich hinter Justus, »jetzt kann ich mich aber nun doch nicht mehr beherrschen.« Vor Justus stand Mr. Garfield. Er zupfte heftig an seiner Fliege. Dann verbeugte er sich knapp vor Lys. »Mein Name ist Matt Garfield, und ich muss eine Beichte ablegen.« Er streifte Justus mit einem flüchtigen Blick. Lys schien ihn deutlich mehr zu interessieren als Amandas Aushilfskellner. »Ich sitze seit ein paar Minuten gewissermaßen Rücken an Rücken mit Ihnen und höre immerfort Gesprächsfetzen, in denen Amanda, das ›Old Star‹ und diese schrecklichen Dinge vorkommen. Das ist alles kolossal interessant, müssen Sie wissen.« Er zog einen Stuhl heran und nahm Platz, bevor Lys oder Justus reagieren konnten. »Wenn Sie nichts dagegen haben, plaudern wir ein wenig darüber.« Vertraulich schob er sein Gesicht an Lys heran. »Sie müssen wissen, ich bin Kriminalschriftsteller. Im Sommer wohne ich immer für ein paar Wochen im ›Old Star‹. Seit ein paar Jahren ziehe ich mich besonders gern in dieses schöne Haus zurück, um einen großen Kriminalroman fertig zu stellen.«
Ein Kellner kam mit einer Pizza, sah sich suchend um und entdeckte Garfield am Tisch von Lys und Justus. »Ah, Sie haben den Tisch gewechselt«, meinte er gleichgültig und stellte
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