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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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einen Verehrer«, erinnerte Kate sie. »Reverend Trimble verehrt dich aus ganzem Herzen. Er kommt regelmäßig hier vorbei, und ich kann mir nicht vorstellen, dass es ihm nur darum geht, meine Seele zu retten.«
    »Ach, dieser Schlawiner!« Effie errötete bis unter die Haarspitzen. Neuer Glanz trat in ihre Augen, aber dann schüttelte sie entschieden den Kopf. »Natürlich kommt er für mich niemals in Frage. Ein einfacher Vikar vom Lande, ich bitte dich.«
    »Effie, bist du nicht selbst die Enkelin eines einfachen Vikars vom Lande?«
    »Richtig. Doch wir Fitzlegers sind eine Nebenlinie eines vornehmen Geschlechts und vom selben Stammbaum wie die St. Legers.«
    Na ja, dachte Kate. Die Fitzlegers waren einer der zahllosen Affären Prosperos, entsprungen. Aber auf solche Einwände pflegte Effie nie zu hören. Und im Moment brauchte man ihr wohl auch nicht mit den Vorzügen von Mr. Trimble zu kommen.
    »Nein, mein Schatz«, erklärte die ältere Frau ein wenig zu gelassen, »das spielt jetzt keine Rolle mehr. Ich habe gelernt, mit meinem Leben, so wie es ist, zufrieden zu sein.« Was für ein frommer Selbstbetrug, sagte sich Kate. Ihre Adoptivmutter weinte sich immer noch bei jeder Hochzeit, an der sie teilnahm, die Augen aus. Sie hätte schon vor langem einem fröhlichen und einfühlsamen Mann wie dem Vikar ihr Jawort geben sollen. Dann hätte sie mittlerweile einen ganzen Stall von goldgelockten Töchtern, die nachts nicht aus dem Fenster kletterten.
    Kate hatte nie darüber nachgedacht, aber in diesem Moment ging ihr auf, dass Effies Träume ebenso von der grässlichen St.-Leger-Tradition zunichte gemacht worden waren wie ihre eigenen. Als sie der Pflegemutter ins Gesicht sah, glaubte sie dort ihr eigenes Schicksal zu erkennen. Ob sie auch irgendwann anfinge, Uhren zu sammeln? Ob Val sie auch sooft besuchen käme wie der Vikar Effie? Die Vorstellung, eine solche Zukunft zu haben, erschien ihr so schrecklich, dass sie nicht weiter darüber nachdenken wollte.
    Plötzlich befiel sie der unbezähmbare Drang, aus diesem überladenen, überheizten Salon hinauszukommen. Sie sprang auf und küsste Effie auf die Stirn: »Ich sage Nan Bescheid.«
    »Willst du nicht eine Tasse Tee mit mir trinken?«
    »Nein, ich möchte ein wenig spazieren gehen.«
    »Nach allem, was wir eben besprochen haben?«
    »Aber, Effie, wir haben helllichten Tag.«
    »Wo willst du denn überhaupt hin?«
    Bis vor kurzem hätte es darauf nur eine Antwort gegeben.
    Aber jetzt...
    »Weiß nicht«, antwortete die junge Dame und schob sich durch die Tür, bevor Effie sie mit noch mehr Fragen behelligen konnte.
    Die ältere Frau presste sich die Hände an die Brust, denn ihr Herz zog sich aus alter Furcht zusammen. Vielleicht wusste das Mädchen wirklich noch nicht, wohin sie spazieren würde. Dafür wusste Effie es umso besser. »Das dumme Ding wird wieder bei ihm landen, glaubt sie doch, dass er sie immer noch liebt.« Seit frühester Kindheit war sie zu Valentine gelaufen. Aber heute war Kate kein kleines Mädchen mehr. Das Mädchen hatte sie eben gefragt, ob sie die Regeln nicht einmal vergessen und ihre Adoptivtochter zu Valentines auserwählter Braut erklären könnte. Danach hatte sie so getan, als sei das nur ein Scherz gewesen, aber der Blick in ihren Augen hatte sie Lügen gestraft.
    »Was soll ich nur tun?«, fragte sich die Brautsucherin leise. Kates Blick hatte ihr beinahe das Herz gebrochen. Eine Vermählung von Kate und Valentine stand natürlich außer Frage, und das wusste niemand besser als Effie. Sie vergrub das Gesicht in den Händen und spürte, dass sie das Mädchen irgendwie von Torrecombe und Valentine fortbringen musste, ehe alles zu spät wäre.
    Kate zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht, um sich vor dem beißenden Wind zu schützen, der vom Meer heranwehte. Nach dem Sturm letzte Nacht plätscherten die Wellen heute friedlich an den Felsstrand. Die Sonne spiegelte sich auf dem Wasser und erweckte den Eindruck von Wärme. Aber davon ließ die junge Frau sich nicht täuschen..
    Sie hielt sich vom Strand fern und betrachtete traurig das Cottage. Mit der niedrigen Mauer, die das Schieferhaus umgab, wirkte es wie eine Festung. Wie das einzige Anzeichen von Zivilisation in diesem einsamen Landstrich.
    Aber das Gartentor stand offen, und der Weg schien Kate einladend zuzuwinken. Kate blieb stehen und faltete unter dem Umhang die Hände. Sie hatte nicht hierher kommen wollen. Wirklich nicht. Und sie glaubte auch nicht, dass das eine gute

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