Spuk im Hotel
Stirn darunter sehen konnte.
»Ich verlasse mich darauf, dass Sie schweigen«, sagte Amanda.
»Klar«, erwiderte Henry.
»Wenn das so weitergeht, habe ich keine andere Wahl«, sagte Amanda. »Also bis dann.«
Eine Autotür schlug zu, und Justus beeilte sich, wieder ins Haus zurückzukommen, bevor Amanda am Ende der Rampe auftauchte.
Gleich nach dem Frühstück teilte Mrs. Silverstone Linda an der Rezeption mit, sie werde in die Stadt fahren, und Peter schnappte den Satz auf, als er gerade vom Joggen im Park zurückkam. Also verzichtete er auf die Dusche und darauf, Bob zu fragen, ob er mitkommen konnte. Unauffällig drückte er sich durch die Tür, die neben dem Aufzug ins Treppenhaus führte, sprang die Stufen zur Tiefgarage hinunter und saß wenige Sekunden später in seinem MG. Mit einem rasanten Start schoss er die Rampe hoch.
Auf der Straße, 100 Meter vom Hotel entfernt, parkte ein Reisebus. Peter fuhr an ihm vorbei und hielt gleich dahinter an. Dann rutschte er tief in den Sitz. Er brauchte nicht lange zu warten, bis der rote Chevy auftauchte. Peter ließ ihm einen gehörigen Vorsprung. Zuerst rollte er in zügigem Tempo auf Rocky Beach zu, aber dann bog er ab, Richtung Los Angeles.
Auf der Küstenstraße war viel Verkehr. Touristenbusse schlängelten sich Richtung Süden. Peter hatte einige Mühe, den roten Chevrolet nicht aus den Augen zu verlieren. Mrs. Silverstone erwies sich als bemerkenswert zügige Fahrerin. Peter staunte nicht schlecht. Ihre Fahrweise passte kaum zu der betulichen Dame aus dem Hotel. Hinter Thousand Oaks bog Mrs. Silverstone auf den Hollywood-Freeway ein. Der Verkehr wurde noch dichter, kam aber vorerst nicht zum Stehen. Auf Stau hatte Peter überhaupt keine Lust. Er war froh, dass er nicht zu den Zigtausenden gehörte, die dieses Erlebnis auf dieser Straße jeden Tag zweimal genossen.
Wie immer, wenn er hier unterwegs war, war Peter beeindruckt von der Silhouette der Viermillionenstadt Los Angeles. Und wie immer überlegte er, ob ihm diese mächtigen Wolkenkratzer nun eigentlich gefielen oder abstoßend auf ihn wirkten. »Beides«, murmelte er.
Mrs. Silverstone schlug den Weg zum Exposition Center ein, dem riesigen Gelände, auf dem sich Ausstellungen und Muse-en aneinander reihten. Aber eigentlich, dachte Peter, fährt man doch etwas gelassener, wenn man Kunst anschauen will oder all die alten Steine aus Amerikas Urgeschichte.
Am State Drive bog Mrs. Silverstone in den Wilshire Boulevard ein. Hinter zwei Museen tauchte das Gebäude auf, in dem ein gewisser George C. Page die Skelette von Indianern dem allgemeinen Begafftwerden ausgesetzt hatte. Peter fröstelte bei der Vorstellung, sich inmitten von Dutzenden Neugieriger an den Gebeinen vorüberzudrängen. Ob die nie daran dachten, wie es wäre, wenn ihre eigenen Knochen oder die ihrer Angehörigen eines Tages irgendwo öffentlich herumstünden? Oder ob es ihnen gleichgültig war?
Als Mrs. Silverstone zwei Blocks weiter den Parkplatz eines großen Einkaufszentrums ansteuerte, ließ Peter sie nicht aus den Augen. Sie stieg aus, ging zum Kofferraum, holte eine große Einkaufstasche heraus und verschwand in dem Gebäude. Einen Augenblick lang überlegte er, ob er ihr folgen sollte. Aber dann beschloss er, einfach auf ihre Rückkehr zu warten. Irgendwann würde ihr Einkauf ja zu Ende sein. Aus dem Handschuhfach angelte Peter sein Physikbuch und vertiefte sich in die Formeln, denen er im abgelaufenen Schuljahr zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Er sah auf seine Uhr: Es war kurz vor zehn.
So gründlich wie an diesem Vormittag hatte er sich selten mit Physik beschäftigt. Als Mrs. Silverstone um halb eins noch immer nicht zurück war und der rote Chevy immer noch dastand und Peter fand, dass dessen Schweinwerfer beinahe höhnisch zu ihm herübergrinsten, gab er auf und fuhr zurück, Richtung Rocky Beach.
Unterwegs fiel ihm ein, dass er seit vier Tagen keinen Kontakt mehr mit seiner Freundin Kelly gehabt hatte. Vor dem ›Pacific Beach‹ entdeckte er eine Telefonzelle und rief an. Sie war kurz angebunden und wünschte den drei ???, dass sie wenigstens bis zum Ende der Ferien mit diesem komplizierten Fall zurande kämen.
»Höchstens noch ein paar Tage«, beteuerte Peter, aber Kelly blieb kühl. Als er wieder auf die Straße fuhr, musste er einen grünen Buick vorlassen. Er kannte das Auto, und er kannte den Glatzkopf hinter dem Steuer. Es war Edward Simpson.
Spezialauftrag für Bob
Bob hatte das Gefühl, dass Henry
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