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Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Titel: Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Schwalbe
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die Arme. Er küsste meinen Hals, meine Ohren, meine Wangen, meine Nase und schließlich innig meine Lippen. Es war wunderschön, munterte mich aber leider überhaupt nicht auf. Fine kam die Treppe heruntergepoltert. Alarmiert fuhren wir auseinander. Wir hatten vereinbart, keine Zärtlichkeiten vor den Kindern auszutauschen.
    „Onkel Marten, Onkel Marten. Jonathan ärgert mich. Er will Püppi die Haare abschneiden.“ Hinter ihr tauchte Jonathan mit Unschuldsmiene auf und versteckte die Schere so ungeschickt hinter dem Rücken, dass wir ihn ertappen mussten.
    „Stimmt gar nicht. Die Haare von deiner Puppe sind bloß viel zu lang. Ich wollte dir nur helfen und den Weg zum Frisör ersparen.“
    Tränenblind hielt Fine ihre Puppe fest und stand mit bebender Unterlippe auf der untersten Stufe. „Ich will zu meiner Mama“, heulte sie plötzlich los.
    Oje, auch das noch. Hilflos schaute ich Thorsten an.
    Dieser lief - als geübter großer Bruder und Onkel - zu ihr hin und nahm sie auf den Arm. „Ich befürchte, das ist momentan keine gute Idee. Deine Mama und dein Papa schlafen noch. Erst, wenn sie wieder gesund sind, wachen sie auf.“
    Na, hoffentlich - deine Worte in Gottes Gehörgang! 
    Fine schniefte und legte ihren Kopf auf seine starken Schultern. Thorsten drückte sie an sich und streichelte ihr liebevoll über die Haare. Gott, sah er bezaubernd aus. Fine stand ihm richtig gut. Vielleicht sollten wir doch über eine Leihmutter nachdenken?
    Plötzlich erhellte sich sein Gesicht. „Was haltet ihr zwei davon, wenn wir in den Tierpark fahren? Wir rufen eine meiner Schwestern an und gehen alle zusammen in den Zoo.“
    Fine lächelte glücklich. „Gehen wir auch zu den Elefanten?“
    „Klar“, lachte Thorsten und warf sie hoch in die Luft, um sie gleich darauf wieder aufzufangen. Fine jauchzte vor Vergnügen.
    „Ich will auch, Onkel Thorsten. Ich auch!“ Jonathan kam die Treppe heruntergeflitzt und stand mit ausgestreckten Armen vor ihm - die Schere noch immer in der Hand.
    „Aber nur, wenn du deine Schwester nicht mehr ärgerst und die Puppe heil lässt.“ Drohend hob er den Zeigefinger hoch. Betreten nickte Jonathan und ließ sich dann lachend in die Luft werfen, nachdem ich ihm die Schere abgenommen hatte. Ich holte unser Familientelefonbuch heraus und fing an, Thorstens Geschwister anzurufen. Da alle fünf erst noch mit ihren Partnern sprechen wollten, hatte ich nach zehn Minuten alle durchtelefoniert und keine einzige Zusage.
    Bedrückt ließ ich mich auf den Stuhl im Flur fallen. Ich war ja so einsam heute! 
    Es klingelte an der Haustür. Ich sprang auf und sah nach, wer uns am frühen Sonntagmorgen beehrte. Es waren Jürgen und Klaus. Die ganze Woche über hatten sie sich nicht in unsere Kinderhöhle gewagt.
    „Hallo, Marten-Schätzchen“, begrüßten sie mich grinsend und flogen an mir vorbei. „Thorsten, du siehst ja immer noch so unverschämt gut aus“, flötete Klaus.
    „Wir gehen heute in den Zoo“, sagte Fine und ergriff Thorstens Hand.
    Klaus lächelte. „Super. Wenn ihr nichts dagegen habt, kommen wir auch mit. Ich war schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr da.“
    „Warst du überhaupt schon mal da?“, fragte Jürgen.
    Klaus nickte. „Ja, so ungefähr vor vierzig Jahren.“
    „So alt bist du schon“, staunte Jonathan.
    Grinsend drehte ich mich weg.
    Klaus räusperte sich verlegen. „Äh ... ja.“
    „Klaus könnte dein Opa sein“, feixte Thorsten und handelte sich einen strafenden Blick ein. Doch das störte ihn nicht sonderlich.
    Mit großen Augen betrachteten die Kinder ihn. „Du hast auch so graue Haare wie mein Opa und der ist alt“, gestand Fine.
    Ich gluckste und lief ins WC, um nicht laut los zu prusten. Doch leider klingelte genau in diesem Moment das Telefon. Also schlüpfte ich wieder in den Flur zurück und ging ran.
       
    * * *
       
    „Mein Gott, ist das teuer“, rief Penny, Thorstens Schwester. Sie stand neben ihren beiden Kindern, die ängstlich zu ihr hochschauten.
    „Fahren wir jetzt wieder nach Hause, Mama?“
    „Papperlapapp. Ihr seid alle eingeladen. Onkel Thorsten hat heute seine Spendierhosen an.“
    Seitdem Jonathan und Fine bei uns waren, redete Thorsten ständig in der dritten Person von sich. Erschreckend, wie schnell man zum Vatertier mutierte.
    Ich näherte mich meinem Angebeteten und kniff ihm in der Menschenmasse heimlich in den Po.
    Erschrocken wandte sich Thorsten um und ertappte mich als Übeltäter. Sein Kussmund zuckte. Gott, ich

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