Spurlos
abgenommen. Meinen Sie ...“
„Ja, sie waren nicht unversehrt ...“, sagte Shane.
„Mein Gott ... der Brustkrebs hat mir das Leben gerettet, ja?“
Shane nickte. „Sieht ganz danach aus. Danke, Mrs. Fitzgerald. Alles Gute für Sie.“
Sie sah ernst in die Kamera.
„Detective - ich will, dass Sie den Kerl kriegen. Ich will es um der anderen Frauen wegen.“
„Ja, ich verspreche es Ihnen. Wir kriegen ihn.“
Ihr Lächeln blieb auf dem Monitor stehen.
Zu seiner Überraschung saß Costarelli bereits im Büro als Shane hereinkam.
„Wie war’s beim Arzt?“
Costarelli winkte lässig ab. „Ich hab’ ein paar Vitaminpillen gekriegt. Ich hab’ doch gesagt, es ist nichts Ernstes.“
Shane glaubte ihm nicht . Costarelli war nicht der Typ, der wegen eines allgemeinen Erschöpfungszustandes zum Arzt ging.
„Und, was ist bei dir raus gekommen, Shane?“ Costarelli wippte in seinem Sessel mit der hohen Rückenlehne und knetete seinen Tennisball. Shane berichtete ihm von Evelyn Fitzgeralds Auftritt.
„Tony, dieser Kerl opfert. Und in der Bibel steht: Ein Opfer muss unversehrt sein. Er hat sie laufen lassen, weil ihre Brust amputiert war.“
„Glück gehabt“, murmelte er.
„Ja, das hat sie auch gesagt.“ Shane wusch sich die Hände am Waschbecken und warf dabei einen Blick in den kleinen Spiegel. Die dunklen Ränder unter seinen Augen sahen nicht besser aus, als die von Costarelli.
„ Hat sie ihn beschreiben können?“, wollte Costarelli wissen.
„Nein. Aber es war weder Bowman noch Griffith.“
Costarelli schi en einen Moment lang abwesend. Schließlich kehrte sein Blick zurück.
„Verdammt, Shane, wir haben nicht mehr viel Zeit. Wir müssen ihn endlich schnappen!“
„Ich verstehe nicht, warum du nicht noch ein paar Monate verlängerst, Tony. Und ich, ich werde auch noch ein paar Tage herausschlagen können.“
„Lassen wir das Thema, Shane.“ Costarelli knetete weiter seinen Tennisball. Shane wandte sich zum Fenster. Auf der Wiese unter dem Baum mit den Luftwurzeln hatten sich schon wieder vier Aborigines mit einem Pappkanister Wein eingefunden.
Er drehte sich zu Costarelli um, der gerade aufstehen wollte. Doch er sank zurück. Er verdrehte die Augen, begann zu husten und nach Luft zu ringen. Er stemmte sich wieder hoch, wankte kurz, dann knickten seine Beine ein. Shane bekam ihn gerade noch rechtzeitig unter den Armen zu fassen, bevor er auf den Boden gestürzt wäre.
„Bring mich zu Dr. Singh!“ brachte Costarelli keuchend heraus. „Royal Hospital.“
Shane riss die Tür auf und wäre beinahe über Nat gestürzt.
„Das Royal Hospital – wissen Sie wo das ist?“
Kaum fünf Minuten später schoss der Polizeiwagen, mit Nat am Steuer, Shane auf dem Beifahrersitz und Costarelli auf der Rückbank die Auffahrt der Tiefgarage hinauf. Mit Blaulicht und Sirene raste Nat durch die abendliche Stadt. In seiner ganzen Laufbahn hatte Shane noch nie einen solchen Fahrer erlebt. Selbst Tamara, die auf diesem Gebiet eine der besten war, wäre im Wettkampf mit Nat auf der Strecke geblieben. Der trat das Gaspedal durch, riss im letzten Moment das Steuer herum, umkurvte einen Wagen, scherte aus und gab wieder Gas. Shane krallte sich am Griff über der Tür fest und sah nach hinten.
Costarelli hatte die Augen geschlossen und atmete schwer. Seine Haut war gelblich und wächsern. Schweiß stand ihm in dicken Perlen auf der Stirn. „Ich wollte euch damit verschonen“, brachte er irgendwann heraus. „Sie nennen es Sarkom. Weichteilkrebs.“ Costarelli ächzte und verzog das Gesicht. „Ich schätze, dieses Scheißding frisst mich auf!“
E ine fahrbare Trage und zwei Sanitäter standen schon bereit, als Nat kaum fünfzehn Minuten später vor dem Eingang des Royal Hospital anhielt. Wenige Minuten später wurde Costarelli in einen Untersuchungsraum geschoben. Ein schmächtiger Arzt mit strähnigem Haar eilte herbei, der offene Kittel gebläht wie ein Segel.
„Dr. Singh?“, fragte Shane. Der Arzt nickte kurz.
„Rufen Sie später an.“ Und schon schloss eine Schwester hinter ihm die Tür. Shane drehte sich zu Nat um.
„Hat er nie was gesagt?“
Nat schüttelte wie betäubt den Kopf. Seine Goldkette schien ihm auf einmal zu schwer zu sein.
„Ich versteh’ nicht …“ Nat hatte seine Coolness verloren.
8
Schweigend saß sie Matthew am Küchentisch gegenüber. Nur das Klacken von Metall auf Porzellan unterbrach die Stille.
Seit der Geldübergabe bei Woolworth versuchte sie sich
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