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Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Titel: Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Schwalbe
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Telefongesellschaft alles funktionsfähig installiert hat. Wie geht es dir? Bist ja jetzt schon immerhin sieben Wochen verheiratet!“
    „Ach, Julia“, seufzte ich tiefgründig.
    „Nanu ... es gibt doch keinen Stress zwischen dir und Thorsten oder? Wäre ja ’n bisschen früh.“
    „Nein, bei uns ist alles okay. Aber meine Schwester und ihr Mann liegen seit drei Wochen im Koma und wir haben die Kinder zu uns genommen ...“
    „Oh mein Gott! Das ist ja schrecklich. Die armen Kinder. Und jetzt kümmert ihr euch um die beiden? Was ist denn mit deinen Eltern? Und was ist mit Thomas’ Eltern? Sind die schon tot?“
    „Nee. Thomas’ Eltern sind für sechs Monate in Australien und meine Eltern sind vor drei Wochen nach Madeira geflogen, um dort zu überwintern.“
    „Das glaube ich jetzt nicht! Du erzählst mir doch nicht ernsthaft, dass deine Eltern weggeflogen sind, obwohl deine Schwester und ihr Mann im Koma liegen?“
    „Doch!“
    „Mein Weltbild bröckelt! Wie kann man denn so herzlos sein? Ich fahre doch nicht jauchzend in den Urlaub - für Monate wohlgemerkt - während meine Kinder in Lebensgefahr schweben.“
    „Thomas’ Eltern hatten keine Lust zu bleiben. Und meine Eltern sind gefahren, weil mein Vater sämtliche Ersparnisse bereits für die Reise ausgegeben und auf die Reiserücktrittsversicherung verzichtet hatte. Meine Mutter fand das gar nicht lustig. Aber ich hätte es jetzt auch blöd gefunden, wenn sie nicht gefahren wären. Also haben wir die Kinder zu uns genommen.“
    „Hm.“
    „Und wie geht es dir da unten?“
    „Och, unser Haus ist toll. Die Gegend ist schön ...“
    „Klingt ja super! Hörst dich dennoch etwas bedröpst an.“
    „Naja, es ist nicht so, dass mir Hamburg fehlt, aber ein paar meiner Freunde. Ich habe hier, außer den Berührungspunkten Arbeit, Schule und Kindergarten, keine sozialen Kontakte. Ist schon etwas merkwürdig.“
    „Dann spiel doch wieder Handball. Ist die beste Möglichkeit, um Leute kennen zu lernen.“
    „Stimmt. Da hast du recht. Vielleicht mache ich das. Spielst du noch?“
    Ich hatte vor einiger Zeit in Wandsbek in einer Herrenmannschaft mittrainiert, bin aber durch meinen Umzug irgendwie wieder davon abgekommen. Und seit meiner Hochzeit fehlte mir schlichtweg die Zeit.
    „Nee. Zeitmangel. Und jetzt mit den Kindern bin ich nicht einmal mehr ein Mann!“
    Julia lachte lauthals los. „Also, Marten, wirklich! Was soll das denn heißen?“
    „Naja“, druckste ich herum, „du weißt schon ... Sex ... und so.“
    „Nun, ich weiß zwar nicht, was du mit ‚und so’ meinst, aber dass man kaum noch Sexleben hat, sobald man Verantwortung für kleine Teppichbeißer hat, hätte ich dir gleich sagen können. Es kann ja auch nicht nur Sonnenseiten geben. Wenn es so wäre, wäre Deutschland überbevölkert.“
    „Na, da brauchst du dir bei uns keine Sorgen zu machen. Mehr als eine schlichte, zeitlich begrenzte Regenbogenfamilie sind wir nicht.“
    „Das hast du ja nett ausgedrückt. Regenbogenfamilie! Klingt noch besser als Patchworkfamilie - bei der man gleich an alte Flicken und Lumpen denkt.“
    Ach, es tat unglaublich gut, Julias Stimme zu hören. „Schön, dass du anrufst“, murmelte ich.
    „Jederzeit. Jetzt sind wir ja wieder netztechnisch verbunden. Wenn du Hilfe oder einen Rat brauchst, ruf einfach an.“
    „Mach’ ich. Danke, Julia. Schönen Sonntag noch.“
    „Danke, dir auch. Und gute Besserung für Katja und Thomas.“
    Wir legten auf. Sekundenlang starrte ich auf den Telefonhörer. Mich überkam ein Gefühl der unendlichen Einsamkeit. Total verrückt. Dabei hatte ich das Haus voll mit Menschen.
    Thorsten kam aus der Küche. „Ist alles okay?“ Besorgt blieb er vor mir stehen.
    Ich nickte traurig. Oh Gott, nun hatte mich der Sonntagsblues auch gepackt. Bisher hatte ich meine Schwester immer belächelt, wenn sie mir erzählte, dass sie sich Sonntags immer so deprimiert fühlte. Ich hatte immer abgewinkt und gelästert, was an einem Sonntag denn so anders sei als an anderen Tagen. Daraufhin erwiderte sie, Sonntags hätten alle Läden geschlossen und die Straßen seien leerer. Ich fand das merkwürdig. Sonntag war für mich immer ein Tag der Erholung, der Spaziergänge und gemeinsamen Stunden mit meinem Liebsten. Jetzt wusste ich zum ersten Mal, was sie gemeint hatte. Mit Kindern war das anders.
    Nachdenklich zuckte ich mit den Schultern. „Ich werde alt und sentimental!“
    Thorsten spürte meine Weltuntergangsstimmung und nahm mich in

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