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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Henz
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Schach zu halten. Sie leerte den Inhalt der Dosen in einen großen Topf und suchte dann bei den Gewürzen nach etwas, um das Ganze aufzupeppen. Sie summte leise vor sich hin und wollte mit Kerbel und Zitronengras in der Hand zurück zum Herd, als eine blauweiß karierte Wand sie stoppte.
    „Darf ich fragen, was Sie hier tun?“ Die Worte konnte man ohne Weiteres als leises Knurren interpretieren.
    „Wonach sieht es denn aus?“, fragte Tessa zurück und legte den Kopf in den Nacken. Sie würde sich nicht von ihm einschüchtern lassen, dazu fühlte sie sich zu gut. „Ich erledige gerade Ihren Job. Besser als Sie es getan haben übrigens, aber dazu gehört nicht viel. Und wenn Sie mir jetzt nicht im Weg herumstehen, dann können wir im Handumdrehen essen.“ Sie zauberte ein geradezu frivoles Lächeln auf ihre Lippen. „Natürlich sind Sie herzlich eingeladen, an der Tafel teilzuhaben, es reicht für alle.“
    Sie ging um ihn herum und riss die beiden Gewürzpäckchen auf. Mit sicherer Hand streute sie die Kräuter in den Topf, rührte um und nahm dann einen Esslöffel aus der Bestecklade. „Nicht schlecht“, lobte sie, nachdem sie gekostet hatte. „Allerdings war ich erstaunt, in Ihren Beständen an Gewürzen nicht nur die üblichen Verdächtigen zu finden, sondern sogar so Exotisches wie Safran und Zitronengras.“
    Er beobachtete sie an die Arbeitsplatte gelehnt. „Eine Fehllieferung vor ein paar Jahren. Ich habe vermutlich vergessen, sie zurückzuschicken.“
    „Daran gedacht, sie zu verwenden haben Sie wohl gar nicht?“ Tessa nahm eine große Schüssel vom Regal und griff nach den Topflappen. Aber bevor sie den schweren Topf hochheben konnte, hatte er ihn schon genommen und kippte den Inhalt in die Schüssel.
    „Warum sollte ich? Fertiggerichte heißen ja nicht umsonst Fertiggerichte.“
    Dieser Logik gab es natürlich nichts entgegenzusetzen. Der Reis brauchte noch ein paar Minuten, die in Butter geschwenkten Tiefkühlerbsen waren bereits fertig.
    „Sie können sich um die Getränke kümmern“, sagte sie, während sie in den Hängekästen nach weiteren Schüsseln suchte.
    „Hier.“ Er hob den Arm und klappte eine Tür auf, hinter der sich ein Stapel Porzellangeschirr verbarg. Dann stieß er sich von der Arbeitsplatte ab und ging hinüber zu den anderen. Tessa blickte ihm nach. Seinen Bewegungen fehlte jegliche Dynamik, seine Schritte waren kaum mehr als das ziellose Schlurfen eines Achtzigjährigen. Sie zuckte die Schultern. Und wenn schon. Was ging es sie an?
    Sie trug die Schüssel mit den Fiskeboller zum Tisch, wo Nick Dayton gerade die gewünschten Getränke notierte. Nachdem sie auch die anderen beiden Schüsseln aufgetragen hatte, setzte sie sich zwischen Daria und Berit. Hendrik hockte ihnen gegenüber.
    Tessas Essen wurde in den höchsten Tönen gelobt, das Bier floss in Strömen und mit Ausnahme von Daria beteiligten sich alle eifrig an der Unterhaltung, die lauter und lauter wurde. Tessa hatte ihr zuerst alles übersetzt, aber irgendwann damit aufgehört, da sie sich ohnehin nicht an den Gesprächen beteiligen wollte und Tessa auch zunehmend Mühe bekam, den roten Faden der Unterhaltung im Auge zu behalten. Als ihr Teller leer war, stand Daria auf und wünschte allen eine gute Nacht. Niemand versuchte, sie zum Bleiben zu überreden.
    Nick Dayton hatte sich natürlich nicht zu ihnen gesetzt, sondern beschränkte sich darauf, Getränkenachschub zu liefern und das leere Geschirr abzuräumen. Die Frage nach Stärkerem als dem 4,5prozentigen Ringnes Pilsener ignorierte er rundweg.
    Tessa ließ sich davon nicht die Stimmung verderben. Sie flirtete ungeniert mit Hendrik, zu ihrer Erleichterung verzichtete Berit darauf, spitze Bemerkungen zu machen, sondern lachte mit ihnen und schäkerte der Reihe nach mit Hendriks Männern. Es hätte noch ewig so weitergehen können, allerdings schob Nick Dayton der Ewigkeit einen Riegel vor, indem er um 23 Uhr das Ende der Party verkündete. Er schloss die Küchentür ab und weigerte sich, noch mehr Bier auszuschenken. Aus Trotz blieben zwar alle sitzen, aber ohne Getränke verflachte die Konversation zusehends und letzten Endes machten sich alle auf den Weg zu ihren Zimmern.
    Berit hatte sich bei Tessa eingehakt und auf der anderen Seite bei Hendrik. Zu dritt polterten sie die Treppe hinauf. Oben angekommen, klopfte Berit ihm gönnerhaft auf den Rücken. „Dann bis morgen, Schatzsucher.“
    Tessa sah ihn vielsagend an und spürte, wie ihre Wangen sich

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