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ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

Titel: ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Noah Kym
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sacken. Ihre Knochen schmerzten, und vor lauter Erschöpfung musste sie sich mit der Stirn an seine Brust lehnen – aber nur für einen Sekundenbruchteil! »In Ordnung«, flüsterte sie.
    Jacob legte ihr den Arm um die Hüfte und schob sie weiter. Rena vermochte nicht zu sagen, wie sie durch die Korridore und über die Treppen des Weinguts kamen, doch als sie den trommelnden Regen hörte und den frischen Duft des Erdreichs und der
Esani
roch, wusste sie, dass sie richtig waren. Gemeinsam traten sie auf die Veranda.
    Wille verdrängte Müdigkeit, und Rena wurde sich mit einem Mal sehr bewusst, dass Jacobs Hand auf ihrer Hüfte ruhte, sein warmer Körper dicht neben ihrem stand. Sie löste sich von ihm, trat auf die wackeligen regennassen Holzstufen und glitt sofort aus. Jacob fing sie am Ellbogen und stützte sie. Gerade als Rena zum düsteren Himmel aufsah, brach das Mondlicht durch den Nebel.
    Jacob war ein leichtfüßiger Reisebegleiter, stellte Rena fest, als sie gemeinsam zur Flussstraße gingen. Sie mieden die Schlammlawinen und Pfützen auf der Strecke bestmöglich. Hin und wieder gab der durchgeweichte Boden unter ihrem Gewicht nach und zwang sie zu spontaner Akrobatik, wenn sie nicht stürzen und sich verletzen wollten. Trotz des schwierigen Terrains hatte Rena nach einem Kilometer ihre übliche Geschwindigkeit erreicht. Der unheimliche weinfarbene Himmel verhinderte, dass der Weg in Finsternis verschwand.
    Rena warf nur selten einen Seitenblick zu Jacob. Sie wollte die ein wenig beunruhigende Nähe von vorhin nicht wieder zulassen. Stattdessen sah sie zu den Pah-Bergen, die sich rechts von ihr in der Ferne erhoben, zu den dunklen Silhouetten einstiger Vulkane am Ende des Felsentals nahe Mylea, zu den grasbewachsenen Ebenen, die sich zu ihrer Linken bis zum Horizont zu erstrecken schienen, und hinunter ins Sahving-Tal, aus dem sie stammte.
    Der lehmige Geruch regennassen Torfs und der Duft von Schilf und Marsch schwängerten die Luft. Rena hörte das Prasseln des Regens auf der Wasseroberfläche des Yoljas und wusste, dass sie die Flussstraße fast erreicht hatten. Das Wetter störte sie kaum. Der Pullover, den sie im vorigen Jahr gestrickt hatte, schützte sie ausreichend vor den leichten Regenfällen. Diese, so vermutete sie, machten sicher auch Jacob, dem Flussschiffer, nichts aus.
    Der Weg führte sie einen kleinen Hügel hinauf und auf vertrautes Gebiet. Rena weinte fast vor Erleichterung, als sie den gepflasterten Pfad der alten Bajora betraten. Nun, da sie nicht länger auf jeden Schritt achten mussten, begann sie zu joggen, und wie üblich folgte Jacob ihrem Beispiel.
    Sie näherten sich dem Ufer. Saure Sumpfgase wichen salzig riechenden Winden. Der Weg, der bislang mal angestiegen und mal abschüssig gewesen war, führte nun nur noch hinab ins Tal. Als die ersten weißen, vom Wasser polierten Felsen auftauchten, wusste Rena, dass sie bald die Kreuzung und die Brücke nach Mylea erreichen würden. Doch sie erkannte erstere kaum wieder, stand neben ihr nun ein Schild in Föderationsstandard und auf Bajoranisch.
    Noch ein Zeichen des Wandels
, dachte sie wehmütig. Ob der Ort bei ihrem nächsten Besuch noch aussehen würde wie jetzt? Oder war er wie scheinbar alles andere in ihrem Leben in letzter Zeit: im Übergang begriffen, unstet wie eine Düne am Strand?
    In Gedanken rechnete sie sich aus, wie lange sie nach der Brücke noch bis Mylea brauchte. Schließlich gab es keine Schlepper, die sie von hier um die Halbinsel herum bis in Myleas Hafen bringen würden. Aber das machte nichts. Rena würde weiterwandern, bis sie auf den Stufen der Bäckerei zusammenbrach. Sie rannte auf die Brücke zu und ihre Beine schienen mit ihr durchzugehen. Das Rauschen des Flusses war wie ein Lockruf, drängte sie weiter und …
    »Rena!«, rief Jacob.
    Den Erdrutsch am Fluss bemerkte sie erst, als sie schon fast in die Tiefe stürzte. Nur Jacob, der sich dem Yolja deutlich vorsichtiger näherte, hatte bemerkt, dass der Boden am Fuß der Brücke nachgegeben hatte. Die Brücke war unerreichbar. Rena stolperte über den Ast eines umgestürzten Baumes und fiel kopfüber in den Schlamm. Dabei öffnete sich ihre Tasche, und der Inhalt, darunter ihr kostbares Skizzenbuch, landete in einer trüben Pfütze.
    Ihr Skizzenbuch. Der einzige Teil ihres universitären Lebens, den sie mitgenommen hatte. Ihre Leinwände, ihre Gemälde – all das war in ihrem studentischen Atelier geblieben, als sie nach Mylea aufbrach. Sie hatte

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