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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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Klingelknopf neben dem Namen Hellwig.
    »Wer ist da?«, tönte es überraschend klar aus der Gegensprechanlage. Die Stimme klang alt und ziemlich außer Atem.
    »Paul Zinkel, Kriminalpolizei«, sagte er, »haben Sie einen Moment Zeit für mich?«
    »Isch?« Das Fragezeichen ein empörter Kiekser. »Mit der Polizei hab isch nix zu du.«
    »Ich weiß«, versuchte Zinkel, die Frau zu beruhigen. »Ich habe nur ein paar Fragen an Ihre Enkelin.«
    »Die is noch net da.«
    »Wann kommt sie denn wieder?«, erkundigte er sich, bemüht, sich seine Ungeduld nicht anmerken zu lassen.
    »Jede Moment.«
    »Dann kann ich ja auf sie warten.«
    »Isch koann Sie nedd droa hinnern.«
    Ende und aus – Zinkel wartete vergeblich auf das Summen des Türöffners. Er wandte sich um und hoffte, er würde Birgit Kainz erkennen. Sofern diese nicht von ihrer Großmutter gewarnt würde und überhaupt fernblieb. Eine junge Frau, Handy am Ohr, näherte sich dem Eingang, blieb jedoch abrupt stehen. »Okay, Oma«, hörte er sie sagen, »dann geh ich eben schnell noch in die Apotheke, bis gleich.«
    »Birgit Kainz?«, rief er und beglückwünschte sich zu seinem Instinkt.
    »Wer will das wissen?« Sie hatte schon den Rückweg angetreten und sprach über ihre Schulter.
    Er holte sie ein. »Mein Name ist Paul Zinkel, Kripo Wiesbaden«, stellte er sich vor. »Ich hätte ein paar Fragen an Sie.«
    »Worum geht’s denn?« Sie runzelte die Stirn. »Ich muss noch mal weg.«
    »Ich glaube, das mit der Apotheke war bloß ein Manöver, um Sie vor mir zu schützen. Aber wenn ich mich irre, fahre ich sie nachher hin, versprochen.«
    »Und was wollen Sie von mir?«
    »Können wir nicht hineingehen?«
    »Nein. Die Wände haben Ohren. Meine Großmutter auch. Das ist das Einzige an ihr, das noch richtig gut funktioniert. Sagt sie selber. Ich will sie nicht beunruhigen.«
    »Gut«, gab Zinkel nach, »dann fahren wir doch einfach zur Apotheke und unterhalten uns unterwegs. Im Auto ist es wenigstens warm.«
    »Meinetwegen.« Sie stöhnte wie ein Kind, das gesagt bekommt, es solle aufräumen, und setzte sich erst in Bewegung, als Zinkel voranging.
    »Wo kommen Sie jetzt her?«, erkundigte er sich im Bemühen, ihr Vertrauen zu gewinnen.
    »Ich arbeite. Und ich hab nicht viel Zeit. Ich muss noch lernen.«
    »Ach ja?« Er musterte sie unauffällig, wie er meinte. Im Vergleich zu dem Foto aus der Akte schien sie abgenommen zu haben, die Jacke, die sie trug, war ein gutes Stück zu weit. Ihr Haar war kürzer, nicht mehr so strähnig, und sie wirkte auch nicht gar so mürrisch.
    »Ja. Ich fege Haare, wenn Sie’s genau wissen wollen. Und nebenbei mache ich meinen Realschulabschluss nach.«
    »Ist doch prima«, erklärte Zinkel, der ihren ziellosen Lebenslauf vor Augen hatte.
    »Schon gut. Können Sie jetzt zur Sache kommen?«
    So viel zum Thema Jovialität. »Ich möchte wissen, ob Sie sich mittlerweile erinnern können, was vor einem Jahr genau passiert ist?«
    »Gott, ich hab in echt nicht gedacht, dass jetzt noch einer damit ankommt.«
    »Es ist noch eine Frau verschwunden«, erklärte Zinkel, »und sie hat dort gearbeitet, wo Sie ein Praktikum gemacht haben. Darum.«
    »Voll krass, aber das kann nur Zufall sein.«
    »Inwiefern?«
    »Oh Mann eh, das ist jetzt vielleicht ein Scheiß.« Sie kickte Eis, dass es nach allen Seiten nur so stob.
    Sie waren inzwischen fast an seinem Wagen angelangt. Zinkel betätigte mit dem Autoschlüssel die Türöffner, bedeutete ihr, sich hineinzusetzen, und stieg selbst an der Fahrerseite ein. Er hauchte sich auf die kalten Hände und rieb sie gegeneinander, bevor er das Schweigen brach.
    »Sie müssen natürlich nichts sagen, schon gar nicht, wenn es Sie belastet«, ging er auf ihre Reaktion ein, »aber ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie es trotzdem tun. Ich verspreche, dass ich nur das weitergebe, was unbedingt sein muss, und ich denke nicht, dass Sie Konsequenzen befürchten müssen.«
    »Und meine Oma?«
    »Von mir erfährt sie nichts«, schwor er. »Sie lässt mich ja nicht mal rein.«
    Gewonnen, hoffte er, denn ihre Miene zeigte fast ein Lächeln, das allerdings augenblicklich wieder erlosch. »Ich schäme mich so«, gestand sie.
    »Dafür gibt es keinen Grund«, versuchte er, sie zu beschwichtigen. »Sie können doch nichts dafür. Und in Ausnahmesituationen machen wir alle manchmal Dinge, auf die wir sonst nie kommen würden, das ist vollkommen normal.«
    »Ausnahmesituation. Genau. Ja. Das war es wohl …« Sie ließ den Kopf

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