Spuk im Hotel
Ein Raunen folgte dieser Mitteilung. »Und nicht nur ich bin Detektiv. Ich darf Ihnen auch gleich meine Freunde und Kollegen vorstellen. Hier drüben steht Bob Andrews –« Wieder ging ein lautes Gemurmel durch die Reihen der Gäste. Aus den Augenwinkeln sah Justus, dass sich in der Tür zur Küche jetzt auch Georgette, Michael und die schüchterne Linda von der Rezeption aufgebaut hatten und seinem Vortrag mit offen stehenden Mündern folgten. »Und hier sehen Sie meinen Stellvertreter Peter Shaw.« Diese Enthüllung schlug im Saal wie eine Bombe ein. Man rief durcheinander, Mrs. Hartford und Mrs. Green erhoben sich fast wie auf Kommando von ihren Stühlen. Für so etwas war Peter zuständig. Mit einer einzigen Handbewegung brachte er sie dazu, sich wieder hinzusetzen. Auch Amanda und Henry fingen an, heftig miteinander zu tuscheln, denn von Peters Rolle hatten ja auch sie keine Ahnung gehabt. Justus glaubte in Amandas Miene staunende Anerkennung zu lesen.
Matt Garfield allerdings hieb die Faust auf den Tisch. »Man ist also bespitzelt worden«, rief er zornig und zerrte wieder an seiner Fliege, obwohl sie wie immer tadellos gerade saß. »Das ist gegen das Gesetz, müssen Sie wissen.«
Was Garfield angeht, hat Simpson Recht, dachte Justus, er ist wirklich ein Trottel. »Unser Detektivbüro hatte einen Auftrag«, übertönte er das Stimmengewirr. »Einen Auftrag, verstehen Sie? Und zwar von der Chefin dieses Hotels selbst. Von Mrs. Black persönlich!«
»Ist das wahr, Amanda?«, rief Garfield.
»Es ist wahr«, antwortete Amanda, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Dann bin ich die längste Zeit Ihr Stammgast gewesen«, gab Garfield aufgebracht zurück. »Simpson, sagen Sie doch auch etwas!« Aller Augen richteten sich auf den Angesprochenen. Aber der saß nur stocksteif da, als hätte er einen Besenstiel verschluckt. Er hatte seinen Blick fest auf einen Punkt in der Ferne geheftet.
Justus hatte das Gefühl, er sollte jetzt zur Sache kommen. »Engagiert wurden wir nach den ersten drei Vorkommnissen. Ich gebe zu, wir haben mehrere Tage im Dunkeln getappt«, sagte er. »Ich darf Ihnen auch versichern, dass wir uns über mehr Unterstützung durch Mrs. Black gefreut hätten. Sie war uns gegenüber immer äußerst diskret, was ihre Gäste betrifft.« Dann beugte sich Justus leicht zu Garfields Gegenüber, Edward Simpson, hinunter. »Wir wissen, wer verantwortlich ist. Und wir können es beweisen.«
Justus sah Simpsons Gesicht direkt vor sich. In den Augen hinter der Hornbrille flackerte die Angst. Auf seinem Glatzkopf standen tausend kleine Schweißperlen. Plötzlich fuhr Simpsons Hand in die Brusttasche seines Jacketts, dorthin, wo noch bis vor einer Stunde der Taschenkalender mit all den verräterischen Aufzeichnungen gesteckt hatte. Von einer Sekunde zur nächsten wurde er aschgrau.
»Suchen Sie etwas?«, fragte Justus. »Es befindet sich in unserem Besitz.« Er ging zurück in die Mitte des Saals. »Um es kurz zu machen, meine Damen und Herren, man hat versucht, Amanda Black dieses Hotel abzukaufen. Für einen Preis allerdings, der viel weniger betrug als das, was dieses Haus, in dem wir uns alle so wohl fühlen, wert ist.« Peter und Bob warfen sich einen vielsagenden Blick zu. Jeder von ihnen wusste, was der andere dachte: Dass Justus sich ziemlich geschwollen ausdrückte. Bob zuckte unmerklich die Schultern.
»Und als das nicht ging, weil Mrs. Black es ablehnte, ihren Besitz für einen Schleuderpreis herzugeben, da griff man zu anderen Mitteln. Man suchte und fand jemanden, der durch gezielte Aktionen die Gäste aus diesem Hotel vertreiben sollte. Man hoffte, die Nerven der Besitzerin so zu strapazieren, dass sie aufgeben würde.« Für einige Augenblicke genoss Justus das neu aufbrandende Stimmengewirr.
»Das ist ja ungeheuerlich!«, rief Garfield und hieb erneut die Faust auf den Tisch. »Was gibt es denn da für Beweise?« Mr. Green fasste sich ein Herz und stimmte ihm laut zu, wofür er einen strafenden Blick seiner Frau einfing. Die würden bestimmt noch kommen, zischte sie ihm zu.
»Der beste Beweis ist immer ein Geständnis«, sagte Justus. Und dann schwieg er. Die Leute sahen ihn verblüfft an. Im Saal wurde es immer leiser. Einer nach dem anderen begriff, worauf Justus wartete: Dass sich der Täter selbst zu erkennen geben würde. Schließlich hätte man eine Stecknadel fallen hören können, so mucksmäuschenstill war es geworden. Einige, wie Mrs. Hartford und die schüchterne Linda, hielten die
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