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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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schloss die Augen, bis das merkwürdige Stechen vergangen war.
    Als er sich wieder im Griff hatte, starrte er voller Abscheu auf das, was er angerichtet hatte.
    Reeve lag ausgestreckt vor ihm, und sein Gesicht war vor lauter blutenden und blutunterlaufenen Stellen kaum wiederzuerkennen. Sofort entstand in ihm der dringende Wunsch, dem Verletzten auf seine besondere Weise zu helfen.
    Doch noch ehe er sich in Bewegung setzte, erhielt er einen Stoß, und Carrie Trewithan stürmte an ihm vorbei. Sie fiel mit einem schrillen Schrei vor ihrem Mann auf die Knie und hob seinen Kopf.
    »Ganz ruhig«, beruhigte sie Reeve. »Alles wird wieder gut.« Sie drückte sein Gesicht an ihre Brust und fing an zu weinen.
    Als Valentine zu ihr ging und ihr eine Hand auf die Schulter legte, zuckte sie vor ihm zurück und starrte ihn an wie einen Fremden.
    »Dr. St. Leger, wie konntet Ihr das tun?« Er hatte ihr doch nur helfen wollen. Als Dank starrte sie ihn an, als sei er der Leibhaftige. Als Val sich umsah, bemerkte er, dass auch die anderen ihn anstarrten, bestenfalls mit gemischten Gefühlen, meist aber mit Unverständnis. Sogar sein eigener Zwillingsbruder bildete keine Ausnahme.
    Doch Lance reagierte als Erster. »Das war's, alles ist vorbei«, wandte er sich an die Gaffer. »Du da, komm her, und hilf Mrs. Trewithan, ihren Mann nach Hause zu schaffen.«
    Die Menge zerstreute sich auf Befehl des Burgherrn von Castle Leger. Val stand da, fühlte sich erschöpft und ärgerte sich. Der Splitter an seiner Brust pochte wieder.
    Die Menschen hier hatten Lance immer schon gehorcht. Wenn sein Bruder Reeve Trewithan zusammengeschlagen hätte, hätten sie ihm bestimmt Beifall geklatscht. Ja, wo der gnädige Herr hinlangte, wuchs kein Gras mehr. Aber wenn der heilige Valentine sich so etwas erlaubte, löste er damit nur Ekel und Empörung aus. Die Menschen, die ihn sonst um Hilfe anflehten, wandten sich nun angewidert von ihm ab. Sollte sie doch alle der Teufel holen! Val wollte höhnisch lächeln, aber seine Kehle zog sich vor Schmerzen zusammen. Er machte auf dem Absatz kehrt und eilte davon, um so viel Entfernung wie möglich zwischen sich und dieses elende Dorf zu bringen. »Warte!«
    Aber er hörte nicht auf seinen Bruder. Der Letzte, mit dem er jetzt reden wollte, war Lance. Der hielt ja doch nur ein Dutzend oder mehr Fragen für ihn bereit. Der Arzt lief in Richtung Strand und wollte nur noch fort. Burg Leger war genauso wenig sein Heim wie das Schieferhaus. Er warf einen Blick auf die Klippen, auf das Land, das er einmal so sehr geliebt hatte ... Nein, hier gehörte er nicht mehr hin. Hier war er immer nur ein Außenseiter gewesen, und - »Val!« Sein Bruder befand sich direkt hinter ihm. »Bitte, so warte doch einen Moment. Erklär mir bitte, was sich dort abgespielt hat.«
    »Wonach hat es denn ausgesehen? Ich habe ein wenig die Beherrschung verloren.«
    »Was, du? Der Heilige St. Valentine?«
    »Nenn mich nie wieder so! Nie wieder! Ich finde diesen Scherz schon lange nicht mehr komisch.«
    »Val, fühlst du dich noch gut?«
    »Ja, bestens! Und hör auf, mich anzustarren, als wüsstest du nicht, wer ich bin.«
    »Vielleicht weiß ich das ja auch nicht mehr. Womit hat Reeve dich denn so wütend gemacht?« »Mit nichts.« Der Mann hatte tatsächlich nichts Ungewöhnliches getan, sondern nur wieder in der Schänke herumgehangen. Aber mit einem Mal hatte Val in ihm einen jener brutalen Kerle gesehen, gegen die er sich früher nie zur Wehr gesetzt hatte, die seine Geduld auf eine harte Probe gestellt hatten ...
    Etwas hatte angefangen sich mit Macht in ihm zu regen, wie ein Raubtier, das aus seinem Käfig will...
    Der Arzt musste husten. Dann sagte er: »Bei Trewithan hat mich einfach die Wut gepackt. Aber immerhin habe ich ihn nicht totgeschlagen, also vergessen wir das Ganze, ja?«
    »Verdammt, Val, du solltest aber mit jemandem darüber reden. Seit Wochen bist du ein ganz anderer. Du gehst uns aus dem Weg, und wir machen uns langsam Sorgen um dich.«
    Früher hätte das Mitgefühl in Lance' Augen ihm Trost geschenkt, doch heute ärgerte es ihn zusätzlich. »Du hättest dir besser Sorgen um mich gemacht, als ich noch ein Krüppel war.«
    »Verzeih, natürlich habe ich mich gefreut, als ich sehen durfte, wie gut du wieder laufen kannst, aber -« »Das glaube ich gern, warst du damit doch auch dein altes schlechtes Gewissen los, was, Bruderherz?« Lance zuckte zusammen und erbleichte. Val wusste, wie sehr er seinem Bruder wehtat, aber

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