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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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acht Jahre alten Knaben in der Tür. Rafe fragte sich, wie lange der Bursche wohl schon dort stehen mochte. Für Kinder hatte er nicht viel übrig, erst recht nicht, wenn sie einem hinterherspionierten.
    »Was, zum Henker, willst du von mir?«, knurrte er ihn an. Der Junge zuckte zusammen, wagte sich aber einen Schritt näher. Ernste blaue Augen blickten Rafe unter wirrem hellblondem Haar an. »Ich wollte Euch nur mit dem Sattel helfen, Sir.« »Ich brauche aber keine Hilfe!« Er wandte dem Bengel den Rücken zu und hoffte, dass dieser ginge. So ein schmächtiges Bürschchen ließ sich doch gewiss leicht einschüchtern.
    Doch zu Rafes Verärgerung blieb der Knabe und kam sogar noch ein Stück näher. »Rufus ist ein braves Tier.«
    Rafe schwieg dazu. Außerdem hatte er große Mühe mit dem Sattelgurt. Mortmain hatte Pferde nie als »brav« oder »ungezogen« angesehen. Für ihn waren sie nur eine oft unbequeme Notwendigkeit, wenn man sich gezwungen sah, größere Entfernungen an Land zurückzulegen. »Ihr werdet ihn doch gut behandeln, Sir, jetzt, da Ihr ihn gekauft habt, oder?«, wollte der Kleine wissen. Aber natürlich. Zumindest so lange, bis der Gaul ihn zu seinem Ziel getragen hatte. Danach mochte ihn der Pferdemetzger oder der Abdecker haben. Weil der Mann ihm keine Antwort gab, zupfte der Junge ihn zögernd am Ärmel. »Rufus mag gerne Möhren in seinem Hafer und -«
    »Himmeldonnerwetter!«, fluchte Mortmain. »Lass mich endlich in Ruhe. Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin? Und müsstest du nicht längst im Bett liegen?« Der Knabe sprang erbleichend zurück, und die Sommersprossen auf seinem Nasenrücken leuchteten. Für einen Moment glaubte Rafe, sich selbst in den erschroc k en dreinblickenden Augen des Kleinen wiederzuerkennen; so eingeschüchtert hatte er auch einmal ausgesehen, damals, als...
    Er presste sich die Hand an den Mund, weil ihn wieder ein Hustenkrampf schüttelte. Der Junge wich, weiterhin rückwärts gehend, vor ihm zurück und prallte plötzlich gegen eine dicke Frau mit schwarzem Kleid, zerschlissener Schürze und plumpem Gesicht.
    Sie erfasste die Situation sofort und strich ihrem Sohn über das abstehende blonde Haar. »Der Abwasch wartet auf dich, Charley. Da machst du dich besser gleich dran.« Der Knabe warf Rafe einen unsicheren Blick zu, bevor er sich zurückzog. Seine Mutter sah ihm für einen Moment hinterher und wandte sich dann an Rafe. »Tut mir Leid, Mr. Moore, wenn mein Sohn Euch wegen dem Pferd belästigt hat.«
    Mortmain brauchte einen Moment, ehe ihm einfiel, dass er sich unter diesem Namen hier vorgestellt hatte - sie hatte ihn entdeckt, als er wie ein verwundeter Wolf um ihren Hof geschlichen war. Er murmelte etwas Unverständliches und hoffte, sie würde wieder verschwinden. Aber nein, sie lächelte ihn traurig an. »Wisst Ihr, Rufus stammt von meinem verstorbenen Mann. Der Gaul gehört zu dem Wenigen, was meinem Sohn von seinem Vater geblieben ist.«
    Wollte die Nervensäge ihm damit irgendetwas nahe bringen? Rafe zuckte nur die Schultern und tat so, als müsse er den Sitz des Gurts überprüfen, und wünschte dringend, dass die Frau endlich verschwand. Doch da trat sie näher und klopfte dem Tier liebevoll auf den Hals. Das blöde Vieh hob tatsächlich den Kopf und rieb die Nüstern an ihrem Arm. Wie hieß die Witwe doch gleich? Corrine ... Brewster oder Brewer, Rafe konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, aber das störte ihn nicht sonderlich.
    Sie gehörte offensichtlich zu den ebenso närrischen wie sentimentalen Weibern, die ihm schon immer gegen den Strich gegangen waren. Weiche Augen, weicher Mund, unauffälliges braunes Haar, das sie sich eher praktisch als flott unter die einfache weiße Haube gesteckt hatte, und rote Wangen.
    »Ich möchte Euch danken«, erklärte sie verlegen und schob sich um das Pferd herum, um ihn anzusehen. »Weil Ihr eine wirklich großzügige Summe für Rufus bezahlt habt. Ich weiß, der Gaul ist das nicht wert, und ich fühle mich auch ein wenig schuldig, Euch so viel abgeknöpft zu haben, aber Charley und ich brauchen das Geld wirklich ganz dringend ...«
    »Und ich brauche ein Pferd. Die Summe ist mir einerlei.« Für einen Sterbenden spielte Geld wirklich keine Rolle. Er hatte den Wallach eigentlich stehlen wollen, aber da hatte die Frau ihn entdeckt. Man hatte ihn gesehen, und er konnte es nicht wagen, für Aufruhr und Geschrei zu sorgen. Womöglich hätte man ihn noch festgenommen und eingesperrt.
    Und Zeit war das

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