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Spur ins Eis

Spur ins Eis

Titel: Spur ins Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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sich um den Abzug.
    Er hörte ein betrunkenes Schnarchen : der ältere, silberhaarige Mann war anscheinend nach reichlichem Alkoholgenuss eingeschlafen.
    In der Küche klirrte etwas.
    »Kommen Sie heraus !«, knurrte Will. »Ihre Chance, nicht verletzt zu werden, wird immer kleiner.«
    Die Küchentür ging auf, und zwei Männer taumelten heraus – ein Mann Ende zwanzig, nackt bis auf die Boxershorts, der verwirrt und verlegen wirkte, und ein kleinerer, rundlicher Mann in einem Kimono mit kahlem Schädel. Er war offenbar nüchterner.
    »Sag ihm, es ist cool, Reynolds.«
    »Halt den Mund, Sean.« An Will gewandt fuhr er fort : »Was geht hier vor sich ?«
    »Kommen Sie näher.«
    Die beiden Männer traten in den vollen Lichtschein einer Fackel.
    »Wer sind Sie ?«, fragte Will.
    »Gäste der Lodge. Wer zum Teufel sind Sie ?«
    Draußen ertönten Schritte. Will blickte über die Schulter.
    »Ich bin es nur, Dad.«
    »Ich habe dir doch gesagt, du sollst draußen warten.«
    »Wo sind die anderen ?«, fragte Reynolds.
    »Sie sind tot.«
    »Ach du Scheiße«, sagte Sean.
    »Sind Sie von der Polizei ?«, fragte Reynolds.
    »Nein.«
    Devlin trat neben ihren Vater.
    »Was gibt Ihnen dann das Recht …« Er brach abrupt ab, und als Will zu seiner Tochter blickte, sah er, dass sie ein Repetiergewehr auf die beiden Männer gerichtet hatte.
    Sie sagte : »Du da, ohne Hemd, geh bitte aus dem Weg.«
    Sean taumelte um den Tisch herum und setzte sich auf den Boden neben seinen Vater. Verwirrt und aufgebracht blickte Reynolds sie an.
    »Liebes, was tust du ?«
    Sie legte das Gewehr an.
    »Ich werde diesen fetten Mann töten.«
    »Nein, Devlin …«
    »Vertrau mir, Dad, er hat es verdient.«
    »Kaltblütig ?«
    »Ja.«
    »Warte.«
    »Warum bist du so wütend auf mich ?«, fragte Reynolds.
    »Erinnerst du dich noch an die schwangere Frau, die du heute Morgen vergewaltigt hast ?«
    »Ich weiß nicht, was du …«
    »Der du gesagt hast, du hättest dieses Jahr vierundachtzig Millionen Dollar verdient ? Dass du sie töten könntest, wenn du wolltest ?«
    »Ich glaube, du verwechselst mich …«
    »Ich verwechsele dich mit niemandem.«
    »Devlin, tu das nicht !«, sagte Will. »Bei Paul hattest du keine andere Möglichkeit, aber jetzt ist es etwas anderes.« Er griff nach dem Gewehr. »Gib es mir«, forderte er sie auf, aber seine Stimme ging in dem Schuss unter, den Devlin auf Reynolds abgefeuert hatte. Reynolds saß auf dem Boden und starrte fassungslos auf das Blut, das aus ihm heraus sickerte.
    Devlin trat auf ihn zu. »Ich hoffe, du fährst zur Hölle«, sagte sie und schoss ihm ins Gesicht.
    Als es in ihren Ohren nicht mehr rauschte, hörte man nur noch Seans Wimmern.
    Devlin blickte ihren Vater an. Er sah so aus, als wolle er weinen.
    »Sieh mich nicht so an, Dad. Soll ich dir zeigen, warum ich das getan habe ?«
    Sie griff in ihre Tasche und holte einen Schlüssel heraus.
    »Komm mit mir. Ich zeige dir, wen er vergewaltigt hat.«

56
    Sie sperrten Kalyn, Sean und seinen Vater in getrennte Zimmer im Erdgeschoss des Südflügels, und Will folgte Devlin über die Treppe in den dritten Stock, wo sie vor Zimmer 439 stehen blieben.
    »Hier.« Sie reichte ihrem Vater den Schlüssel.
    »Was soll ich damit ?«
    »Schließ einfach die Tür auf.«
    Will steckte den Schlüssel ins Schloss.
    »Ich warte hier draußen«, sagte Devlin. »Die brauchst du.« Sie reichte ihm die Laterne, und Will öffnete die Tür.
    Im Zimmer war es dunkel. Jemand lag weinend im Bett. Er stellte die Laterne auf den Tisch. Vermutlich lag eine der Gefangenen unter der Decke.
    »Alles ist jetzt gut«, sagte er. »Die Leute, die Sie hier gefangen gehalten haben und der Mann, der sie heute verletzt hat, sind tot.«
    Die Decke wurde zurückgeschlagen.
    Ihm stockte der Atem, als er seine Frau erkannte.
    »Rachael ?«
    Tränen liefen ihr über die Wangen.
    Tausend Mal hatte er von diesem Augenblick geträumt, sich ausgemalt, wie es sein würde, wenn er seine Frau wieder in den Armen hielt. Aber kein Traum wurde der Realität gerecht. Er weinte, weil er ihren Geruch erkannte. »Du riechst wie du«, flüsterte er.
    »Ist das real ?«, fragte Rachael.
    »Ja, das ist es.«
    »Wo ist Devlin ?«
    »Draußen auf dem Flur.«
    »Sag ihr, sie soll hereinkommen.«
    Will rief ihre Tochter, und Devlin kam herein, setzte sich zwischen ihre Eltern ins Bett. Eng aneinandergeschmiegt saßen sie unter der Decke. Devlin rieb den runden Bauch ihrer Mutter und beantwortete die endlosen Fragen

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