Stachel der Erinnerung
dich
jetzt, statt dessen Jessica zu heiraten.«
Ärger
stieg in Matt auf. »Warum, um Himmels willen? Jessie Fox und ich, wir kennen
einander gar nicht.«
»Ich habe
dir meine Gründe genannt. Weil ich ein sehr alter Mann bin. Ich bin für
Jessicas Wohlergehen verantwortlich. Ich mache mir Sorgen um ihre Zukunft,
genauso wie ich mich um die deine sorge, und ich möchte, daß sie gut versorgt
ist. Mit dir als ihrem Ehemann kann ich sicher sein, daß es ihr gutgehen wird.
«
Matthew
schüttelte den Kopf, er konnte nicht glauben, was sein Vater da von ihm
verlangte, und er bemühte sich sehr, ruhig zu bleiben. »Lady Caroline wird
schon sehr bald nach Winston House reisen. Ich habe vor, sie zu besuchen,
sobald sie dort ist. Und wenn ich meine Entlassung erst eingereicht habe und
sie angenommen worden ist, habe ich die Absicht, um ihre Hand anzuhalten.«
Sein Vater
sah ihn mit ernstem Blick an. »Wenn du dieses Mädchen lieben würdest, könnte
ich verstehen, daß du zögerst, Jessica zu heiraten. Aber du liebst Caroline
nicht. Du erwähnst ihren Namen nur sehr selten.«
»Liebe ist
das letzte, was ich für meine Frau empfinden möchte. Du hast meine Mutter
geliebt, und als sie gestorben ist, hat es dich fast umgebracht. Du hast die
letzten zwanzig Jahre um sie getrauert. Wie ich schon sagte, Caroline und ich
passen sehr gut zusammen. Das ist mehr als genug.«
Einen
Augenblick lang schwieg sein Vater, er zog nur bedächtig an seiner Zigarre.
»Ich glaube, daß du und Jessica auch sehr gut zueinander passen werdet.«
Matthew
verlor die Geduld. »Das ist verrückt! Das Mädchen ist nichts als eine Göre.
Seit dem ersten Tag, als wir einander begegnet sind, haben wir uns ständig
gestritten.« Er lächelte zufrieden. »Das letzte Mal, als sie mir einen ihrer
Streiche gespielt hat, habe ich deine liebe kleine Jessica übers Knie gelegt.
Ich habe ihr den Po versohlt, so wie sie es verdient hatte, und wenn sie nicht
vorsichtig ist, könnte sich das wiederholen.«
Sein Vater
lachte leise. »Ich gestehe, sie ist manchmal schwer zu bändigen. Jessica hat
ihren eigenen Willen, und sie hat auch die Neigung, sich oft in Schwierigkeiten
zu bringen. Sie braucht einen Mann, der mit ihr fertig werden kann, ein Mann,
der keine Angst davor hat, es mit ihr aufzunehmen. Einen solchen Mann wird sie
respektieren, und sie wird ihm eine sehr gute Frau sein.«
Der Zorn,
den Matt fühlte, war so groß, daß es ihm schwerfiel, die nächsten Worte
auszusprechen. »Sie hat dir das eingeredet, nicht wahr? Sie hat Angst, daß ich
sie rauswerfen könnte, wenn du einmal nicht mehr da bist. Nun, ich werde dir
etwas sagen, Vater – dieses hinterhältige kleine Biest hat dich vielleicht
eingewickelt, aber mir macht sie nichts vor. Sie ist schon die ganze Zeit nur
hinter deinem Geld her. Und jetzt greift sie auch noch nach dem Titel von
Belmore. Du willst, daß ich Jessie Fox heirate? Den Teufel werde ich tun – sie
ist die Tochter einer Dirne!«
Alle Farbe
wich aus dem Gesicht des alten Mannes. Matt verfluchte sich dafür, die
Beherrschung verloren zu haben. Aus den Augenwinkeln entdeckte er einen Hauch
blauer Seide durch den Türspalt, als sei jemand hastig davongelaufen.
Gütiger
Himmel – die kleine Hexe hatte gelauscht! Matt betrachtete das angespannte
Gesicht seines Vaters und die Art, wie seine Hände die Lehne des Sessels
umklammerten. Schon jetzt bedauerte er seine Worte.
»Du irrst
dich in Jessica«, erklärte sein Vater mit ruhiger Würde, als er sich wieder
gefaßt hatte. »Sie hat keine Ahnung von alldem. Es ist ganz einfach meine
Überzeugung: Wenn ihr heiratet, werdet ihr beide mit Freude die Früchte dieser
Vereinigung ernten.«
Matthew
fuhr sich mit der Hand durchs Haar, eine Locke fiel ihm in die Stirn. »Es tut
mir leid, Vater, ich hätte nicht so aufbrausen dürfen.« So etwas geschah ihm
höchst selten, eigentlich nie.
»Vielleicht
hätte ich abwarten sollen, hätte euch beiden die Möglichkeit geben sollen,
einander besser kennenzulernen. Ich habe es nicht getan, weil ich nicht viel
Zeit habe. Und weil du dich Lady Caroline zugewendet hast.«
»Ich
verstehe«, antwortete Matt. Jetzt hatte er sich wieder unter Kontrolle. Er sank
auf seinen Sessel zurück. »Wie ich schon sagte, ich entschuldige mich für mein
aufbrausendes Temperament.« Dennoch war er davon überzeugt, daß Jessie seinen
Vater dazu überredet hatte. So, wie sie ihn ständig manipulierte.
»Ich habe
dich nur selten um etwas gebeten, Matthew Doch jetzt
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