Stacee's Soldat (German Edition)
um.
Brees
Einkäufe waren kistenweise Bohnen aller Art, die unheimlich
schwer waren. Außerdem hatte sie wieder gallonenweise Milch
(Soja, fettreduzierte, Bio...) und einige andere Zutaten, die sie vor
allem für das Backen benötigte, bestellt. Die Vorratskammer
war entsprechend groß. Immer, wenn ich in ihrer Nähe war,
duftete es nach Vanille und Zimt, je nach Jahreszeit.
Schließlich
war ich mit dem gröbsten fertig, den Rest würden wir
nachher gemeinsam einsortieren müssen.
Auf
der Theke lag noch ein unbenutzter Lappen, den ich mir schnappte, als
ich nach draußen ging. Die Sonnenstrahlen wurden langsam
kräftig und der Himmel war blitzblank.
Für
ein paar Augenblicke gestattete ich mir, die Augen zu schließen
und die Sonne meine Haut wärmen zu lassen. Die Wärme strich
mir sanft über das Gesicht.
In
diesem Moment fühlte ich mich unglaublich gut.
Kevin
kam, wie immer, kurz bevor ich mit den Tischen fertig war. Er
begrüßte mich kurz und ging dann zu Bree, um sich seinen
Kaffee abzuholen. Nach einer Weile schlenderte Lilian vorbei. Ich
wies ihr ihren üblichen Tisch zu.
Meine
Gedanken waren noch immer in meinem sonderbaren Traum. Ich rätselte,
was er wohl zu bedeuten hatte. Der Adler war ein mächtiges,
königliches Tier – und ein gefürchteter Jäger...
Bevor
ich weiter in meinen Gedanken versinken konnte, bestellte Lilian
ihren Mokka Latte. Dazu heute eine Waffel mit Puderzucker. Wir
unterhielten uns kurz flüsternd über Grandmas Brief. Sie war die einzige, der ich von dem richtigen Inhalt
erzählte.
„ Sie
hat dir wirklich einen Scheck geschickt?“, fragte Tante Lilian
ungläubig.
„ Ja,
sogar über tausend Dollar.“, bestätigte ich.
„ Was?
Ist sie verrückt geworden? Oder wird sie senil? Bist du dir
sicher, dass der Scheck auch echt ist?“
„ Ja,
wer sonst würde so etwas verrücktes tun? Sie meinte, sie
würde mir das Geld geben, weil ich meine Zeit mit sinnvollen
Dingen wie Soldaten, arbeiten und studieren verbringe. Deshalb meinte
sie mich unterstützen zu müssen...“, erzählte
ich.
„ Oder
sie mag dich.“, wandte Tante Lilian nachdenklich ein. Ein
Lächeln tanzte über ihre Lippen.
„ Grandma
mag doch niemanden. Sie hat mir ausdrücklich untersagt, sie zu
besuchen. Von anrufen war gar nicht erst die Rede.“
„ Ich
glaube trotzdem, dass sie einen Narren an dir gefressen hat. Hast du
schon eine Wohnung gefunden?“, fragte sie, das Thema wechselnd.
„ Nein
– im Internet war leider nichts. Entweder waren sie alle zu
teuer oder zu weit weg. Außerdem brauche ich noch eine Karte
für die öffentlichen Verkehrsmittel. Damit kommt man so
ziemlich überall hin.“, erklärte ich ihr.
„ Ich
wünsche dir jedenfalls viel Glück, Stacee.“
„ Danke,
Tante Lilian.“
„ Gern
geschehen. Und du brauchst dich nicht noch fünf Mal für die
Kette bedanken. Das ist mein Geschenk an dich, damit du mich immer in
der Nähe deines Herzens trägst.“
„ Du
gehörst für mich sowieso zur Familie. Mir doch egal, was
die anderen sagen.“
„ Du
bist ein Schatz, Liebes. Aber du solltest es nicht übertreiben.“,
lachte Lilian.
Sie
trank aus und ging etwas später. Irgendwie erinnerte sie mich
ein bisschen an Grandma Elaine. Lilian ist einsam –
genau wie Grandma. Aber beide können das einfach nicht zugeben.
Die
Touristen beschlagnahmten nach und nach jeden verfügbaren Stuhl.
Bree und ich kamen aber gut mit dem Ansturm zurecht, so dass Claire
ausschlafen konnte.
Der
Postbote würde heute nicht kommen. Also wurde ich auch von der
Neugier der beiden verschont.
Als
Claire dann doch erschien, hatte sie Augenringe und ihr Gesicht war
grau vor Müdigkeit. Sie schien überhaupt nicht geschlafen
zu haben.
„ Was
ist denn mit dir passiert?“, entfuhr es mir schockiert.
„ Nichts.
Kann ich noch irgendwie behilflich sein?“, antwortete Claire
gähnend.
„ Momentan
nicht – oder doch! Warte, die Einkäufe, die heute gekommen
sind, müssen noch bezahlt und katalogisiert werden. Könntest
du das bitte erledigen?“, Bree sah sie mitfühlend an.
Claire schien die ganze Nacht kein Auge zugemacht zu haben.
„ Klar.“
Sie
schien dankbar dafür zu sein sich in die Vorratskammer
verkriechen zu können. Was bedrückte sie nur so?
Hätte
ich es gewusst, wäre ich mit in die Vorratskammer gegangen, um
mich zu verstecken.
Am
späten Nachmittag war das Café so gut wie leer. Claire
und ich waren überflüssig. Die Saison neigte sich langsam
ihrem Ende zu, wie es schien.
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