Spurlos in der Nacht
soeben Gehörten beschäftigt. Er taute aber doch ein wenig auf, als Cato Isaksen sich nach seiner Arbeit erkundigte. Er erzählte von seinem Alltag und von seinen Aufgaben beim Verteidigungsministerium. Er war für alle Arten von Archivierung zuständig. Er hatte ein ganz besonderes System entwickelt. Er sei so ungefähr der Einzige, der sich in den großen Schränken mit ihren Schiebetüren auskannte, sagte er lächelnd und stolz. Jeden Tag nach Feierabend fuhr er zum Essen nach Hause. Oft machte er dann ein Nickerchen, ehe er eine Runde spazierenging. Er sei ungeheuer abhängig von seinen Gewohnheiten, erklärte er. «So ist das, wenn man allein lebt.» Er seufzte tief.
«Sie sollten sich einen Hund zulegen», sagte Cato Isaksen.
«Mit diesem Gedanken spiele ich schon seit vielen Jahren aber meine Mutter war nicht gerade eine Hundefreundin» sagte der andere.
Cato Isaksen hätte fast gesagt, dass die Mutter ihm ja jetz nichts mehr verbieten könnte, aber er schluckte diese Bemerkung lieber hinunter.
Wie bei Tage Wolter hatte Cato Isaksen nun auch das dringende Bedürfnis, Alf Boris Moen zu beschatten. Er wusste nicht so recht warum, hatte nur das Gefühl, dass irgendetwas hier nicht stimmte. Mit den anderen Ermittlern oder mit Randi sprach er aber nicht darüber. Er benutzte einen anderen Zivilwagen als sonst und folgte damit Alf Boris Moen zwei Nachmittage hintereinander zum Sognsvann.
Und beide Male passierte dasselbe. Moen hielt unten au dem Parkplatz. Er machte seinen Spaziergang, dann setzte er sich wieder in seinen Wagen und fuhr nach Hause.
Am dritten Tag besuchte er seine Schwester in Drøbak und jetzt war er wieder hier, auf dem Parkplatz am Sognsvann. Cato Isaksens Kopf war schwer. Am Morgen war erst aufgewacht, als Vetle um kurz vor halb neun das Haus verlassen hatte. Er beugte sich auf dem Sitz vor und sah, dass Alf Boris Moen zwischen den Bäumen verschwand. Cato Isaksen wollte im Auto warten. Er hatte Zeit genug zun Nachdenken. Er hatte schon lange nicht mehr mit Solveig Wettergren und Tulla Henriksen gesprochen. Sobald er die Zeit hätte, würde er die beiden wieder aufsuchen. Er schloss die Augen. Vetle war im Moment oft wütend. Er war wütend, weil der Kater verschwunden war, er war wütend über den Tod seiner Großmutter. Bente redete viel mit ihm Sagte, es sei natürlich für einen alten Menschen zu sterben Aber es half nichts.
Cato Isaksen selber hatte sich schon dabei ertappt, dass er den Tod seiner Mutter vergessen hatte. Mehrere Male wäre er auf der Bygdoyallee beim Kiosk um ein Haar nach links abgebogen, um sie zu besuchen.
Am Vortag hatte er mit Bente darüber gesprochen. «Ich glaube, Vetle macht das arg zu schaffen», hatte er gesagt. Bente hatte barfuß und im Nachthemd vor ihm gestanden.
«Vetle hat mit mir gesprochen», sagte Bente. «Es ist nicht gefährlich.» Er hatte sie fragend angesehen. Und sie hatte gesagt, er dürfe nicht solche Angst haben. Danach war er schlafen gegangen.
Und jetzt war er fast eingenickt, als Alf Boris Moen wieder über den Parkplatz kam. Er trug eine wasserdichte Jacke mit Gürtel, Gummistiefel und Handschuhe. Er öffnete die Autotür und setzte sich auf den Fahrersitz. Drehte den Zündschlüssel um und fuhr los. Sein Auto hinterließ eine scharf riechende Abgaswolke. Cato Isaksen drehte sich um und sah die Hecklichter wie zwei rote Augen auf der staubigen Straße verschwinden. Es war der 21. Juni. Zwei Tage vor Mittsommernacht. Es war 21.10 Uhr.
42
Maiken Stenberg stand auf dem Hof vor dem Haus Der Dunst hing wie ein Schleier über den tiefer gelegenen Feldern. Es hatte die ganze Nacht heftig geregnet.
Heute hingen ihre Haare offen. Sie trat neben das Auto, als Cato Isaksen anhielt.
Etwas machte ihm zu schaffen, als er die Tür öffnete und ausstieg. Wie schön sie war. Er verfluchte sich selbst, weil e sich immer wieder in irgendwelche Frauen verguckte, und schüttelte den Kopf, ehe sie ihm eine Frage stellen konnte. Er konnte ihr ansehen, dass sie Angst hatte. «Wegen Kathrin gibt es nichts Neues», sagte er. «Ich wollte dir nur eine Frage stellen.»
Nun schaute sie schräg zu ihm auf und lächelte, während sie sich die Haare wegstrich, die der Wind ihr ins Gesicht geweht hatte. «Alexander war im Gartenhaus und hat Vögel gefangen», sagte sie mit einem leicht resignierten Lächeln. «Er hat sie umgebracht.»
«Schon wieder?»
«Zwei Spatzen und eine Taube. Sie verirren sich manchmal ins Gartenhaus. Ich war so wütend auf
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