Stacee's Soldat (German Edition)
Plötzlich wurde die Tür
aufgestoßen. Richard torkelte herein. Er war vollkommen blau,
seine Klamotten verschlissen, seine Augen blutunterlaufen. Unter
seinem Arm hielt er eine Blondine, die ich nicht kannte. Auch sie war
total blau, wie mir schien.
„ Da
is' (hicks) die Schlampe...“, lallte er und zeigte auf mich.
„ Welche?“
„Die eine is' die Schlampe, die mich vonner anneren trennen
will. Die da is' so geissig... keinen Ceeent für mich!“
Angelockt
von dem Lärm, tauchte Claire wieder auf. Sie schlug die Hand
erschrocken vor den Mund, als sie sah, wie Dick, blau wie er war, die
Blondine küsste. Und nicht auf eine nette oder betrunkene Art.
Sondern auf eine
ich-steck-dir-die-Zunge-bis-zum-Anschlag-in-den-Hals-Art.
Jetzt
reichte es mir endgültig. Ich verpasste ihm eine Ohrfeige,
drehte ihn und sein Betthäschen um und schubste beide aus dem
Café. Die Blondine torkelte hinter ihm her. Sie hatte nur ein
Mikrokleidchen an, was ihr vielleicht mal als Zwölfjährige
gepasst haben könnte. Dick schien an der frischen Luft ein wenig
nüchterner zu werden. Er erkannte mich, aber da war es viel zu
spät.
„ Hey,
Süssse.“, lallte er und versuchte, mich an sich zu ziehen.
Ich wehrte mich dagegen – was ihn zu überraschen schien –
und weil ich so wütend und verletzt war, schrie ich:
„ Spare
dir dein bescheuertes Gesülze und hau ab! Am besten dahin, wo du
hergekommen bist! Hast du das verstanden?!“
Die
Blondine glotzte mich an, wie eine Kuh, wenn es donnert. Was
findet er nur an ihr? Dass sie ihm bereitwillig die Schenkel öffnet,
wenn er will? Oder ihre Möpse?
Er
versuchte noch zu widersprechen: „Aber...!“
„ Spare
dir den Atem! Lass mich gefälligst in Frieden!“
„ Heisssst
dass dassss du jetss mit mir Schlusss machst?“
„ Verdammt
noch mal! HAU AB! ICH WILL DICH NIE WIEDER SEHEN!“
Dann
stapfte ich zurück ins Café, wo mich alle anstarrten.
Bree legte mir schnell einen Arm um und führte mich in das
Hinterzimmer. Claire versuchte die Situation zu retten und schenkte
allen Gästen einen Muffin.
„ Süße...“,
flüsterte Bree mitfühlend. Ich spürte, wie alle Dämme
brachen. In mir war nichts als Enttäuschung, Wut und Trauer.
„ W-Warum?
Habe ich das etwa verdient? Wieso musste es ausgerechnet heute sein?
Warum? Hätten wir nicht wie vernünftige Menschen reden
können? Oder hätte ich mit ihm schlafen sollen?“,
schluchzte ich.
Bree
umarmte mich einfach nur wie Mom und strich mir sanft über das
Haar. „Süße, du hast so jemanden wie ihn nicht
verdient. Hör auf dir Vorwürfe zu machen.“
Ich
ignorierte sie. „Und wenn ich ihm wieder Geld geliehen
hätte...?“
„ Stace!
Hör sofort mit dieser Selbstzerfleischung auf! Du hast einen
Typen von dem Format deines Soldaten verdient, keinen anderen. Er
kann es niemandem erzählen und du kannst nicht belauscht
werden.“, erinnerte sie mich temperamentvoll.
„ Ich
will aber keinen anderen Freund! Warum kann ich nicht einfach
lesbisch sein?“, entgegnete ich, mit dem Fuß
aufstampfend. Sie lachte über diese kindische Frage.
„ Ich
glaube, dass kann man sich nicht einfach aussuchen.“, erwiderte
sie, als sie sich wieder gefangen hatte.
„ Das
ist so unfair!“
Ich
redete Schwachsinn, das wusste ich selbst. Aber ich fragte mich immer
wieder, was ich falsch gemacht hatte. War ich nicht oft genug in der
Kirche gewesen? War das die Strafe dafür, dass ich meine Eltern
verließ?
Bree
redete die ganze Zeit auf mich ein und versuchte mich zu trösten.
Dabei heulte ich mir die Augen aus, bis keine Tränen mehr kamen.
Bree versuchte mich so weit zu stabilisieren, dass ich nach Hause
fahren konnte. Nachdem ich aufgehört hatte zu weinen, schminkte
sie mich. Wahrscheinlich versuchte sie zu verschleiern, wie verheult
ich wirklich war.
„ Du
gehst jetzt schnurstracks nach Hause und lässt dir von deiner
Mom einen Kakao mit Marshmallows machen, klar? Dann legst du dich in dein Bett, schläfst ein,
zwei Stunden. Anschließend surfst du im Internet, um dir
endlich eine Wohnung zu angeln.“
„ Ja.“
„ Gut.
Und dann gehst du mal wieder reiten. Wenn du wiederkommst, wirst du
dich gleich viel besser fühlen. Außerdem schreibst du
diesem Andy.“
„ Okay.“
„ Oder
deinem Bruder. Egal. Hauptsache, du beschäftigst dich mit
anderen Dingen. Und dann, wenn du all das erledigt hast, kannst du
über deine Beziehung mit Dick nachdenken. Du wirst sicher zu
einem überraschenden Schluss kommen.“
„
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