ST - TOS 104: Der Friedensstifter
verantwortlich, weil sie sie an diesen Einsatzort beordert hatte. Oder es war Lebruns eigene Schuld, weil sie irgendwann in den Dienst der Sternenflotte getreten war. Trotzdem fühlte sich Kirk persönlich verantwortlich. Vielleicht trugen alle Beteiligten eine Teilschuld, er eingeschlossen. Es war genügend Schuld für jeden da.
Als Mudd schwach stöhnte, blickte Kirk auf ihn hinab. Sein normalerweise rundes Gesicht sah im Schein der Handlampe hart und eckig aus, und er hatte die Augen verdreht, sodass nur das Weiße zu erkennen war, und Kirk erschauderte. All sein Zorn, den er auf Mudd empfand, verflog bei diesem Anblick, wie der Mann hilflos und sterbend zu Kirks Füßen lag.
»Kannst du irgendetwas für ihn tun, Pille?«, fragte er.
McCoy schüttelte traurig den Kopf. »Ich versuche, seinen Zustand zu stabilisieren, aber er ist einfach zu schwer verletzt. Diese verdammten Disruptoren lassen einem Arzt nicht mehr viel übrig, mit dem er arbeiten kann. Ich muss ihn innerhalb der nächsten Minuten an die Lebenserhaltung anschließen, wenn ich ihn nicht verlieren will.«
Kirk überlegte, ob er der
Enterprise
befehlen sollte, die Schildgeneratoren des Palasts unter Feuer zu nehmen, damit sie hinaus gebeamt werden konnten. Schließlich war es nur eine Frage der Zeit, bis sie ohnehin ausfielen. Doch einen solchen Eingriff ins Geschehen würde man zweifellos als offene Kriegserklärung betrachten, und wenn er das versuchte, würde sein Kopf als Sternenflottencaptain rollen. Er durfte einfach nicht zu solchen Maßnahmen greifen, nur um das Leben eines Mannes zu retten.
Jetzt bereute er jedes böse Wort, das er jemals gegen Harry Mudd ausgesprochen hatte. Eine solche Strafe hatte der Mann einfach nicht verdient. Er war ein Schwindler und Scharlatan und der König aller Betrüger, aber er war kein Schwerverbrecher. Er hatte sogar einen zwar etwas seltsamen Sinn für Ehre, sofern man sich bewusst machte, dass er Reichtum und Luxus von allen Dingen am meisten in Ehren hielt.
Und Kirk konnte ihm kaum einen Vorwurf machen, dass er reihenweise Frauen verführt hatte, oder?
Für Kirk war es durchaus vorstellbar, dass er und Mudd in einem anderen Leben gemeinsam ein Saufgelage mit romulanischem Ale veranstalteten und per Armdrücken entschieden, wer als erster mit der hübschesten Frau auf der Party tanzen durfte. Er wusste sogar, wie der Wettstreit ausgehen würde. Kirk würde gewinnen, jedoch letztlich den Kürzeren ziehen, weil Mudd ihn irgendwie austrickste. Und anschließend würden sie sich wieder gemeinsam betrinken und mit ihren Eroberungen prahlen. In diesem Leben jedoch hatte das Schicksal sie zu Gegnern gemacht.
Er kniete sich neben Mudd auf den Boden. »Es war nicht geplant, dass die Dinge sich auf diese Weise entwickeln, Harry«, sagte er traurig.
»Ich verliere ihn, Jim«, warnte McCoy.
Kirk atmete einmal tief durch, dann schlug er mit der rechten Faust in die linke Handfläche. »Verdammt noch mal, nein! Ich will nicht, dass es so endet!« Er nahm seinen Kommunikator vom Gürtel, klappte ihn auf und sagte: »Kirk an
Enterprise
. Richten Sie die Phaser auf die Schildgeneratoren des Palasts aus und …«
»Jim!«, rief McCoy.
Als er nach unten blickte, sah er, wie sich Mudd in ein flimmerndes Nichts auflöste.
»Ich widerrufe den letzten Befehl«, sagte Kirk, als Mudd vollständig verschwunden war. Doch als mehrere Sekunden vergingen, ohne dass auch die übrigen weggebeamt wurden, fragte er: »
Enterprise
, was ist der Grund für die Verzögerung?«
»Sie haben Ihren letzten Befehl widerrufen, Captain«
, erwiderte Uhura.
»Wir warten immer noch darauf, dass die Schilde fallen.«
»Was? Sie stehen noch? Was ist dann mit Harry passiert?«
»Ich weiß es nicht, Captain. Was ist denn passiert?«
»Er ist verschwunden, das ist passiert. Ich dachte, Sie hätten ihn an Bord gebeamt. Pille, könnten die Disruptortreffer eine Art verzögerte Wirkung gehabt haben?«
McCoy schüttelte den Kopf. »Das wäre vielleicht möglich. Ich weiß nicht allzu viel über die Waffen der Nevisianer. Aber für mich sah es eher nach einem Transportereffekt aus.«
»Spock?«
»Dem schließe ich mich an«, sagte der Erste Offizier. »Doch wenn die Schilde noch aktiviert sind, dann ist der Bereich, innerhalb dessen er transportiert wurde, stark eingeschränkt. Er muss sich noch im Palast befinden.«
»Dann müssen wir ihn finden. Uhura, scannen Sie den Palast nach Transporterspuren.«
»Das spielt keine Rolle mehr«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher