Spuren des Todes (German Edition)
Suchaktion. In einem Waldgebiet, nicht weit von ihrer Wohnung entfernt, das von kleineren Wiesen unterbrochen wurde und sehr unübersichtlich war. Auf einem Parkplatz, den kaum noch jemand benutzte, hatte ein Pärchen, das dort spazieren ging, ein verwaistes Auto gefunden, einen Seat, und sich an einen Zeitungsartikel erinnert, in dem ein solches Modell als gesucht beschrieben worden war. Das Kennzeichen hatten sie sich nicht gemerkt, aber die Farbe stimmte, ein helles Metallicgrün, das verwaschen aussah und dem jeglicher Glanz fehlte.
Tatsächlich handelte es sich um Melanie Bricksmanns Auto. Die erste heiße Spur. Noch am selben Tag rückte eine Hundertschaft Bereitschaftspolizisten an, um die Gegend zu durchkämmen. Es dämmerte bereits, als sie im Unterholz eine Stelle entdeckten, die nicht wie der Boden ringsherum dickschichtig mit Laub bedeckt war. Sie kratzten die oberste Erdschicht beiseite, die locker war und relativ weich – und stießen auf einen dunkelgrünen Müllsack.
»Oberschenkelknochen mit Fleischanhaftungen«, so stand es später im Einsatzbericht, die einen »beißenden Verwesungsgeruch« verströmten. Die Polizisten suchten weiter und fanden ein Stück tiefer im Wald einen zweiten Müllsack gleicher Farbe und Größe. Diesmal waren es zwei Arme, mit noch mehr Fleisch daran, halb verwest und von Maden befallen.
Dann musste die Suche unterbrochen werden, da es dunkel geworden war und sie nicht riskieren wollten, im spärlichen Licht der Taschenlampen etwas zu übersehen. Tags darauf wurden sie ein drittes Mal fündig – zwei Unterschenkel. Dabei blieb es, mehr tauchte, soviel ich weiß, bis heute nicht auf.
Die Fundstücke landeten umgehend bei uns im Institut. Was meine Kollegen recht schnell herausfanden: Es handelte sich um Menschenknochen. Allerdings konnten sie unmöglich von der Vermissten stammen. Sie mussten zu einem Mann gehört haben, der noch dazu deutlich jünger gewesen war, als er das Zeitliche gesegnet hatte. Wie die Untersuchungen ergaben, lag dieser Zeitpunkt etwa drei bis vier Wochen zurück. Und es konnte auch festgestellt werden, dass die Körperteile mit einer Säge abgetrennt worden waren.
Damit bekam die Mordkommission noch einen Fall auf den Tisch. Die Akte Melanie Bricksmann hatte sie inzwischen auch von der Vermisstenstelle übernommen. Alles sprach dafür, dass die Sechsundvierzigjährige nicht mehr lebte. Und genauso deutete alles darauf hin, dass mindestens Werner Manritz mit ihrem Verschwinden zu tun hatte. Zwar bestritt er den Verdacht, sobald sie ihn damit konfrontierten, doch mit jeder Vernehmung machte er sich unglaubwürdiger. Anfangs hatte er noch geschworen, der Abend seines Geburtstags sei überaus harmonisch verlaufen. Und überhaupt, Melanie sei seine Traumfrau gewesen, nicht einmal ein Haar hätte er ihr krümmen können. Er wüsste selbst gern, wo sie stecke, und sei wahnsinnig enttäuscht, dass sie sich nach dieser tollen Nacht nicht mehr bei ihm gemeldet habe.
Später bröckelte sein Lügengebäude, und er selbst war es, der sie zum Einsturz brachte. Als er nämlich einräumte, dass ihr Trinkgelage etwas ausgeufert und es zu vorgerückter Stunde zu einem Streit gekommen sei. Der sei allerdings völlig harmlos gewesen, nicht mehr als eine Meinungsverschiedenheit, schob er sofort hinterher, eine Spur zu hastig, als sei ihm in dem Moment aufgegangen, dass er sich mit dieser Aussage in Schwierigkeiten gebracht haben könnte.
Auch Werner Manritz’ Stiefbruder verwickelte sich bei den Vernehmungen in Widersprüche. Offensichtlich wusste er mehr, als er bisher zugegeben hatte. Aber keiner von ihnen tat den Ermittlern den Gefallen, ein Geständnis abzulegen.
Erst als sie das Telefon von Werner Manritz abhören ließen, kamen die Kriminalbeamten weiter. Bei einem Gespräch mit seinem Stiefbruder tauschten die beiden Details über das Verschwinden von Melanie Bricksmann aus, die über das hinausgingen, was bis dahin in den Zeitungen gestanden hatte. Handelte es sich um Täterwissen? Dem zuständigen Richter genügte das, er erließ Haftbefehl gegen den neununddreißigjährigen Installateur – wegen Verdacht des Totschlags.
Sein Stiefbruder wurde ebenfalls festgenommen und schien allmählich zu begreifen, dass er in der Klemme steckte. Plötzlich erinnerte er sich doch an den Streit, den es in der Nacht gegeben hatte. Dabei sei es in gewisser Weise auch um ihn gegangen. Melanie und er seien sich im Rausch wohl etwas zu nahe gekommen, aber nur mit
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