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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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stehen: Auf seinem Handteller lag eine Silberkette, und an der hing ein Stück Kristall von unvergleichlicher Schönheit... Der Kristallsplitter, der ihnen vor Jahren gestohlen worden war ... vermutlich von dem Stein abgeschlagen, der den Knauf des St.-Leger-Schwerts zierte. Valentine hielt den Splitter ins Licht. Nur ein winziges Stück, aber es glitzerte wie ein Eiszapfen im Sonnenlicht und ließ die Decke der Diele in allen Regenbogenfarben erstrahlen.
    »Nehmt das verdammte ... Ding weg!«, krächzte der Mortmain und drehte den Kopf zur anderen Seite, als würde das Licht des Splitters ihn verbrennen. Erst nach einiger Anstrengung gelang es dem Arzt, den Blick von dem Stück Kristall abzuwenden. Er legte sich die Kette um den Hals und verbarg den Stein unter dem Hemd.
    Tausend Fragen und mehr gingen ihm durch den Kopf: Also hatte Rafe die ganzen Jahre über den Splitter in seinem Besitz gehabt. Aber warum war er nach Cornwall zurückgekehrt? Nur um ihn zurückzugeben? Und warum gerade ihm, Valentine? Das Schwert war offiziell in den Besitz von Lance übergegangen, dem ältesten Sohn und damit Erben von Burg Leger. Rechtlich gesehen gehörte also ihm der Splitter.
    Wo hatte der letzte Mortmain die ganzen Jahre über gesteckt? Und welche Krankheit hatte ihn befallen und so furchtbar ausgezehrt?
    Ein. Blick auf den Mann überzeugte Valentine, dass er von ihm keine Antworten auf seine Fragen erhalten würde. Rafe hatte die Augen geschlossen und schien in die Bewusstlosigkeit hinüberzugleiten. Um das zu erkennen, musste man nicht Medizin studiert haben. Rafe Mortmain hatte nicht mehr lange zu leben. Valentine suchte in sich nach Triumphgefühlen , den alten Erzfeind derart am Ende zu sehen. Doch stattdessen verspürte er nur Bedauern darüber, ein Leben vorzeitig beendet zu wissen. Und wenn Rafe kein Mortmain gewesen wäre, was hätte dann alles aus ihm werden können?
    Valentine griff nach dem Handgelenk des Mannes und maß ihm den Puls. Viel zu schwach. Er keuchte und röchelte, als bereite ihm das Atmen körperliche Qualen. Der Arzt entdeckte auch die angespannten Stellen im Gesicht des Mannes ...
    »Bitte«, flüsterte Mortmain kaum hörbar. Valentine beugte sich über ihn, um ihn besser verstehen zu können. »Ich flehe Euch an, St.-Leger, tötet mich!« Entsetzt fuhr der Arzt zurück. Nicht zum ersten Mal bat ihn ein Patient, seinem Leiden ein Ende zu machen. Aber von dem einst so stolzen und starken Raphael Mortmain hätte er das nie erwartet.
    Offenbar ging der Mann unter sehr großen Qualen zu Grunde - und Valentine wusste nicht, was er dagegen tun sollte.
    Höchstens ihm die letzten Stunden ... Er spürte das vertraute Prickeln in den Händen - und schreckte entsetzt vor der bloßen Vorstellung zurück. Das wäre selbst vom gütigsten Menschen zu viel verlangt. Nicht einmal ein Heiliger würde seinem Erzfeind beistehen.
    Doch noch während der junge St. Leger sich solche Gedanken machte, krümmte sich Rafe schon wieder vor Schmerzen. Eine einzelne Träne rann aus einem seiner geschlossenen Augen und verschwand im dichten Bart. Valentine bezweifelte, dass dieser hartgesottene Mann in seinem ganzen Leben schon einmal geweint hatte. Unwillkürlich ergriff er dessen Hand und drückte sie. So viel konnte er auch für einen Mortmain tun. Und ihm ein wenig von seinen Schmerzen nehmen. Er konzentrierte sich auf seine Aufgabe, zwang alle anderen Empfindungen aus seinem Bewusstsein und ließ seinen Geist durch die Hand in Rafe eindringen. Gleichzeitig öffnete sich sein eigenes Fleisch, und ihm entströmte die eigene Kraft, um in den Kranken einzuströmen.
    Nichts.
    Überhaupt nichts hatte sich getan. Kate öffnete ein Auge und spürte den ersten Regentropfen auf der Wange. Das Feuer drohte jeden Moment auszugehen, und das dumme Stück Kohle weigerte sich hartnäckig zu glühen.
    Die junge Frau wusste zwar nicht, was sie eigentlich erwartet hatte, aber gewiss etwas mehr als das hier. Sie nahm sich das Buch noch einmal vor. Hatte sie die alten
    Worte falsch ausgesprochen? Oder mussten sie mit mehr Überzeugung gesungen werden? »Mithcaril bocurm epps!«, rief sie.
    Immer noch nichts. Kate nahm allen Mut zusammen, legte den Kopf in den Nacken und schrie die Wörter in den Wind.
    Unheimliches Schweigen folgte. Dann schössen unvermittelt die Flammen hoch und tosten mit neuer, ungebremster Wut. Erschrocken fiel Kate auf ihren Hintern. Am Himmel schienen sich die Elemente auszutoben, und ein titanischer Donnerschlag ließ

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