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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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entspannte sich ein wenig. Er befahl der KI einen Abfangkurs. Kim spürte, wie die Antriebe hochfuhren. Das Schiff begann zu beschleunigen.
    Kalium.
    Der weite Bogen der Ringe unter ihnen lag größtenteils im Schatten, doch zwei Monde spendeten ein wenig Licht.
    Chlorhydrat.
    Die Sonne kam bereits hinter dem Horizont hervor. Es würde die Sicht nicht gerade verbessern.
    »Nicht mehr lange«, sagte Solly.
    Kim spürte, wie sich ihr Magen zu verkrampfen begann. Schweigend saßen sie da, und beide fröstelten, bis Solly die Temperatur des Raums erhöhte.
    Neunhundert Kilometer, und sie näherten sich rasch.
    Sie flogen in den Sonnenaufgang hinein.
    Natrium.
    Der Marker schien sich zu verändern, wurde abwechselnd heller und dunkler. »Es taumelt«, sagte Solly.
    Sie rasten der Sonne entgegen, passierten sie und hatten sie bald darauf im Rücken, sodass sie endlich ein deutliches Bild bekamen.
    Es war ein Leichnam.
    Kim atmete kaum noch. Ihre Hände hielten die Lehnen des Sitzes gepackt; sie war sich schmerzhaft bewusst, dass Solly sie genau beobachtete.
    »Alles in Ordnung mit dir, Kim?«, fragte er.
    Sechshundert Kilometer.
    Der Leichnam trug einen dunkelblauen Overall mit einem Schulteremblem. Sie konnte keine Einzelheiten erkennen, doch sie wusste auch so, was darauf zu lesen stand. BEHARRLICHKEIT.
    Kim beobachtete, wie der Leichnam durch seinen einsamen Orbit taumelte.
    Emily.
    Als sie sie endlich eingeholt hatten, befanden sie sich schon wieder auf der Nachtseite. Solly befahl der KI, den Körper durch die Frachtschleuse an Bord zu holen. Dann wandte er sich Kim zu. »Und du bist ganz sicher, dass du …?«
    »Ja. Keine Sorge.«
    Er nickte. »Bleib hier. Wenn irgendetwas Unerwartetes geschieht, während ich weg bin …«
    »Was meinst du mit unerwartet?«
    »Wenn wir überrascht werden …«
    »Oh.«
    »… dann sagst du der Hammersmith, sie soll uns hier wegbringen.«
    »Sie gehorcht mir?«
    »Natürlich.«
    »Solly, sei vorsichtig.«
    »Verlass dich darauf.«
    »Du wirst nicht nach draußen gehen, oder?«
    »Nicht weiter, als ich unbedingt muss.« Er schaltete die Kamera des Frachtraums auf den Schirm, sodass sie die Bergungsaktion verfolgen konnte. Dann drückte er sie einen Augenblick lang an sich, bevor er nach unten ging. Ein paar Minuten später marschierte er in einem Druckanzug und mit einem Jetpack auf dem Rücken in den Frachtraum und winkte ihr zu.
    »Kim, kannst du mich hören?«, drang seine Stimme aus dem Lautsprecher.
    »Klar und deutlich, Solly.«
    »Ich pumpe jetzt die Luft ab. Sobald ich damit fertig bin, öffne ich die Luke.« Er stand vor der großen Luke, die anderthalbmal so hoch war wie er selbst und gut sechs Meter breit.
    »Was muss ich dabei tun?«
    »Gar nichts«, antwortete er. »Ich mache alles von hier aus.«
    »Was, wenn du rausfällst?« fragte sie, und es war nicht nur als Scherz gemeint.
    »Ich kann nicht rausfallen«, antwortete er. »Ich bin angeleint.«
    Die Maschinen verzögerten das Schiff. Statt mit stetigem Bremsstrahl modulierte die Hammersmith ihre Annäherung mit Hilfe gelegentlicher Stöße aus den Korrekturtriebwerken.
    Das Objekt kam in Reichweite ihrer Scheinwerfer, und sie erhielt ein gutes Bild. Es war Emily, ohne jede Frage.
    »Ich glaube das einfach nicht!«, sagte Solly. »Warum um alles in der Welt sollten sie Emily hier draußen zurückgelassen haben?«
    »Weil sie nicht erklären wollten, auf welche Weise sie gestorben ist.« Kalte Wut stieg in Kim auf. Diese verdammten Bastarde hatten ihre Schwester tatsächlich umgebracht.
    Warum nur?
    Der Leichnam trieb bis auf weniger als hundert Meter heran. Durch die Außenkameras beobachtete Kim, wie sich die Luke des Frachtraums öffnete. Sie sah Solly, eingerahmt vor dem hellen Licht des Hintergrunds und angestrahlt von den intensiv leuchtenden Ringen des Gasriesen.
    Die Korrekturtriebwerke flammten erneut auf. Die Hammersmith rollte leicht seitwärts und verlangsamte ihre Geschwindigkeit noch weiter, bis fast keine Differenz mehr zu dem treibenden Leichnam bestand. Er verschwand seitlich aus dem Aufnahmebereich der vorderen Kameras und tauchte vor den Backbordkameras wieder auf.
    »Alles in Ordnung, Solly?«
    »Ja, kein Problem. Ich hab sie gleich bei mir hier drin.«
    Sie beobachtete, wie er sich aus der Luke lehnte. Einen Augenblick später zog er den Leichnam zu sich herein, ließ ihn vorsichtig zu Boden gleiten und legte ihn außerhalb des Aufnahmebereichs der Kameras.
    »Ich will sie sehen«, sagte

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