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Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Titel: Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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riesige Datenbank, das meiste davon offizielle und allgemein zugängliche Informationen. Einiges aber definitiv nicht. Einiges aus wirklich obskuren Quellen. Carlos Siebold taucht in den Anhörungen des Untersuchungsausschusses des US-Senats über den internationalen Drogenhandel von 1989 auf. Ein Zeuge behauptet, Siebold habe mit einem Filipino namens Fidel Recarte zusammengearbeitet, nennt ihn einen Spießgesellen von Präsident Marcos und sagt, ich zitiere: »Fidel hat gesagt, das Geld sollte über Carlos Siebold in Luxemburg laufen, weil der Präsident ihm vertraut.«
    Ich dachte, und das nicht zum ersten Mal, dass die Verfolgung von Gary Connors allmählich vollkommen aus dem Ruder lief. »Von welchem Geld redet er da?«, fragte ich.
    »Marcos' Gewinnanteil an den Drogen, die über den internationalen Flughafen von Manila und die Clark Air Base exportiert wurden. Die US-amerikanische Air Base.«
    »Ach ja.« Aus dem Ruder war noch untertrieben.
    »Ein Carlos Siebold taucht ebenfalls in der Datenbank der Londoner Sunday Times auf«, fuhr sie fort. »In einem Artikel über Waffenhandel aus dem Jahr 1990. Die Autoren behaupten, ein Agent der Tamil Tiger hätte im Verhör gesagt …«
    »Die haben ihn verhört?«, fragte ich. »Ihn in irgendeinem Pub an der Fleet Street an den Fußlauf gefesselt, ihn mit durchweichten Handtüchern geknebelt. Lässt sich das mit dem journalistischen Arbeitsethos vereinen?«
    Sie schenkte mir ein Lächeln. Irgendwo zwischen höflich und amüsiert. Ein Mensch, der sich zu beherrschen wusste, diese Ms. Bendsten. »Es wird nicht erwähnt, wer die Drecksarbeit gemacht hat. Nur, dass der Mann gesagt habe, er habe in einem Hotel in Zürich mit einem Carlos Siebold über in Russland produzierte Waffen verhandelt. Die Autoren haben mit dem Büro eines Carlos Siebold in Hamburg gesprochen. Ein Partner habe erklärt, dass Mr. Siebold ein Wirtschaftsanwalt sei, der keine Verbindungen zu irgendwelchen Waffenhändlern unterhalte.«
    »Das ist alles?«
    »Bis jetzt. Es gibt noch eine Menge anderer Orte, an denen ich nachschauen muss. Dann habe ich mir Generalmajor Ibell vorgenommen.« Sie blickte auf ihre Notizen. »Aktiver Dienst bei den US-Marines in Vietnam, diente im Stab von General Edwin F. Black, Oberbefehlshaber des US-Militärs in Thailand. Später Mitarbeiter im Nationalen Sicherheitsrat und dem Generalstab. Seine militärische Karriere scheint Mitte der Siebziger zu Ende gegangen zu sein. Beim Nixon-Institut habe ich einen Verweis auf ihn gefunden, in dem er als Präsident einer Firma namens Secure Interna tional mit Büros in Washington, Hamburg, Hongkong, Manila, Teheran und Sydney erwähnt wird.«
    »Und der andere Kerl?«
    »Winter, Charles deFoster. Ist bisher erst einmal aufgetaucht. In einem Artikel über die CIA in der Washington Post aus dem Jahr 1986. Er wird dort als einer der zwölf hochrangigen CIA -Offiziere genannt, die gleich als Erste rausgeworfen wurden, nachdem Admiral Stansfield Turner von der Regierung Carter als neuer Leiter der CIA eingesetzt worden war. Winter wird als Spezialist für verdeckte Operationen bezeichnet, der auch in Operationen der CIA auf den Philippinen und im Iran verwickelt war.«
    Nichts davon konnte irgendetwas mit Gary Connors zu tun haben.
    »Wollen Sie, dass ich weitermache?«, fragte Simone. »Bis jetzt hat es noch nicht viel gekostet.«
    Ich wollte es nicht wirklich, konnte mich aber nicht dazu durchringen, das auch zu sagen: »Ja«, antwortete ich. »Schauen Sie mal, was Sie noch erreichen können. Und Sie könnten mal nach einer Anspielung auf irgendetwas suchen, das sich ›Black Tide‹ nennt. Aus Australien.«
    Sie schrieb es sich auf. Wir machten noch ein bisschen Smalltalk, ich bedankte mich und ging durch die dunklen Straßen nach Hause. Hier und da waren Partygeräusche zu hören, feiner Regen stäubte wie Nebel um die Straßenlaternen, ölverschmierte Regenbögen glänzten auf dem Asphalt.
    Ich machte mein Omelett, aß es vor dem Fernseher und ging mit meinem Duell-Buch zu Bett. Während ich wegdämmerte, dachte ich, dass ich Des am liebsten einen Scheck über 60.000 Dollar ausgestellt hätte und dann zum Teufel mit Gary und Dean und allen anderen.
    Und ich hätte meine Ruhe.

ie Mitglieder des Jugendclubs sahen so fröhlich aus, wie ich sie noch nie gesehen hatte, seit der Fitzroy Football Club in die Tropen gegangen war. Ein kleines Gerangel, dann eroberte Norm O'Neill den Beifahrersitz. Das Gespräch drehte sich um das heutige

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