Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
ein, dass McNulty dort geboren war.
    Costarelli drehte sich um, wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn.
    „ Alles okay, Tony?“
    „Jeannie Reid. Letzten Monat dreißig geworden.“
    „Du kanntest sie?“, fragte Shane.

2
    Steve Whitlam hatte das Café als Treffpunkt vorgeschlagen. Obwohl er Tamara nicht kannte, würde er sie sicher sofort erkennen. Sie war der einzige Gast, der allein an einem Tisch saß. Alle anderen waren von Familien mit Kindern oder Paaren besetzt. Sie war zehn Minuten früher gekommen, weil sie schneller als erwartet einen Parkplatz gefunden hatte. Sie sah durch die große Scheibe nach draußen.
    Der Riverside Quai in Brisbane war voller Menschen. Die Stände des Flohmarkts hatte man oberhalb und unterhalb der breiten Treppe aufgebaut, die von der Straße hinunter zum Fluss führte, auf dem gerade die blaue Citycat, das Wassertaxi heranglitt. Überall, entlang der Uferpromenade, die sich am Fuß der modernen Apartmenthäuser erstreckte, wurden bunte Tücher, Holzmöbel, Aquarelle, Töpferware, Puppen und tausend andere Dinge angeboten. Es war halb elf, und es war nicht zu heiß, denn hin und wieder schob der Wind Wolken vor die Sonne. Außer den zahlreichen Touristen waren auch viele Einwohner der Stadt unter den Besuchern, die sich von Stand zu Stand treiben ließen oder in einem der Cafés die Aussicht auf den Markt und den Fluss genossen.
    Der Keller brachte ihr einen Caffé Latte. Tamar fühlte sich schlecht. Seit Tagen recherchierte sie und was war dabei herausgekommen? In Darwin hatte der Täter ein weiteres Mal zugeschlagen. Shane hatte sie heute Morgen angerufen. Kaum eine halbe Stunde später brachten sie es in den Nachrichten. Als sie Shane von ihren Ermittlungen berichtete, schwieg er zunächst. Sie wusste, wie schwer es ihm fiel, Gefühle zu zeigen, geschweige denn über Gefühle zu reden. Sie versprach, ihn auf dem Laufenden zu halten und verabschiedete sich. Ihre Einladung bei Todd Hoffman erwähnte sie nicht.
    Wieso zog sie Hoffman überhaupt in Erwägung? Warum wollte sie ihn unbedingt als Täter entlarven? Es fiehl ihr schwer, ehrlich zu sich selbst zu sein. Suchte sie nicht bloß einen Grund, ihre Gefühle zu verleugnen? Todd Hoffman hatte vom ersten Moment an etwas in ihr ausgelöst und das durfte sie sich nicht gestatten. Sie rührte in ihrem Glas, und als sie aufsah, bemerkte sie einen Mann, der sich suchend umblickte.
    „Detective Thompson?“ Er streckte die Hand aus.
    „ Danke, dass Sie gekommen sind, Mr. Whitlam.“ Tamara schüttelte dem Mann in heller Leinenhose und weitem weißen T-Shirt die Hand. Er war Anfang vierzig, wie Hoffman, doch längst nicht so durchtrainiert. Sein graues Haar war dicht und gewellt. Die leicht hängenden Wangen und auch Bauch, über dem das weite T-Shirt hing, ließen auf einen Liebhaber von gutem Essen und Trinken schließen, der sich nur hin und wieder zu einem Strandlauf aufraffte.
    „Schon in Ordnung. Ich hatte gehofft, das alles zu vergessen, aber …“ Er schüttelte langsam den Kopf und legte die Stirn in Falten. „…als ich in den Nachrichten gehört habe, dass in Darwin …“ Er brach ab, schob den Stuhl zurück und nahm ihr gegenüber Platz.
    „Ich verstehe, Mister Whitlam.“
    „Meine Kinder lieben den Flohmarkt und meine Frau sowieso.“ Jetzt lächelte er. Tamara fand seine Stimme angenehm, und als sie ihm jetzt gegenüber saß, dachte sie, dass die sympathischen Männer leider meist schon vergeben waren.
    „Ich war schon lange nicht mehr hier.“ Sie blickte hinunter auf die bunte Menge.
    „Sie sind wahrscheinlich zu sehr damit beschäftigt, Verbrecher zu jagen.“ Er lächelte wieder und steckte sie diesmal an. Der Kellner fragte nach seinem Wunsch, er bestellte eine Cola. Ich finde in letzter Zeit zu viele Männer nett, sagte sie sich, das ist nicht gut. Sie konzentrierte sich auf die Fragen, die sie ihm stellen wollte. Aus zwei Gründen traf sie sich mit ihm: Sie wollte wissen, ob Todd ihr die Wahrheit gesagt hatte – und sie wollte sich ein genaueres Bild von jener Nacht machen, in der Patty ermordet wurde.
    „Sie haben damals gesagt“, begann sie. „Patty sei sehr aufgedreht gewesen, als sie zu Ihnen und Ihren Freunden ins Pub kam.“
    F ür einen Moment schloss er die Augen. Als er sie wieder öffnete, sagte er:
    „Wissen Sie, das alles kommt mir vor, als wäre es in einem anderen Leben passiert. Aber ja, s ie war ziemlich ... wie soll ich sagen ... quirlig. Sie sprach zu laut, sie

Weitere Kostenlose Bücher