Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spuk im Hotel

Spuk im Hotel

Titel: Spuk im Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
Vom Netzwerk:
ansah, legte er einen Finger auf den Mund. Natürlich so, dass Amanda, die hinter ihnen ging, nichts davon bemerkte.
    Am Empfang stand ein großer junger Mann in einem grauen Anzug mit weißem Hemd, einer schreiend bunten Krawatte und scheußlichen schwarz-weiß gelackten Schuhen. Am kleinen Finger der rechten Hand trug er einen nicht minder hässlichen, dafür aber umso größeren Siegelring. Trotz seiner Maskerade erkannte Justus ihn sofort. Lys und Bob brauchten etwas länger, bis sie begriffen, dass sie Peter vor sich hatten. Bob konnte sich nicht erinnern, ihn je in einem solchen Aufzug gesehen zu haben.
    Linda, die Empfangsdame, sah etwas eingeschüchtert zu Peter hinauf. »Wie lange ich bleibe, steht noch nicht fest«, dröhnte der durch das kleine Hotelfoyer. »Hängt ganz davon ab, wie die Geschäfte gehen.«
    »Soll ich läuten, für Ihr Gepäck?« Linda wies auf die beiden riesigen Koffer und die Reisetasche, die um den Ankömmling herumstanden. Es sah aus, als sei der Gast auf einer Weltreise oder als wollte er sich mindestens für die nächsten zwei Monate im ›Old Star‹ häuslich niederlassen.
    Peter nahm den Zimmerschlüssel, den Linda ihm hinhielt. »Aber meine Liebe«, rief er, »selbst ist der Mann!« Dann begann er, sich sein Gepäck aufzuladen. Bob schüttelte missbilligend den Kopf. Das passte doch nicht zu dem erfolgreichen Jungunternehmer, den Peter hier offenbar spielen wollte. Selbstverständlich hätte er einen Hausdiener kommen lassen und ihm für seine Trägerdienste großspurig zwei Dollar in die Hand drücken müssen. Aber dann fiel Bob ein, dass Peter gar nicht das Geld hatte, um damit um sich zu werfen. Amanda zwängte sich an Justus und Bob vorbei. »Amanda Black«, grüßte sie, als sie an der Rezeption angekommen war. »Mr. Peter Shaw, nehme ich an. Sie hatten gestern telefonisch reserviert, nicht wahr?«
    Peter deutete eine Verbeugung an. Justus glaubte zu sehen, dass er ein bisschen errötete. »So ist es«, sagte Peter etwas zu laut. Mit einem kurzen Blick streifte er Justus, Bob und Lys, tat aber so, als wären sie Luft für ihn.
    »Ich hoffe, Sie werden mit Ihrer Unterbringung zufrieden sein. 112 ist eines der schönsten Zimmer im ganzen Haus. Sehr ruhig, und mit wundervollem Blick in unseren Park.« Amanda machte wieder eine ihrer großen Gesten, als lägen ihr da draußen ganze Ländereien zu Füßen. Ihr Blick fiel auf das Gepäck und dann auf Justus, der inzwischen herangekommen war. »Justus«, sagte sie hoheitsvoll, »Sie werden Mr. Shaw seine Koffer aufs Zimmer bringen, nicht wahr?«
    Für einen Augenblick stand Justus da wie vom Donner gerührt. So hatte er sich seinen Arbeitsanfang nicht vorgestellt. Diesem neureichen Gockel das Gepäck zu schleppen! Aber dann hatte er sich sogleich wieder in der Gewalt. Außerdem würde er es seinem Zweiten Detektiv bei der nächsten passenden Gelegenheit doppelt und dreifach heimzahlen. »Selbstverständlich«, murmelte er, »nichts lieber als das.«
    Er bückte sich nach der Reisetasche, in der Hoffnung, Peter würde die Koffer selbst nach oben tragen. Aber der dachte gar nicht daran, sondern nahm seine Aktentasche und stolzierte zum Lift. Wohl oder übel griff Justus auch noch nach dem anderen Koffer. Er sah zu Bob hinüber. Dieser faule Gärtner hätte sich ja seiner erbarmen und wenigstens die Reisetasche schleppen können.
    Bob verstand. »Dafür bin ich nicht zuständig«, murmelte er und grinste. »Mach schon, unser Gast wartet.«
    Justus verfluchte die ganze Idee, die ihn in diese Lage gebracht hatte. Und ausgerechnet Lys bekam das alles mit! Er vermied es, sie anzusehen. Wütend schleppte er die beiden Koffer zum Aufzug. Sie waren ziemlich schwer, Peter musste alles Mögliche hineingestopft haben. Justus marschierte zurück und holte die Reisetasche. Als er dann wieder zusammen mit Peter vor dem Aufzug stand, wäre er ihm am liebsten auf die Zehen gestiegen. Beide würdigten sich keines Blicks. Der Fahrstuhl kam, Peter öffnete die Tür, ging hinein und drehte sich herausfordernd zu Justus um. Er merkte, dass er aus dem Blickfeld der anderen heraus war und schnitt eine Grimasse. Justus blieb nichts anderes übrig, als die Gepäckstücke in den Fahrstuhl zu tragen. Peter drückte auf den Knopf, und die Fahrstuhltür schloss sich. Justus’ Augen funkelten vor Zorn. »Gehört alles zur Rolle«, sagte Peter schnell und besänftigend. Er merkte, dass er sein Spiel zu weit getrieben hatte.
    »Hältst du mich für blöd?«,

Weitere Kostenlose Bücher