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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit meinen Uhren ergeht es mir ähnlich.«
    Effie entschied sich endlich für eine Uhr aus Messing, nur um sie nach einem Moment wieder auf ihren Platz zurückzustellen.
    Kate seufzte und wünschte Effie und ihre verdammten Uhren dorthin, wo der Pfeffer wächst. Sie schämte sich dieses unfreundlichen Gedankens, aber die letzten Wochen waren für sie wirklich sehr anstrengend gewesen. Seit Tagen herrschte grauer Himmel, und es regnete in Strömen. Manchmal befürchtete die junge Frau, sie könne mit ihrem Zauber die Sonne vertrieben haben. Oder hatte sie nur dem Mann, welchen sie liebte, das Licht genommen?
    Val veränderte sich mit jedem Tag mehr, unterlag Stimmungsschwankungen und wirkte zunehmend unnahbarer. Die Dörfler tuschelten schon, der gute Doktor sei verrückt geworden oder verflucht.
    Da war leider etwas dran, wie Kate zugeben musste. Ihr liebster vernachlässigte seine Patienten, ging seiner Familie aus dem Weg und ritt stundenlang auf seinem infernalischen Hengst.
    Die einzigen Male, bei denen Kate ihn noch zu sehen bekam, war dann, wenn ... Die junge Frau errötete bis unter die Haarwurzeln.
    Und eigentlich sahen sie sich dabei nicht wirklich, denn sie trafen sich nur im Schutz der Dunkelheit. Aus der einen gestohlenen Nacht waren längst zwei, drei, vier geworden ...
    Kate befürchtete, dass alle Leute mittlerweile über ihr Treiben Bescheid wussten. Dabei störte es sie nicht so sehr, was man hinter ihrem Rücken flüsterte, aber es schmerzte sie, wenn man Vals guten Ruf in Frage stellte.
    Mittlerweile erhielt sie von ihm all die L eidenschaft, die sie sich immer gewünscht hatte, aber irgendwie hatte sie ihren Freund verloren. Manchmal fühlte sie sich in diesen Tagen wirklich einsam, so sehr, dass sie schon versucht gewesen war, den alten Prospero noch einmal in seinem Turm aufzusuchen.
    Aber heute Nacht würde alles sein Ende finden. Genau ein Mondzyklus war seit der Nacht zu Allerheiligen vergangen. Die Vorstellung, den Zauber endlich zurücknehmen zu können, erfüllte Kate mit Erleichterung und auch Furcht...
    »Mein Liebes?« Effie legte ihr eine Hand auf die Schulter. Kate wischte sich rasch eine Träne aus dem Auge, bevor sie sich zu ihrem Vormund umdrehte. Effie stand mit zwei Uhren vor ihr. »Ich kann mich einfach nicht entscheiden. Welche von beiden findest du besser?« Kate musste lachen, konnte sich einfach nicht dagegen wehren. Ihr Herz stand kurz davor, zu zerbrechen, und Effie verlangte von ihr, eine Uhr auszusuchen. Um der Adoptivmutter nicht beide Zeitmesser zu entreißen und auf den Boden zu werfen, stand sie rasch auf und entgegnete: »Himmel noch mal, Effie, nimm doch beide mit, wenn du dich nicht von einer trennen kannst!« Die ältere Frau prallte zurück und wirkte verletzt wie ein Kind, dem man ungerechterweise eine Ohrfeige verpasst hat.
    »Tut mir Leid«, sagte Kate sogleich. »Nimm die vergoldete mit, die ist sowieso die schönste in deiner Sammlung.«
    Aber damit hatte sie sich auf ein Gespräch eingelassen und bekam sofort die Rechnung präsentiert. »Freust du dich denn gar nicht auf die Reise, mein Kind? Ein bisschen aufgeregt bist du schon, was?«
    Nein, wollte Kate erwidern, beherrschte sich aber. Wenn diese Nacht vorüber wäre, würde es keine Rolle mehr spielen, wo sie sich gerade aufhielt. Denn dann würde Val wieder ganz der Alte sein und sich furchtbar über das entsetzen, was sie während ihrer Schäferstündchen angestellt hatten.
    Er würde Kate nie wiedersehen wollen, und damit hätte sie nicht nur ihren Liebhaber, sondern auch ihren Freund verloren.
    Nach dieser Nacht erwartete sie nur noch ein schwarzer Abgrund.
    Die junge Frau zwang sich zu einem Lächeln: »Ich glaube, London wird sicher ganz famos.« Aber statt beruhigt zu sein, brach Effie in Tränen aus. Sie warf sich Kate in die Arme und schluchzte hemmungslos. »Aber, Effie, was hast du denn jetzt schon wieder?« »I-ich kann es einfach nicht ertragen, dich so unglücklich zu sehen!«
    Was sollte sie ihrer Adoptivmutter nur sagen? Wie üblich schluckte sie ihren eigenen Kummer hinunter und versuchte, Effie zu trösten.
    »Aber ich bin doch gar nicht unglücklich, sondern nur etwas müde. Und die Vorbereitungen für die Reise sind wirklich anstrengend.«
    »J-ja, hast ja Recht.« Effie suchte nach ihrem Taschentuch. »Glaub nur nicht, mein Liebes, ich wüsste nicht, wie es in deinem Innern aussieht. Du bist traurig, weil du all deine Freunde und Freundinnen für eine Weile nicht mehr sehen kannst.

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