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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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geweinter Taschentücher.
    Trotz der tragischen Pose hatte sie die Vorhänge nicht zugezogen, um genau beobachten zu können, wer draußen auf der Dorfstraße vorbeilief. Und unter der Nachthaube zeigten sich die Ringellöckchen - perfekt frisiert wie immer.
    Für jemand, der die vierzig, wenn auch erst kurz, überschritten hatte, zeigte Effie bemerkenswert wenig graue Haare. Kate vermutete, dass ihre Adoptivmutter sie sich regelmäßig auszupfte. Wenn Effie so weitermachte, wäre sie eines nicht zu fernen Tages kahl. Solange Kate hier wohnte, kannte sie ihre Adoptivmutter nur als eine Frau, die den Ablauf der Jahre einfach nicht zur Kenntnis nahm. Man sah sie nur in jugendlichen Kleidern, und über die für ihr Alter lächerlichen Ringellocken wollte man lieber gar nicht erst reden. Das Morgenlicht spielte ihr übel mit, indem es die viele Linien betonte, die sich um ihre Augen und Mundwinkel gegraben hatten.
    Die junge Frau schloss leise die Tür hinter sich, und Effie seufzte tief, streckte eine Hand aus und klagte mit zitternder Stimme: »Kate, ach, Kate ...«
    Das Mädchen hatte schon vor langem gelernt, dass man Effies Leidensphasen am besten mit einer gehörigen Portion guter Laune begegnete. Also schritt sie ins Zimmer, griff sich ein Kissen und schob es ihrer Adoptivmutter unter den Kopf.
    »Na, was ist denn los?«, fragte das Mädchen. »Ach, Kate, Kate, Mrs. Bell war heute Morgen hier und hat die aller furchtbarsten Dinge über dich erzählt.« »Mrs. Bell ist ein verdammtes - ist ein altes Klatschmaul. Du solltest Besseres mit deiner Zeit anfangen, als ihr zuzuhören.«
    »Ja, aber sie hat ihre Neuigkeiten von Mr. Wentworth, und das ist ein so feiner Herr, auch wenn er nur ein Gasthaus führt. Nun, der Wirt hat behauptet -« Effie konnte nicht weitersprechen.
    Kate reichte ihr rasch das Taschentuch, das am wenigsten benutzt aussah. Nachdem ihre Mutter sich geschnäuzt hatte, fuhr sie fort: »Nun, er sagt, du hättest mitten in der Nacht Willow gesattelt und seist davongeritten.« »Von wegen mitten in der Nacht. Das war am frühen Abend.«
    »Aber als wir Nacht hatten, warst du noch nicht wieder zurück. Wie konntest du nur, Kate? Nicht nur, dass sich so etwas überhaupt nicht schickt, es ist auch noch sehr gefährlich. Nicht auszudenken, was dir alles hätte zustoßen können!«
    »Mir ist aber nichts passiert«, erwiderte die junge Frau, zog ein gepolstertes Fußbänkchen heran und hockte sich darauf.
    So leicht ließ sich Effie jedoch nicht beruhigen. »Schon schlimm genug, wenn du dich als Kind so benommen hast. Aber jetzt bist du eine junge Dame. Denkst du denn überhaupt nicht an deinen Ruf?«
    »An welchen Ruf denn?«, entgegnete Kate spitzfindig. »Die meisten im Dorf halten mich doch sowieso für ein Teufelskind, das herumziehende Zigeuner ausgesetzt hätten.«
    »Und du tust ja auch dein Möglichstes, sie in diesem Glauben zu belassen. Denk doch auch einmal an mich ...«, schluchzte Effie und bedurfte wieder eines Taschentuchs. »Jeder muss glauben, dass ich eine fürchterliche Mutter wäre!«
    »Aber nein, Effie, niemand glaubt so etwas. Nur, dass du vielleicht bei deiner Tochter eine schlechte Wahl getroffen hast. Ich weiß sowieso nicht, warum du ausgerechnet mich adoptieren wolltest.«
    »Weil du das hübscheste und süßeste Mädchen warst, das mir je untergekommen ist.«
    »Ach, Effie! Ich war immer schon der Albtraum jeder Mutter. Und bin das auch heute noch.« »Nein, nein, mein Schatz.« Sie streckte matt eine Hand aus und strich ihrer Adoptivtochter über die Wange. »Nur bist du manchmal etwas lebhafter, als man sich das wünscht.« Kate verkniff sich ein Grinsen und drückte die Hand ihrer Mutter. »Es tut mir ja auch Leid, dass ich dir schon wieder Kummer bereitet habe. Aber ich musste letzte Nacht dringend fort.« »Aber, Kind, was hattest du denn so Dringendes zu erledigen? Und das mitten in der Nacht?« Die junge Frau wich dem traurigen Blick ihrer Mutter aus. Schon in frühesten Jahren hatte Kate sich zur Meisterlügnerin entwickelt, und Effie machte es einem wirklich nicht schwer. Sie war vertrauensselig wie ein Kind. Natürlich konnte Kate ihr gerade jetzt die Wahrheit nicht eingestehen. Damit hätte sie bei Effie wahrscheinlich einen Schlaganfall verursacht.
    Deswegen zuckte sie nur die Schultern: »Du kennst mich doch, Effie. Ich kann einfach nicht die ganze Zeit wie ein braves Fräulein herumsitzen und mich mit meinem Stickrahmen beschäftigen. Manchmal habe ich eben den

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