Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
übers Autodach hinweg an. „Irgendwie hab’ ich das Gefühl, dass wir mit Bowman auf dem falschen Dampfer sind.“
    „So? Und wo sollen wir sonst weitermachen?“
    Costar elli hob den Blick in den Himmel. „Ich weiß nicht. Vielleicht bei einem, der eine besondere Geschichte hat?“ Er warf die Zigarette weg und stieg ein. Shane zog die Beifahrertür hinter sich zu.
    „Eine besondere Geschichte“, wiederholte Shane.
    „Ja. Irgendetwas muss ihm passiert sein, dass er so mordet. Irgendetwas Schreckliches.“
    „Vielleicht hat Fraser Bowman ja eine schreckliche Geschichte? Oder der Porschebesitzer? Das wissen wir ja noch gar nicht.“
    Bevor Costarelli antworten konnte , meldete sich sein Handy.
    „Wer?“, blaffte er, brummte etwas, das sich wie „Danke“ anhörte, und legte auf. „Verflucht. Der Porschebesitzer ist der Schwiegersohn Paul van Oosterzees. Eine ziemlich wichtige und einflussreiche Person hier. Der Alte wird nicht davon begeistert sein, wenn er hört, dass seine Tochter betrogen wird.“

6
    Alison starrte auf das Schreiben.
    Hallo Alison, umsonst war die Show nicht zu haben. Ich erwarte 10.000, sonst bist du dran, Sweetheart. Und du kannst dir sicher vorstellen, wie schön das wäre! Ich melde mich – Darling.
    Sie bückte sich nach der übrigen Post, die ihr aus den Händen auf den Rasen gefallen war.
    Sweetheart, Darling – Wer wagte es, sie so zu nennen? Zitternd griff sie nach den Briefen. Auf einmal ekelte sie sich vor dem der Geruch nach feuchten, verwesenden Blüten und trotz der nachmittäglichen Hitze fröstelte sie.
    Und zehntausend Dollar! Wieso zehntausend Dollar! Dabei hatte sie doch schon tausend bezahlt! Phil, das kann nur von Phil kommen!
    Sie stand wieder auf, sah sich um, ob jemand sie beobachtet hatte. Ein Nachbar, der sich vielleicht wunderte, welcher Brief sie so entsetzt hatte, dass sie stocksteif in der Garageneinfahrt stand. Aber da war niemand. Die Straße lag friedlich vor ihr, nur gedämpft drangen Stimmen aus dem gegenüberliegenden Garten heran. Alles war wie sonst an einem gewöhnlichen Nachmittag in der Trockenzeit. Sie würde Christine zur Rede stellen. Und Phil! Aber … wenn Phil tatsächlich etwas mit der Sache zu tun haben sollte, dann würde er es doch niemals zugeben.
    Das Kuvert wog immer schwerer in ihrer Hand. Unschlüssig stand sie da. Zur Polizei gehen war ausgeschlossen. Dann müsste sie auch die Zahlung der tausend Dollar erwähnen, genauso wie Matthews Verhältnis mit Valerie Tate. Niemand würde ihr diese verrückte Geschichte abnehmen – und ganz sicher nicht die Polizei.
    Sie dachte an die alte Aborigine vom Mindil Beach Market.
    „Ich halte allein die Stellung!“, hatte Meg gesagt, „du kannst ruhig losgehen und was zu essen holen.“
    Alison erinnerte sich genau. Es war dunkel geworden. Der Halbmond leuchtete hell und an den Ständen brannten Lichter und bunte Laternen. Kinder tollten umher, Musik vermischte sich, Menschen lachten, Wolken von Essensdüften schwebten über der Promenade am Strand, bunte Drachen, von Kinderhänden gehalten, standen am Himmel, und draußen in der Bucht hob sich die dunkle Silhouette eines sanft schaukelnden Segelbootes ab. Zwischen den Ständen hatte das Gedränge nachgelassen, die meisten Besucher saßen jetzt auf dem Rasen, aßen, tranken, redeten mit Freunden. Die Menschen genossen den Abend – alle außer ihr, so kam es Alison vor. Sie ging an dem hell erleuchteten vietnamesischen Stand vorbei, vor dem auch jetzt noch eine Menschenschlange ausharrte, schob sich an ihr vorbei zu einem Stand, an dem sich ein korpulenter rotgesichtiger Mann abmühte, einem Didgeridoo einen Ton zu entlocken. Da spürte sie wieder den Blick – und diesmal hielt er sie gefangen, ließ sie nicht mehr los. Alison starrte in die dunklen Augen der Aborigine. Sie saß zwischen einem Verkaufstisch auf dem Aborigine-Bildern ausgebreitet waren und einem Stand, der Spiegel mit verschnörkelten Rahmen anbot. Sie hockte auf einem Klappstuhl, eine stämmige Frau in einem dunklen, weiten Kleid, das dichte, graue, ohrläppchenlange Haar gescheitelt. Alison ging langsam näher. Die Frau sah sie einfach nur mit ihren kohlrabenschwarzen Augen an. In diesem Moment glaubte Alison in einen Spiegel zu sehen, der ihren Blick tief in sich selbst lenkte und der sie ihre Unschuld erkennen ließ. Nein, sie war nicht für Valerie Tates Tod verantwortlich. Da hatte sich die Alte auf einmal abgewandt, und Alison war wieder zum Stand

Weitere Kostenlose Bücher