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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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seine Gedanken verwirrte.
    Er zwang seine Linke, sich zu öffnen und den Splitter loszulassen. Doch das nutzte ihm wenig. Der Kristall hatte sein Werk bereits erledigt - und den Schild durchstoßen, den Valentine vor sein Herz gestellt hatte, um die Wahrheit nicht sehen zu müssen.
    Dass er nämlich Kate über alles liebte. Trotz der Familiensage.
    Am liebsten hätte er seinem Bruder den Brief weggenommen und zerrissen.
    Valentine musste sich abwenden und zum Kamin humpeln, um diesem Drang nicht nachzugeben. Er lehnte sich an den Sims und bekam nur am Rande mit, wie ein Diener anklopfte und Lance eine Nachricht überbrachte. Danach zog Lance sich die Jacke wieder an und sagte: »Tut mir Leid, aber ich habe ganz vergessen, dass ich Vaters Verwalter versprochen habe, heute Morgen mit ihm auszureiten und die Sturmschäden bei unseren Pächtern in Augenschein zu nehmen.«
    Dann stand sein älterer Bruder plötzlich hinter ihm: »Mach dir mal um unsere Kate keine so großen Sorgen, alter Junge. Ich bin fest davon überzeugt, dass Victor in absehbarer Zeit wieder zu Verstand kommt. Und Kate wird sicher eine prächtige Zeit in London haben. Da wäre allerdings eine Kleinigkeit, die du übernehmen könntest.«
    »Und welche?« Valentine wagte es nicht, sich zu seinem Bruder umzudrehen.
    »Sprich du mit Kate. Überzeug sie davon, dass die Reise nach London in ihrem Sinn ist. Auf dich hat sie doch immer gehört.«
    Valentine erstarrte und konnte es einfach nicht fassen. In diesem Moment hasste er seinen Bruder. Aber er entgegnete: »Ich will sehen, was sich machen lässt.« Erst als sein Bruder den Raum verlassen hatte, konnte Valentine wieder ausatmen. Vorher hätte nicht viel gefehlt, und er hätte Lance ins Gesicht geschlagen. Doch Lance war auf der Schwelle stehen geblieben und drehte sich zu ihm um: »Ach, Val, verzeih bitte, dass ich es beinahe vergessen habe - du hattest doch etwas auf dem Herzen, oder?«
    Der Arzt erstickte beinahe vor Wut. Das sah seinem Bruder mal wieder ähnlich. Erst wenn es schon viel zu spät war, ging ihm auf, dass Val auch Bedürfnisse hatte ... In diesem Moment erkannte der Arzt, dass er den Kristall nicht mehr herausgeben konnte. Genauso gut hätte er sich den rechten Arm abschneiden können. »Ach, war nicht so wichtig.«
    Diesmal wartete Valentine, bis die Tür sich hinter seinem Bruder geschlossen hatte. Dann zog er den Splitter aus der Westentasche und betrachtete ihn. Die Schönheit des Kristalls durchdrang seine Seele ... und erzeugte schreckliche Bilder in seinem Herzen. Von Kate, wie sie eine Kutsche bestieg ... wie sie mit ihr davonrollte ... wie sie sich kein einziges Mal mehr umdrehte ...
    Oder wie sie in Victors Armen lag!
    Nein, das würde sie niemals tun. Erst gestern noch hatte sie ihm bewiesen, wie sehr sie ihn liebte.
    Gestern...
    Gestern hatte er es ja auch noch in jeder Beziehung mit Victor aufnehmen können. Doch heute ging er wieder am Stock und wirkte noch bemitleidenswerter als vorher. Dabei hielt er das Mittel in der Hand, sich wieder in den kraftstrotzenden Valentine zu verwandeln. Er ließ die Kette hin und her schwingen. Der Stein drehte sich, glitzerte ... verwirrte seine Gedanken ... und in diesem Moment begriff der Arzt, dass er die Kette nie mehr würde abnehmen können, wenn er sie jetzt anlegte.
    Aber wenn er sie nicht anlegte, würde er Kate auf immer und ewig verlieren.
    Der Stein leuchtete stärker, und der Moment der Besonnenheit verging.
    Valentine zog die Kette über seinen Kopf und schob den Splitter unter sein Hemd. Der Kristall kam über seinem Herzen zu liegen - erzeugte ein Brennen und ein Frösteln. Der Arzt keuchte und knickte unter dem Ansturm der Macht ein, die ihn durchfuhr. Alles verschwamm vor seinen Augen, und er musste sich wieder am Sims festhalten. Dann war alles so schnell vorbei, wie es gekommen war. Er atmete tief ein, öffnete die Augen und konnte das Bein wieder bewegen.
    Er nahm seinen Gehstock und schlug damit so lange auf die Kaminsteine, bis er zerbrach. Dann nahm er Lance' Brief, zerriss ihn und warf die Fetzen ins Feuer. Niemand würde ihm seine Kate wegnehmen. Und um diesen Victor würde er sich noch kümmern.

Hewlett-Packard
    10
    Eingewickelt in ihren Umhang, huschte Kate durch die Küchentür nach draußen. Leise schlich sie über den Gartenweg. Hier im Rosenstrauch-Cottage hatte man den Garten anders angelegt als auf Castle Leger. Schmucke Beete wurden von ordentlichen Wegen getrennt, und in der Mitte befand sich eine

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