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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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das ganze Hügelland erbeben.
    Ein gezackter Blitz sauste herab und überzog den stehenden Stein mit Rauch und Funken. Kate zog den Kopf ein und kreischte.
    Der Arzt wappnete sich in Erwartung von Rafes Schmerzen.
    »O mein Gott!« Er riss entsetzt die Augen auf, weil er mit einem solchen Ansturm nicht gerechnet hat. Eine Woge von Schmerzen überspülte ihn. Doch keine körperlichen Schmerzen, die er womöglich noch ertragen hätte, sondern etwas anderes, etwas Hässliches und Erschreckendes.
    Eine Welle voller hässlicher Gefühle - Zorn, Verbitterung und Verzweiflung. Ächzend und keuchend versuchte Valentine, die Oberhand zurückzugewinnen und den Strom zu kappen ...
    Aber er bekam seine Hand nicht frei. Rafe hing an ihr wie ein Ertrinkender und drohte den Arzt mit sich hinunter in seine schwarzen Fluten zu ziehen. Alles in seinem Kopf schien zu schwimmen. Er zerrte an Rafes Hand und schlug mit seiner anderen Hand darauf.
    Durch die Anstrengung schössen Funken aus dem Splitter an der Halskette.
    Ein roter Schleier legte sich vor seine Augen. Offenbar drohte auch er das Bewusstsein zu verlieren. Mit der Kraft der Verzweiflung kämpfte er dagegen an und wurde doch von Moment zu Moment schwächer. Eine gewaltige Explosion betäubte seine Ohren, der ein blendender Blitz folgte. Rafes Hand entglitt seiner, und er sank zurück und ließ sich in die Dunkelheit fallen.
    Der Regen prasselte zu Boden und erstickte die letzten Flammen in einem verärgerten Zischen. Kate kroch aus dem Heidekraut, unter dem sie sich versteckt hatte und wo sie bis auf die Haut durchnässt worden war. Taumelnd stolperte sie ein paar Schritte weit und fühlte sich vollkommen ausgelaugt und zerschlagen. Wie benommen starrte sie auf die Reste ihres Feuers, von dem nicht mehr als ein schwarzer Kreis auf dem Boden übrig geblieben war. Immer noch zogen schwarze Wolken über den Himmel, aber Blitz und Donner schienen an einen anderen Ort gewandert zu sein. Die junge Frau stand zitternd da. Was hatte sie getan? Ihre Erinnerung war etwas verschwommen. Sie wusste nur noch, dass sie etwas Dunkles und Gefährliches auf die Erde losgelassen hatte.
    Kate presste Prosperos durchnässtes Buch an sich und rannte, so schnell sie nur konnte, nach Hause.
    Jem Sparkins erreichte das Schieferhaus in dem Moment, in dem der große Regen einsetzte. Er sprang in die Diele und traf dort gleich hinter der Tür seinen Herrn auf dem Boden an.
    »Doktor St. Leger! Sir! Master Valentine!«
    Er erhielt keine Antwort. Die Gesichtszüge des Arztes sahen so verzerrt und unbeweglich aus, dass Jem das Schlimmste befürchtete.
    Er kniete sich neben seinen Herrn. Die Gesichtshaut war weiß und eiskalt...
    Der Diener musste an sich halten, um seiner aufsteigenden Panik nicht nachzugeben. Was konnte er tun? Jem rief sich das Wenige ins Gedächtnis zurück, was er als Diener eines Arztes aufgeschnappt hatte ... Frisches Wasser holen? Ihm einen Brandy unter die Nase halten? Ihm die Handgelenke reiben? Den Puls messen? Ja, das war's.
    Er hob Valentines Hand, presste Zeige-und Mittelfinger auf das Handgelenk und dachte schon, seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt zu bekommen ... Aber nein. Der Arzt hatte einen kräftigen, regelmäßigen und gesunden Puls.
    Warum lag er dann so steif und kalt da? War er gestürzt? In Ohnmacht gefallen? Von einem Einbrecher niedergeschlagen worden?
    Jem sah sich rasch um. Auf den ersten Blick ließ sich hier nichts entdecken, was auf ein gewaltsames Eindringen hinwies. Womöglich hatte das kranke Knie nachgegeben, und der junge Herr hatte sich beim Sturz den Kopf angeschlagen.
    Himmel und Hölle! Der Diener hatte so etwas schon seit langem kommen sehen. Vielleicht hatte in den vielen Jahren seines Dienstes für diese Familie einiges von deren besonderen Gaben auf ihn abgefärbt. Jem fuhr sich durchs Haar und überlegte fieberhaft, was er jetzt tun könnte oder musste. Da schlug Valentine die Augen auf.
    Der Diener beugte sich aufgeregt über ihn.
    »Dr. St. Leger? Könnt Ihr mich hören? Wie schlimm seid Ihr verletzt? Was ist geschehen? Seid Ihr gestürzt?« Valentine starrte ihn verständnislos an, und Jem befürchtete schon, sein Master wisse nicht mehr, wer er war. Doch da murmelte der Arzt: »Ich bin nicht gefallen ... sondern von einem Blitz getroffen worden.« Nun blickte der Diener verständnislos drein. »Hier im Haus, Sir? Äh, Ihr liegt hier in der Diele.« »Ja, ich weiß. Eigenartig, nicht wahr?« Ein schrecklicher Verdacht kam Jem. Der

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