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Spuk im Hotel

Spuk im Hotel

Titel: Spuk im Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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fauchte Justus. »Es ist das, was du aus der Rolle machst.« Kaum war der Lift oben angekommen, drückte er schon mit dem Rücken die Tür auf und war verschwunden, ehe Peter sich’s versah. Der clevere Jungunternehmer musste sein Gepäck selbst auf Zimmer 112 tragen.
    Amanda, fand Peter, hatte nicht zu viel versprochen. Das Zimmer war wirklich schön, es war großzügig und bot einen idyllischen Ausblick ins Grüne. Peter öffnete das Fenster und atmete tief die warme Sommerluft ein. Wenn er auf den Sims klettern und sich kräftig abstoßen würde, konnte er mit einem Kopfsprung direkt von seinem Zimmer aus im Swimmingpool landen. Allerdings taxierte er die Fallhöhe auf gut vier Meter und entschied, ein solches Experiment doch lieber nicht zu wagen.
    Er schloss das Fenster und wollte eben mit dem Auspacken der Koffer beginnen, als sein Blick an etwas Dunklem im hellen Untergrund des Pools hängen blieb. Peter kniff die Augen zusammen. Die im sanften Wind sich kräuselnden Wellen verzerrten das, was da auf dem Boden des Beckens lag. Aber dann konnte er es doch erkennen. Es war offensichtlich, dass die stolze Wanduhr da unten eigentlich nichts zu suchen hatte.

Eine Wanduhr am falschen Platz
    Am gemeinsamen Abendessen mit den Gästen nahm Amanda nicht teil. »Entgegen meiner Gewohnheit«, wie sie Justus sagte. Ihr sei unwohl, ergänzte sie. Dann kniff sie Justus ein Auge zu. Es sah verschwörerisch und zugleich ziemlich komisch aus, und Justus musste ein Grinsen unterdrücken. Ehe er sich’s versah, hatte er ein zusammengefaltetes Blatt Papier in der Hand. Er zog sich in einen Winkel zurück und faltete es auseinander. Amanda Black hatte eine Skizze vom Speisesaal angefertigt, mit nummerierten Tischen und den Namen der Gäste, die an ihnen saßen. Auf den Kopf des Blatts hatte sie geschrieben: »Anstelle des Gästebuchs«.
    Natürlich war beim Essen die Uhr im Pool Gesprächsstoff.
    »Ein äußerst merkwürdiger Vorgang«, posaunte der Mann an Tisch zwei und hieb die flache Hand auf den Tisch. Er war höchstens vierzig, hatte schon einen Glatzkopf und trug eine ziemlich altmodische Hornbrille. »Äußerst merkwürdig.« Nach dieser tiefsinnigen Feststellung widmete sich Mr. Simpson, so hieß er Amandas Sitzplan zufolge, wieder seinem Steak und nahm an der weiteren Unterhaltung nicht mehr teil. Das Ehepaar Hartford schien die Sache lebhaft zu interessieren. Halblaut stellten die beiden alle möglichen Überlegungen darüber an, wie und warum die Uhr an einen derart unpassenden Ort gelangt sein konnte.
    »Vielleicht hat sie jemand im Zorn aus dem Fenster geworfen«, bemerkte Mrs. Hartford. Aber dafür erntete sie nur ein abwehrendes Kopfschütteln ihres Gatten.
    »Würdest du, wenn du dich ärgerst, deinen Zorn ausgerechnet an einer Wanduhr auslassen?«, wollte er wissen. »Wenn schon, dann nimmt man etwas Leichtes. Irgendetwas, was schnell greifbar ist und was man durch die Luft fliegen lassen kann.«
    Justus hörte aufmerksam, aber unauffällig zu. Mr. Hartford schien ein kluger Mann zu sein, der sich gut in andere Menschen hineinversetzen konnte.
    Dass Amanda nicht da war, kam Justus gerade recht. Seinen Einstand als Bedienung gab er lieber nicht unter den prüfenden Blicken seiner etwas anstrengenden Chefin. Mit Michael, dem Kellner, verstand er sich auf Anhieb bestens. Michael stammte von der Ostküste, er hatte eine Unmenge Sommersprossen im Gesicht, war offenbar nicht sehr viel älter als Justus und beherrschte sein Handwerk vollkommen. Umso netter, fand Justus, dass Michael ihm an seinem ersten Abend geduldig half, wo er nur konnte.
    Bob tauchte auf. »Ich habe heute Nachmittag zwei Stunden im Garten gearbeitet«, raunte er im Vorübergehen dem Ersten Detektiv ins Ohr. »Jetzt bin ich kaputt. Das da draußen ist ein richtiger kleiner Urwald.« Dann nickte er ihm aufmunternd zu und verschwand, nicht ohne ihm noch viel Erfolg und Freude bei der Arbeit gewünscht zu haben.
    Justus hingegen musste für die Getränke sorgen. Ein öffentliches Restaurant gab es in ›Amandas Old Star‹ nicht. Nur die Hotelgäste wurden morgens und abends mit den verschiedensten Köstlichkeiten versorgt. Eine Köchin namens Georgette führte, wie Amanda ihm mit einem diskreten Lächeln anvertraut hatte, hinter den Kulissen ein straffes Regiment. Georgette war schwarz, besaß ein undefinierbares Alter und einen heiteren Gesichtsausdruck, der Justus lebhaft an Tante Mathilda erinnerte.
    Während er an den einzelnen Tischen frisches

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