Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Titel: Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Schwalbe
Vom Netzwerk:
fiel bei Jonathans Anblick fast wieder rückwärts runter. „Oh nee! Igitt ... sieht das eklig aus“, wisperte er. Wie gut, dass Jonathan in seinem Fieberdelirium nichts mitbekam, sonst wäre er sicherlich in Tränen ausgebrochen.
    „Hast du ’ne Idee, was das sein könnte?“, fragte ich.
    Thorsten inspizierte Jonathans Gesicht. „Hm. Schätze, das sind Windpocken. Hattest du schon welche?“
    „Keine Ahnung. Muss wohl mal meine Mutter anrufen.“ Ich erhob mich ächzend und lief die Treppe hinunter. Ich stand gerade am Telefon, als Thorsten und Fine heruntergehopst kamen, als seien sie Pferdchen auf der Frühlingswiese. Mir war nicht nach Witzen zumute. Nach endlosen Minuten hatte ich endlich meine Mutter an der Strippe.
    „Marten, warum rufst du denn so früh an? Ist was mit Katja?“, quiekte meine Mutter besorgt. Es rauschte und knackte in der Leitung.
    „Nein, Mama! Keine Sorge! Katja geht es unverändert ...“
    „Unverändert gut oder schlecht?“, hakte meine Mutter nach.
    „Kommt darauf an, wie man die Sache betrachtet ...“, wich ich ihr geschickt aus. Immerhin lagen Katja und Thomas schon drei Wochen und zwei Tage im Koma. Besser wurde ihr Gesamtzustand dadurch sicherlich auch nicht. Wenn ich daran dachte, wie viele Funktionen dabei kaputtgehen und wieder neu erlernt werden mussten, wurde mir ganz anders.
    „Typisch Jurist“, schimpfte meine Mutter plötzlich los, „immer versucht ihr, euch herauszuwinden und einer klaren Antwort zu entgehen ... Also, was gibt’s, mein Sohn?“
    „Jonathan hat so merkwürdige, große, rote Punkte im Gesicht ... Thorsten meinte, das könnten die Windpocken sein. Hatte ich die schon?“
    „Windpocken? Ach herrje, Marten. Leider warst du der einzige, der die meisten Kinderkrankheiten nicht hatte! Deine Schwester hat’s grundsätzlich erwischt, du bist immer davon gekommen.“
    „Wahrscheinlich nicht mehr lange“, murmelte ich leise.
    Thorsten blieb neugierig stehen. „ Alles okay? “, formte er mit seinen Lippen.
    Ich schüttelte den Kopf, woraufhin er die Augen verdrehte. Mir passte es auch nicht, ausgerechnet jetzt irgendwelche Kinderkrankheiten durchzustehen, zumal ich das Kinderalter um mehr als zwanzig Jahre überschritten hatte. Wer weiß, wie grässlich die Auswirkungen wären!
       
    * * *
       
    Darüber brauchte ich mir zwei Tage später keine Gedanken mehr zu machen. Ich lag auf meiner Matratze und starrte mit horrenden Kopfschmerzen zur Zimmerdecke. Neben mir hockten Jonathan, der mittlerweile tolle Bläschen im Gesicht aufweisen konnte, und Fine, die sich ebenfalls angesteckt hatte. Thorsten stand vor unserem Kuschellager und versorgte unsere Wunden mit Medizin und unsere Bäuche mit Essen - so gut ich eben essen konnte, denn diese verdammten Windpocken hatte ich wirklich überall, sogar im Mund und an anderen höchst intimen Stellen. Genervt lag ich da und betete, dass die Schmerzen und das entsetzliche Jucken bald vorübergehen würden.
    „Brauchst du noch was, Schatz?“ Mitleidsvoll schaute Thorsten auf mich herunter.
    Ich hob die Hand und winkte ab. „Nee, vielleicht was Kühles zu trinken oder ein Eis ...“
    „Oh ja, Eis“, jubelten die Kinder begeistert.
    Au, mein Kopf!
    „Gut, ich bringe euch ein Wassereis.“
    Thorsten verschwand und kam kurz darauf mit drei Wassereis am Stiel zurück. Gott, was für eine Wohltat.
    „Soll ich euch was vorlesen?“, fragte Thorsten.
    Begeistert nickten Jonathan und Fine und kleckerten mein schönes Bett voll. Der arme Thorsten, er hatte wirklich alle Hände voll zu tun.
       
    * * *
       
    „Gott, ich bin wieder ein Mensch“, stöhnte ich, als ich exakt zwei Wochen später wieder in den Spiegel schauen konnte, ohne ein Fleckenmonster betrachten zu müssen. Meine Kopfschmerzen waren weg und die Pickel waren schon fast verblasst. Man konnte nur noch ahnen, was ich die letzten beiden Wochen durchgemacht hatte. Unsere zwei Ziehkinder hatten die Kinderkrankheit weitaus besser weggesteckt und konnten bereits nach wenigen Tagen wieder durchs Haus springen.
    Es war abends und ich schleppte mich - noch immer etwas kraftlos - ins Wohnzimmer, wo meine herrlich bequeme, weinrote Couch auf mich wartete. Die Kinder waren bereits im Bett und Thorsten hatte einen verführerisch duftenden Tomatensalat mit Mozzarella, sowie ein paar Knoblauchgarnelen vorbereitet. Dazu bekam ich ein Glas Rotwein und spürte die ersten männlichen Regungen, kaum dass sich mein Göttergatte seine Jeans auszog, um seine

Weitere Kostenlose Bücher