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Spur ins Eis

Spur ins Eis

Titel: Spur ins Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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zusätzliche Batterien im Landrover verstaute, montierte Will die Magneten am TrimTrac-Gerät.
    Als Kalyn ins Motelzimmer zurückkam, war sie blass und geistesabwesend.
    »Hey«, sagte Will. »Komm mal her.« Sie setzte sich neben ihn aufs Bett. »Ist alles in Ordnung ?«
    Sie blickte ihn forschend an. »Bist du bereit, Will ?«
    »Ich glaube schon.«
    »Ich muss es ganz sicher wissen.«
    »Ja.«
    »Ich habe überlegt, wie ich eine Pistole mit in den Trailer schmuggeln könnte. Oder diese Vorrichtung oder ein Handy. Aber es wäre zu riskant. Du musst dir darüber im Klaren sein, dass mein Leben in deiner Hand liegt. Du darfst den Truck, in dessen Trailer ich mich befinde, nicht aus den Augen verlieren.«
    »Sieh mich an, Kalyn. Ich werde es nicht.«
    Sie nickte. »Es tut mir leid. Gleich geht es mir wieder besser. Ich habe nur ein bisschen Lampenfieber.«
    »Ja. Ich bin auch nervös. Ich denke ständig darüber nach, was wohl passieren wird. Wenn Jonathan nun durchdreht, wenn er mich sieht ? Wenn er uns nicht glaubt und mit Javier sprechen will ? Fragen stellt, die ich nicht beantworten kann ? Leute wie er mögen es wahrscheinlich nicht, wenn Pläne im letzten Moment geändert werden.«
    »Es ist ein Risiko«, antwortete Kalyn.
    »Ein großes Risiko.«
    »Ich habe mir Gedanken gemacht, und ich glaube, wir müssen anders an diesen Typen herangehen. Das Ganze ›Javier schickt mich an seiner Stelle, und es tut mir leid, dass wir es dir nicht früher gesagt haben‹, ist Scheiße. Ich glaube, das würde er sofort durchschauen. Aber weißt du, was bei solchen Leuten funktioniert ?«
    »Was ?«
    »Angst.«
    »Ich verstehe nicht, worauf du hinaus…«
    »Weißt du noch, wie Javier gesagt hat, es gäbe zwei Gringo-Alphas ?«

25
    Um 10.50 Uhr saßen Will und Kalyn im Landrover unter dem Neonschild BIG AL ’S. Selbst im Auto roch es nach Diesel. Zum dritten Mal in einer Minute wischte Will sich die Hände an der Lederhose ab.
    »Das musst du lassen«, sagte Kalyn.
    »Entschuldigung.«
    »Du bist cool und ruhig und hast alles im Griff.« Sie reichte ihm ihre Glock. »Sie ist geladen.«
    »Wo ist die Sicherung ?«
    »Es gibt keine. Aber du solltest sie wirklich nur im äußersten Notfall benutzen, denn wenn du sie einsetzen musst, ist alles schiefgelaufen.«
    Will schloss die Augen. »Er wird vom ersten Moment an wissen, dass ich …«
    »Es ist wie Schauspielern, Will. Hast du jemals auf der Highschool bei der Theatergruppe mitgemacht ?«
    »Nein.«
    »Nun, du warst doch Strafverteidiger, oder ? Hast du jemals jemanden vertreten, der schuldig war ?«
    »Klar.«
    »Und hast du ihn freigekriegt.«
    »Ja, einige Male.«
    »Dann hast du geschauspielert. Du hast zwölf Personen überzeugt. Heute Abend musst du nur einen überzeugen.«
    »Aber die Anforderungen sind ganz schön hoch.«
    »Weißt du, was du sagen musst ?«
    »Ja.«
    »Möchtest du es noch einmal üben ?«
    »Nein, ich möchte nicht so klingen, als hätte ich es auswendig gelernt.« Er hob die Pistole. »Wo soll ich das Ding denn hinstecken ?«
    »Schieb sie hinten in deinen Hosenbund, wenn du aus dem Auto steigst. Und achte darauf, dass das Hemd und die Lederjacke sie verdecken. Und hör zu : Wenn es doch so weit kommen sollte, dass du sie benutzen musst, dann musst du erst ruhig werden, damit du sauber zielen kannst. Das ist ein fünfundvierziger Kaliber. Die Waffe hat einen ordentlichen Rückschlag.«
    »Jesus.« Will blickte auf die Armbanduhr. 10.54 Uhr.
    Er öffnete die Tür und stieg aus.
    »Viel Glück«, sagte Kalyn. Er nickte. Übelkeit stieg in ihm auf. »Ich weiß, dass du es kannst«, sagte sie. »Hör auf, dich selbst anzuzweifeln.«
    Aber er konnte nicht anders. Er hatte ein ungutes Gefühl, als er die Glock in den Hosenbund schob und über die Autobahn zu dem Motel blickte, wo er Devlin zurückgelassen hatte. Er steckte die Hände in die Taschen seiner Lederjacke und ging über den Parkplatz.
    Will betrat den Laden neben dem Café.
    Es war voll im Big Al’s, und die meisten der Kunden sahen aus wie Truck-Fahrer – bärtig, mit dicken Bäuchen, blutunterlaufenen, trüben Augen.
    Er ging an den Getränkeautomaten vorbei, an denen ein Schwarzer sich gerade einen riesigen Becher voll mit allen möglichen Süßgetränken abfüllte – Sierra Mist, Coca-Cola, Fanta, Limonade Dr. Pepper, ein ganzes Potpourri von gefärbtem Zuckerwasser.
    Er eilte zur Toilette, ging in eine leere Kabine und setzte sich für einen Moment. Er atmete tief durch, drehte die

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