ST - Die Welten von DS9 5: Ferenginar - Zufriedenheit wird nicht garantiert
gewesen, und sie lagen noch immer überall herum – selbst auf den Möbeln, den Lampen und dem Wandschmuck. Letzteres war ein Segen, denn auch wenn es unmöglich schien, war Großvaters Kunstgeschmack mit den Jahren sogar noch schlechter geworden.
»Ist da jemand?«
Die Stimme kenne ich
, dachte Nog. Er erinnerte sich kaum an Prinadora, wusste aber noch, wie sie ausgesehen hatte. Und vor allem entsann er sich ihrer schönen Stimme. Offenkundig hatte sie sich in zwanzig Jahren nicht geändert.
»Ich bin’s«, sagte er und drehte sich um. »Nog.«
Im Türrahmen stand eine nackte Frau. »Nog? Ich kenne diesen Namen. Oh, aber ich sollte nicht mit Ihnen sprechen. Mein Vater ist nicht zu Hause. Sind Sie ein Freund von ihm?«
Nog traute seinen Ohren nicht. »Moogie, ich bin es. Dein Sohn Nog.«
»Sohn? Oh ja, ich glaube, ich hatte einst einen Sohn. Denke ich. Das ist
so
lange her.«
Prinadora betrat den Raum. Sie war so wunderschön, wie Nog sie in Erinnerung hatte: kleine, zierliche Ohrläppchen, große braune Augen, eine kleine Nase und perfekt geformte Zähne. Ihre Haut war faltiger geworden, aber nur ein wenig. Er verstand, warum Vater sich in sie verliebt hatte.
»Wie unhöflich von mir. Kann ich Ihnen etwas anbieten?«
»Danke, Moogie, nicht nötig. Ich …« Sein Verstand hatte echte Schwierigkeiten, die Situation zu verarbeiten. »Erinnerst du dich gar nicht mehr an mich?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Sie kommen mir vage vertraut vor, wie gesagt, aber ich kann mir Sachen sehr schlecht merken. Es tut mir leid. Vater sagt, das liegt daran, dass ich eine Frau bin. Unsere Ohrläppchen sind nicht so gut ausgebildet wie die von Männern, deshalb müssen wir auch daheim bleiben und dürfen keine Kleidung tragen. Dieses Privileg ist nur den Männern vorbehalten.«
Prinadora redete wie mechanisch, als wiederhole sie etwas, das man ihr vielfach vorgesagt hatte, das sie aber nicht ganz verstand. Nog sah sie an und begriff, was Vater in ihr gesehen haben musste. Doch er fragte sich auch, ob sie überhaupt mehr als ihr Aussehen zu bieten hatte.
»Erinnerst du dich auch nicht an meinen Vater? Rom? Ihr wart mal verheiratet.«
Sie stutzte. »Ist Rom nicht inzwischen der Große Nagus?«
»Ja.«
»Richtig, genau.« Sie nickte. »Jetzt entsinne ich mich. Vater sagte mir, dass er und ich einst verheiratet waren.«
Nogs Verstand rebellierte. »Aber du selbst hast keine Erinnerung an ihn?«
»Ich denke schon.« Ihr Gesicht verzog sich angestrengt. »Ja … Es ist lange her, aber ich glaube, er war ein guter Kerl. Er hatte ein gutes Herz. Ich war traurig, als er ging. Er hatte einen Jungen bei sich – ich glaube, ich war die Mutter.« Plötzlich wurden ihre braunen Augen groß. »Oh! Das wärst dann du, nicht wahr?«
»Äh, ja. Ja, das war ich.« Nog hatte Mühe, die richtigen Worte zu finden. »Er… Erinnerst du dich daran, was geschah, als Vater und du eure Ehe beendet habt?«
»Das nicht. Vater sagte mir erst kürzlich, wir seien noch immer verheiratet, aber ich entsinne mich keiner Details. Die sind ohnehin Sache der Männer, und als Frau steht es mir nicht zu, sie zu hinterfragen.«
Und wieder mechanisch
. Nog wusste natürlich, dass sich Ferengi-Frauen genauso verhalten sollten. Aber es war Jahre her, seit er zuletzt auf eine gestoßen war, die das auch tat. Die meisten Frauen, mit denen er zu tun und gearbeitet hatte, seit er und Vater von Ferenginar nach Terok Nor zogen, waren das exakte Gegenteil von Prinadora gewesen. Nach Jahren an der Seite von Kira Nerys, Jadzia und Ezri Dax, Kasidy Yates, Prynn Tenmei, Keiko O’Brien, Ro Laren und sogar Korena, hatte er Schwierigkeiten, eine ‚richtige‘ Ferengi-Frau zu ertragen.
Seine Mutter fuhr fort: »Ich weiß, dass Vater sehr wütend ist. Seit Wochen trifft er sich mit Leuten, und dann reden sie davon, den Großen Nagus für seine Taten zahlen zu lassen.« Sie sah Nog an. »Aber ich bin unhöflich. Kann ich Ihnen etwas anbieten? Wir haben herrliche Rohrmaden da, frisch aus dem Garten. Ich kaue sie gern für Sie.«
»Nein danke.« Ungeachtet seines Herumalberns mit Korena, hatte Nog schon lange keine Gelüste mehr nach vorgekauten Speisen. »Ich kann nicht lange bleiben. Ich … Ich wollte dich einfach wiedersehen.«
Sie lächelte. »Oh, das ist lieb von Ihnen … Nog, nicht wahr? Welch schöner Name. Was tragen Sie da für ein Outfit? Ich entsinne mich nicht, je zuvor jemanden in so, na ja, eintöniger Kleidung gesehen zu haben.«
»Ich bin
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