Spur der Flammen. Roman
Deshalb setzte ich all meine Hoffnungen auf euch, mein Gebieter, und habe euch immer wieder bedrängt. Um meiner selbst willen, um mit dem Gedanken sterben zu können, ein Leben geführt zu haben, das wenigstens zu irgendetwas nütze war. Ich wollte, dass Ihr meinetwegen aufbrecht und nicht, um Gott zu dienen, und dafür schäme ich mich!«
Alarich legte die Hand auf den Kopf des weinenden Mönchs. »Ihr werdet mit uns reiten, guter Bruder, als ein Ritter der Flamme, auf dass kommende Generationen Euch wegen Eurer Opferbereitschaft, Eurer Furchtlosigkeit und Euren heldenhaften Taten in Erinnerung behalten und Euren Namen rühmen.«
Endlich kannte Alarich seine Bestimmung. Er musste schnellstens nach Frankreich zurückkehren und von dort aus seine große Alexandrier-Armee zusammenstellen. Es war ihm bestimmt, seine in alle Himmelsrichtungen verstreuten Brüder ausfindig zu machen und zu vereinen und an den einstigen Ruhm, den Ruhm Alexanders des Großen, anzuknüpfen. Und so sollten die edlen Ritter der Flamme gen Jerusalem aufbrechen, um die kostbaren Aufzeichnungen der heiligen Maria Magdalena zu retten und nach Hause zu bringen, in Sicherheit.
Zweiter Teil
Kapitel 13
M oussa fuhr wie der Teufel.
Es war schon spät. Er hatte die drei Gäste seines Vaters am Flughafen abgeholt und raste nun in seinem kanariengelben Chevrolet, Baujahr 1957 , durch das nachtschlafende Damaskus, während seine Passagiere sich an ihre Sitze klammerten und um ihr Leben bangten.
Schweigend fuhren sie durch die märchenhafte Szenerie mit ihren Springbrunnen, Minaretten und geheimnisvollen Gässchen. Damaskus – besungen von Lawrence von Arabien, smaragdgrüne Oase am Rande einer Wüste – eine Stadt mit fast zwei Millionen Einwohnern, die stolz behauptete, der älteste kontinuierlich besiedelte Ort der Welt zu sein. Weil hier immer schon Menschen lebten, hatte es keine Möglichkeit gegeben zu ergründen, was unter der Stadt lag und somit war Damaskus zu einer riesigen, unerforschten archäologischen Stätte geworden. Gelegentlich rührte sich der Boden unter der modernen Stadt, eine Straße brach ein, und bis dato unbekannte Geschichte gelangte ans Tageslicht.
Candice erinnerte sich an ihren ersten Besuch in Damaskus. Ihr Taxifahrer hatte auf der ganzen Strecke fröhliche Geschichten zum Besten gegeben. Nicht so Moussa Konstantine. Nach ein paar freundlichen Worten zur Begrüßung hatte er sich schweigend um ihr Gepäck gekümmert und sie dann zu seinem Wagen geleitet, nicht ohne sich wiederholt umzusehen.
Und nun jagte er mit ihnen durch die Stadt, als ob sie verfolgt würden.
Candice spürte instinktiv, dass etwas nicht stimmte. Vor ihr, auf dem Beifahrersitz, saß Glenn. Ob er auch so ein ungutes Gefühl hatte?
Der Wagen fuhr Richtung Nordwesten, wo sich der Berg Quassioun malerisch im Mondlicht über der Stadt erhob. Sie durchfuhren den Al-Mouhajarine-Distrikt, eine vornehme Wohngegend mit luxuriösen Häusern und Villen mit dem schönsten Blick auf Damaskus. Im Westen lag eine Bergkette, nach Osten erstreckte sich die Wüste tausende von Meilen bis zum Indischen Ozean. Und irgendwo in dieser endlosen Wüste ruhte der
Stern von Babylon.
Sie fuhren an dunklen Gebäuden und geschlossenen Geschäften vorbei, an vergitterten Lebensmittelläden, an Moscheen, deren Minarette wie silberne Finger in den Himmel ragten, durch menschenleere Straßen, die nur gelegentlich von dem trüben Schein einer Straßenlaterne erleuchtet wurden. In Damaskus kannte man offenbar kein Nachtleben. Dann verlangsamte Moussa sein Tempo und brachte den Wagen am Straßenrand zum Stehen. Nach einem prüfenden Blick die Straße hinauf und hinunter führte er seine Passagiere im Eilschritt zu einem in eine hohe Mauer eingelassenen Tor. Der Mann, der sie überschwänglich im Innenhof begrüßte, war ihr Gastgeber, Elias Konstantine.
Er war von gedrungener Gestalt, mit buschigen Augenbrauen unter einem vollkommen kahlen Schädel. Sein weißes Hemd über der gewölbten Brust kontrastierte lebhaft mit seiner olivfarbenen Haut. »Treten Sie ein! Treten Sie ein! Willkommen in meinem Haus!«
Und wieder ging es im Eilschritt vorbei an plätschernden Springbrunnen und üppigen Bougainvillea, die sich an jeder Hausecke rankten.
Sie passierten einen orientalisch geschwungenen Torbogen und betraten eine Eingangshalle, deren Marmorboden wie Kristall glänzte. »Was für traurige Umstände uns hier zusammenführen, Mr.Masters«, begann Konstantine. »Ich verehrte
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