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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Stratton«, stellte er sich vor. »Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Mr. Stratton, trifft es zu, dass die Logbücher für interstellare Flüge in den Archiven gespeichert werden?«
    »Auch die Logbücher für interplanetare Flüge, Dr. Brandywine.«
    »Wäre es möglich, Logbücher von einer Reise einzusehen, die im Jahr 573 stattgefunden hat?«
    »Oh.« Sein Gesicht umwölkte sich. »Logbücher unterliegen dem Schutz der Privatsphäre. Ich fürchte, dazu benötigen Sie einen Gerichtsbeschluss.«
    »Einen Gerichtsbeschluss?«
    »O ja. Jedes Schiffslogbuch genießt den gleichen Schutz. Gehören Sie vielleicht einem Organ der Exekutive an, Dr. Brandywine?«
    »Nein«, gestand Kim. »Ich stelle Nachforschungen an, das ist alles.«
    Solly amüsierte sich wieder einmal köstlich.
    »Allerdings gibt es eine Verordnung über den Übergang in das Allgemeingut«, sagte der Sekretär.
    »Dann sind sie also doch zugänglich?«
    Er konsultierte einen Schirm. »Für interstellare Schiffe in Privatbesitz …« Er zögerte, fand, was er suchte, und fuhr fort: »… fünfunddreißig Jahre vom Zeitpunkt der Datenakquisition an.«
    »Heißt?«
    »In achtzehn Jahren sind sie frei.« Er lächelte. »Ich schätze, das hilft Ihnen nicht weiter.«
    Er ging noch die verschiedenen Gründe durch, die von Gerichten anerkannt wurden. Hauptsächlich hatten sie mit legalen Maßnahmen oder technischen Fragen zu tun. Nichts klang auch nur annähernd nach reiner Neugier. Sie beendete das Gespräch.
    »Was nun?«, fragte Shepard.
    »Was würdest du empfehlen?«
    »Mir scheint keine der bisherigen Vorgehensweisen besonders fruchtbar zu sein. Kleine grüne Männchen. Geister. Bestimmt gibt es bessere Wege, deine freie Zeit zu verbringen, Kim.«
    Sollys Augen glänzten vergnügt. »Hält deine KI dir immer derartige Vorträge?«
    Sie ignorierte ihn. »Was ist am Mount Hope passiert, Shep?«
    »Ich weiß es nicht. Allerdings kann ich ein paar Spekulationen anstellen.«
    »Bitte sehr.«
    »Ich halte es für nicht unwahrscheinlich, dass irgendjemand unvorsichtig mit einer kleinen Menge Antimaterie umgegangen ist. Anders lässt sich die große Menge frei gewordener Energie und das Fehlen jeglicher Meteoritenpartikel nicht erklären.«
    »Was sollte irgendjemand am Osthang des Berges mit Antimaterie?«
    »Vielleicht wollte er einem Verfolger entkommen? Die Explosion ereignete sich drei Tage, nachdem Kane und Tripley mit der Hunter zurückgekehrt waren. Beide haben in diesem Gebiet gelebt. Einer ist verschwunden. Ich halte es für nicht unwahrscheinlich, dass wir es hier mit dem Resultat eines versuchten Diebstahls zu tun haben.«
    »Willst du damit andeuten, Tripley hat seinen eigenen Treibstoff gestohlen? Aber warum?«
    »Möglich wäre auch, dass Kane ihn genommen hat. Tripley hat ihn wiederbeschafft und konnte die Einschließung nicht aufrechterhalten. Allerdings ist das alles reine Spekulation ohne jeden stichhaltigen Beweis.«
    »Was kannst du mir über Benton Tripley erzählen?«, fragte sie.
    Shepard legte alles auf den Schirm. Benton war ein Klon seines Vaters. Tatsächlich bestand über die Hälfte der Bevölkerung Greenways jener Zeit aus Klonen. Er war Ende dreißig, hatte nie geheiratet und genoss einen Ruf als Frauenschwarm. Er war Vorstandsmitglied in mehr als einem halben Dutzend einflussreicher Organisationen, ein enger persönlicher Freund des Premiers, Träger eines Dutzends bedeutender Wohltätigkeitspreise, Präsident der Interstellar, Inc. sowie Vorsitzender von Lost Cause, der Nachfolgeorganisation der Tripley Foundation. Lost Cause widmete sich der Aufgabe, Spenden für die verschiedensten wohltätigen Unternehmungen zu sammeln. Es gab keine Armen mehr, aber immer noch wurden Kinder unerwartet zu Waisen oder von ihren Eltern verstoßen, Menschen, die besondere Ausbildungen nötig hatten, Forschungsvorhaben ohne ausreichende Mittel und dergleichen mehr. Lost Cause war eine der wichtigsten Organisationen Greenways für diese Bemühungen.
    Tatsächlich war auch Kim in den Genuss der Hilfe von Lost Cause gekommen; nach dem Unfalltod ihrer Eltern hatte die Organisation ihr ein Stipendium verschafft. Doch sie hatte sich nie besonders für Lost Cause interessiert. In periodischen Abständen war ein Berater vorbeigekommen, um sich zu überzeugen, dass Kim wohlauf war, und sie hatte pünktlich jeden Monat Geld erhalten. Später hatte sie das Geld zurückgezahlt, doch sie hatte stets Dankbarkeit darüber gespürt, dass Lost Cause sie

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