Spur ins Eis
Glock in den Händen und versuchte, sich an das Gewicht zu gewöhnen. Als er sich anschließend die Hände wusch, sah er sein Spiegelbild im Spiegel über dem Waschbecken. Er musterte seine Augen und fragte sich, ob dieser Jonathan wohl das kalte, grausame Glimmen in ihnen sehen würde, das er nicht erkennen konnte.
Er ging durch den Laden zurück zum Eingang des Restaurants.
Die Uhr über der Kasse zeigte 11.02 Uhr.
Die Platzanweiserin blickte auf und sagte : »Heute Abend nur eine Person, Schätzchen ?«
»Nein, ich bin mit jemandem verabredet.« Er ging an ihr vorbei und blickte rasch über die Tische und die Hocker an der Theke. An den Wänden hingen alte Nummernschilder. Auf einem Schild über dem Grill stand : KÜSS EINEN TRUCKER . Atme tief durch, Will. Atme. Es war voll im Raum. Es roch nach gebratenem Fleisch, nach Zwiebeln, abgestandenem Kaffee, Speck, Körpergeruch und Zigarettenqualm. Lange rote Haare, buschiger Bart, wiegt über dreihundert Pfund. Abgesehen von den langen roten Haaren passt Javiers Beschreibung auf mindestens ein Drittel der Kunden. Da …«
In der letzten Nische, nicht weit entfernt von der Küchentür, saß ein massiger Mann mit roten Haaren und einem ungepflegten Bart ganz allein auf einer Bank. Mit dem Rücken saß er zur Wand, und er starrte Will an. Du atmest nicht. Will atmete tief durch, dann ging er über den Fliesenboden auf den Mann zu, der ihm unsicher entgegenblickte.
Mit dem Essen auf dem Tisch hätte man fünf Personen den ganzen Tag über satt bekommen können.
Will setzte sich dem Mann gegenüber.
»Jonathan ?«
»Wer zum Teufel sind Sie ?«
Atme. Will biss sich auf die Zunge und blickte den Mann hasserfüllt an. Er hatte bei Rachaels Entführung seine Finger im Spiel.
»Noch einmal. Sind Sie Jonathan ?« Der Mann legte den frittierten Zwiebelring, den er gerade zum Mund führen wollte, wieder in den Korb zurück und wischte sich an seinem riesigen T-Shirt, auf dem sich drei nackte Mädchen tummelten, die fettigen Hände ab.
Als er sich erheben wollte, zog Will die Glock aus dem Hosenbund und legte sie auf den Tisch. Die Mündung zeigte auf Jonathan, und er hielt den Finger am Abzug.
»Sind Sie wahnsinnig ?« Die Augen des Mannes huschten durch das Lokal, aber Will rührte sich nicht. »Wo ist Jav ?«, flüsterte Jonathan.
»Jav gibt es nicht mehr.« Will wischte sich die rechte Hand unter dem Tisch an der Hose ab. Er klopfte mit der Glock auf den Tisch. »Soll ich sie weglegen oder …«
»Ja. Davon hat mir niemand was gesagt. Wer sind Sie ?«
Es war Will gar nicht in den Sinn gekommen, dass ihn jemand nach seinem Namen fragen könnte, und er antwortete spontan : »Mein Name tut hier nichts zur Sache. Wir haben entdeckt, dass Jav dieses kleine Geschäft nebenher machte. Und wissen Sie, was uns am meisten geärgert hat ? Er hat nie geteilt.«
»Und warum sind Sie dann hier ?«
»Weil ich das Produkt habe.«
Jonathan ergriff den riesigen Hamburger und biss hinein. Fleischsaft und Ketchup liefen ihm übers Kinn. Er wischte sich mit dem Unterarm den Mund ab und redete kauend weiter.
»Glauben Sie etwa, ich mache Geschäfte mit jemandem, den ich noch nie gesehen, von dem ich noch nie etwas gehört habe ? Machen Sie solche Geschäfte ?«
Will atmete langsam durch die Nase. »Wie Sie Ihre Geschäfte machen, interessiert mich nicht. Nur um das klarzukriegen … wollen Sie Ihre Vereinbarung mit uns nicht mehr einhalten ?«
»Uns ?«
»Den Alphas.«
Jonathan wurde blass. Er schluckte. »Ich dachte es mir schon«, sagte er. »Aber ich wusste es nicht. Und natürlich habe ich nicht gefragt.«
»Machen wir heute Abend unser Geschäft, Jonathan ? Ich muss das jetzt sofort wissen.«
Will legte die Glock wieder auf den Tisch.
Jonathan seufzte. »Ja, natürlich. Natürlich machen wir unser Geschäft. Und ich entschuldige mich, wenn ich …«
»Halten Sie einfach den Mund. Ich bin müde, und ich möchte noch ein bisschen schlafen. Wo steht Ihr Truck ?«
»Platz eins einundfünfzig.«
»Seien Sie in fünf Minuten dort.«
26
Will schloss den Landrover auf, setzte sich auf den Fahrersitz und schloss die Tür. Kalyn lag still und regungslos auf dem Rücksitz, und als er sie ansah, sah er unwillkürlich Rachael. Erneut überwältigte es ihn, dass sie all das ganz alleine hatte durchstehen müssen, ohne ihn.
»Er hat es geschluckt«, sagte Will.
Kalyn rührte sich nicht. »Und was jetzt ?«
»Wir treffen uns an seinem Truck.«
»Wie fühlst du dich
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