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Spuk im Hotel

Spuk im Hotel

Titel: Spuk im Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Wasser und Eis servierte, beobachtete er die Gäste. Die Hartfords, das ältere Ehepaar am Tisch fünf gleich neben der Tür zur Küche, waren langjährige Stammgäste. Jedenfalls hatte Amanda das in Klammern hinter ihren Namen gesetzt. Mit Simpson an Tisch zwei saß ein Mann, der gern an seiner Fliege zupfte, obwohl sie tadellos gerade saß. Mit seiner weißen Mähne sah er ein bisschen aus wie Einstein. Sein Alter schätzte Justus auf etwa 70, und laut Plan hieß er Matt Garfield. Zwei der vier großen runden Tische in der Mitte bevölkerten Familien mit ihren Kindern. Mr. und Mrs. Green und ihre drei Kinder stammten aus Sacramento. Die Namen der beiden anderen Familien hatte Amanda so gekritzelt, dass Justus sie nicht richtig entziffern konnte.
    Mr. Simpson verlangte ein Bier. Justus holte eine Flasche aus dem Kühlschrank in der Küche, öffnete sie im Gehen und wollte Simpson einschenken. »Das mache ich selbst, junger Mann«, sagte Simpson und nahm ihm die Flasche aus der Hand. Nebenan spielte Tim Green, der Jüngste am Tisch, mit Eiswürfeln und rief dabei immerzu: »Eine Uhr liegt im Wascher, eine Uhr liegt im Wascher.«
    »Hätten Sie die Güte«, ertönte eine Stimme, »mir noch etwas Weißbrot zu bringen?« Der Erste Detektiv drehte sich um und versuchte ein beflissenes Lächeln, hatte aber selbst das Gefühl, dass es ihm nicht gelang. »Sofort, gnädige Frau«, brachte er immerhin heraus. Mrs. Silverstone, eine stark geschminkte Blondine, die Justus auf Mitte vierzig schätzte und deren Kleidung einen ziemlich nachlässigen Eindruck machte, sah ihn ausdruckslos an. Unwillkürlich zuckte Justus die Schultern, stieg über einen der zwei Zwergpinscher, die um die Tischbeine herumrannten, ging zum Büfett an der Längsseite und brachte das Gewünschte.
    »Mir auch, wenn es Ihnen nicht zu viel Mühe macht«, tönte es aus der Nische neben dem Fenster. »Außerdem ist das Eis fast geschmolzen.«
    Justus fuhr herum. Peter konnte es einfach nicht lassen. Der Zweite Detektiv blinzelte seinem Freund zu. »Hab’ doch was gut nach dem Tipp mit der Uhr, oder?«, flüsterte er, als Justus Brot und Eis brachte. »Dann darf ich Ihnen sicher auch diesen Teller mitgeben. Und was gibt es zum Nachtisch?«
    Justus verzog keine Miene, aber innerlich kochte er. »Rache ist süß«, zischte er.
    »Rache wofür?«, gab Peter mit ebenso unbewegtem Gesichtsausdruck leise zurück. »Soll ich nun den Gast mimen oder nicht?«
    »Den Gast schon«, murmelte Justus. »Aber keinen neureichen Flegel.«

Der Dieb schlägt wieder zu
    In der Nacht schlugen die Übeltäter, die im Hotel ihr Unwesen trieben, erneut zu. Justus, der gerade einen reichlich sonderbaren Traum von einer Kirchturmspitze hatte, die im Pazifik trieb und als schwarzer Hai auf die Küste von Rocky Beach zuschwamm, wurde durch lautes Klopfen aus dem Schlaf gerissen. Er rieb die Augen und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach sieben, die Zeit, zu der er sich in den Ferien normalerweise zum viertletzten Mal auf die andere Seite drehte. Justus warf einen Blick nach unten. In der unteren Etage des Stockbetts lag Bob und rührte sich nicht.
    »Hallo!«, rief eine Frauenstimme von draußen. Dann hämmerten wieder Fäuste gegen die Tür. Justus sprang aus dem Bett und drehte den Schlüssel herum.
    Vor ihm stand Amanda, im Morgenrock, mit dem unvermeidlichen Schal um den Hals und mit aufgelösten Haaren, die ihr fast bis zur Hüfte fielen. Also macht sie sich doch jeden Morgen diese Riesenarbeit, dachte Justus.
    »Kommen Sie mit!«, rief Amanda, machte auf dem Absatz kehrt und eilte voraus. »Diese Verbrecher!« Mehr sagte sie nicht, bis sie in ihrem eigenen Schlafzimmer ankamen. Es lag hinter einem mit Möbeln vollgestopften Wohnraum, dessen Wände übersät waren mit Fotos aus Amandas Glanzzeiten in Hollywood.
    Justus hätte die Bilder gern näher studiert, um zu sehen, mit welchen Hollywood-Berühmtheiten sie fotografiert worden war. Aber Amanda stürmte zum Tatort und zog ihn am Ärmel hinter sich her. Anklagend wies sie auf die Kommode. »Ein Kamm, ein Handspiegel«, sagte sie atemlos. »Wertvolle Erbstücke! Es ist unerhört! Gestern Nachmittag waren sie noch da! Ich kann es beschwören!« Amanda war blass und schien sogar ein wenig zu zittern.
    »Wer hat einen Schlüssel zu Ihrem Zimmer?«, fragte Justus. Er hoffte, sie würde sich beruhigen, wenn er sachlich blieb.
    Aber so weit war Amanda noch nicht. »Da will mich jemand umbringen«, flüsterte sie und

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