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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Er zog
sie in den Schatten, damit man ihr erhitztes Gesicht nicht so genau erkennen
konnte, dann trat er ein paar Schritte von ihr weg und wartete auf denjenigen,
der sich näherte.
    »Also ...
hier bist du.« Der Graf von Waring blieb stehen. »Ich hätte wissen müssen, daß
du nicht allein bist.«
    Der Vicomte
schob sich ein wenig vor sie und hinderte Lord Waring daran, näher zu kommen.
»Die Lady und ich haben uns zufällig hier auf dem Weg getroffen. Wir haben uns
lediglich einen Augenblick unterhalten.«
    Ihr
Stiefvater warf Gwen einen giftigen Blick zu, doch sie wich dem nicht aus.
    »Ich wollte
gerade zurückgehen«, log sie und wünschte, sie könnte die ganze Nacht mit Adam
verbringen.
    »Genau wie
ich«, stimmte der Vicomte zu. »Ich werde Eure Stieftochter gerne sicher zum
Haus zurückbegleiten.«
    »Sie wäre
sicherer in einem Rudel von Wölfen, St. Cere. Ich werde Lady Gwendolyn selbst
zurückbringen, nachdem ich mich einen Moment allein mit ihr unterhalten habe.«
    Adam
runzelte die Stirn, als wolle er die Anweisung negieren, doch dann nickte er.
»Ganz wie Ihr wünscht, Mylord.« Er wandte sich um und entfernte sich auf dem
Pfad mit langen, eleganten Schritten. Bald war er von der Dunkelheit
verschluckt – so als wäre er nie dagewesen.
    »Weißt du
eigentlich, was ein Mann wie St. Cere für deinen Ruf bedeutet?« Mit angewidertem
Blick sah ihr Stiefvater Gwen an.
    »Wir haben
uns doch nur kurz unterhalten.«
    »Der
Bruchteil einer Sekunde mit St. Cere ist schon zuviel. Der Mann ist ein Schuft.
Deine Tugend ist wohl kaum angemessen aufgehoben bei einem solchen Mann.«
    Doch Gwen
sorgte sich viel eher um ihre Tugend, wenn Lord Waring in der Nähe war. Er
drängte sie jetzt gegen den Stamm eines Baumes.
    »Wir ...
wir sollten jetzt wirklich zurückgehen«, stammelte sie. »Mutter wird sich schon
Sorgen um uns machen.«
    »Deine
Mutter ist anderweitig beschäftigt.« Er preßte seine Lippen auf ihre nackten
Schultern und bedeckte ihren Hals mit feuchten Küssen.
    Ekel stieg
in ihr auf. Sie stemmte beide Hände gegen seine Brust und versuchte, ihn von
sich zu schieben. Doch er war groß und stark und rückte nur noch näher an sie
heran. »Ich werde dich jetzt küssen, Gwen.«
    »Nein!«
    Er
versuchte, seine nassen Lippen auf ihren Mund zu pressen, doch sie wandte den
Kopf zur Seite.
    »Ich werde
schreien«, warnte sie ihn mit überkippender Stimme. »Das schwöre ich!«
    »Wenn du
das tust, werde ich dich auspeitschen. Was fast genauso schön ist.«
    Tränen
brannten in ihren Augen. Waring warf ihr einen triumphierenden Blick zu.
Gierig preßte er seinen Mund auf den seiner Stieftochter, doch eine höfliche, dunkle
Stimme unterbrach ihn.
    »Entschuldigt
mich ...« St. Cere stand auf dem Pfad, gleich hinter ihnen. Sein Mund war zu
einem Lächeln verzogen, doch es
erreichte seine Augen nicht. In ihnen blitzte nur mühsam zurückgehaltene Wut.
»Es tut mir leid, daß ich Euch unterbreche, aber Lady Gwen muß dies hier auf
dem Weg verloren haben. Ich dachte, ich bringe es ihr besser zurück.«
    Er hielt
ein weißes Spitzentaschentuch in der Hand. Es gehörte ihr nicht. Der Vicomte
hatte es als Vorwand benutzt, um sie vor Waring zu beschützen. Woher hatte er
das wissen können?
    »Danke,
Mylord.« Gwen schob sich an Waring vorbei und nahm das Taschentuch aus Adams
Hand. »Ich habe gar nicht bemerkt,
daß ich es verloren habe.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Wir wollten gerade
zurückgehen.« Sie klammerte sich an St. Ceres Arm, so fest, daß sie fühlte, wie
seine Muskeln sich unter ihrer Hand anspannten. »Ich bin sicher, Lord Waring
hat nichts dagegen, wenn Ihr mich eskortiert.«
    Sie gab ihm
gar keine Zeit zu widersprechen, und St. Cere auch nicht. »Es ist mir eine
Freude, Mylady.« Zusammen gingen sie den
Kiesweg entlang. Die Schritte ihres Stiefvaters hörten sie gleich hinter sich.
Sie fühlte seinen mörderischen Blick in ihrem Rücken. Adam legte die Hand über
ihre zitternden Finger auf seinem Arm und drückte sie beruhigend.
    »Danke, daß
Ihr zurückgekommen seid«, flüsterte Gwen. »Ich hatte nicht die Absicht, Euch
mit ihm allein zu lassen.« Sie bedachte ihn mit einem etwas zittrigen Lächeln.
»Und das Taschentuch?
Müßt Ihr es nicht seinem eigentlichen Eigentümer zurückgeben?«
    Er griente
kurz. »Ich könnte mir vorstellen, daß Lady Bainbridge es gern zurückhaben
möchte. Vielleicht könnt Ihr dafür sorgen, daß sie es bekommt.«
    Dankbare
Wärme durchflutete ihren Körper.

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