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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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ein weiteres
Vergehen anlasten.
    Sie merkte,
daß er sie beobachtete. Seine Augen wanderten ungeniert über ihren Kopf bis zu
den sanften Rundungen ihrer Brüste. Sie verspürte erneut ein merkwürdiges
Gefühl in ihrem Magen, und ihre Wangen brannten.
    Er trug
seine Reitkleidung, enganliegende schwarze Hosen und ein weißes Batisthemd,
dazu die gleichen schwarzen Schaftstiefel, die er auch gestern angehabt hatte.
Sein Gesicht war von der Sonne dunkel gebräunt und sein Haar noch feucht. Es
lockte sich leicht und hatte die Farbe von Piratengold.
    »Danke,
Mrs. Tucker«, sagte er, als die Köchin ihnen Tee und Weizenmehlkuchen brachte,
sowie ein Stück kalten Braten für den gesunden Appetit des Kapitäns.
    »Es ist
schön, Euch wiederzusehen, Kapitän ... auch wenn Ihr ausseht, als könntet Ihr
erheblich mehr von meiner Kochkunst vertragen.« Sie war Irin, etwas untersetzt
und kleiner als die anderen, arbeitete hart und war immer gut gelaunt.
    Matt
lächelte sie fröhlich an und biß herzhaft in einen der heißen Kuchen. Er kaute
nachdenklich, schluckte den Bissen herunter
und wischte sich den Mund mit einer Serviette ab. »Und Ihr, Maizie Tucker, seid
noch immer die verdammt beste Köchin auf dieser Seite von Dublin.«
    Die
kräftige kleine Frau lachte vergnügt, blinzelte ihm zu und machte sich wieder
an die Arbeit.
    Jessie
schenkte ihre ganze Aufmerksamkeit nun ebenfalls einem der heißen, gebutterten
Kuchen. Sie bestrich ihn dick mit Honig, wickelte einen weiteren Kuchen in eine
Serviette und wollte aufstehen. Doch sie fühlte Matts Blicke und sah ihn gezwungenermaßen
an.
    »Ich denke,
ich werde heute ein wenig ausreiten«, meinte er. »Um Belmore neu zu entdecken.
Möchtet Ihr mich nicht begleiten?«
    Jessies
Inneres verkrampfte sich. Er bat sie, mit ihm auszureiten. Er behandelte sie,
als sei sie ihm gleichgestellt. Dabei wußte sie doch ganz genau, was er von ihr
hielt. Wut stieg in ihr auf, heiß und glühend. Sie verkniff sich eine zornige
Antwort und schüttelte den Kopf. Der dicke blonde Zopf, der ihr bis zur Taille
hing, tanzte dabei hin und her. »Wie ich schon sagte, ich habe bereits etwas
anderes vor.«
    Seine Augen
wurden eine Schattierung dunkler. Er hatte sie nur darum gebeten, um seinem
Vater eine Freude zu machen, dessen war sie sicher. Doch statt sich zu freuen,
daß sie seine Bitte abgelehnt hatte, sah er wütend aus.
    Sie zwang
sich zu einem charmanten Lächeln. »Ich fürchte, ich muß jetzt gehen.« Zögernd
reichte sie ihm die Zeitung, die sie heute morgen nicht hatte lesen können, und
steckte sich den letzten Bissen ihres Kuchens in den Mund, allerdings nicht so
damenhaft, wie sie es gewünscht hätte.
    Lord
Strickland zog die Augenbrauen hoch. Jessie verschluckte sich fast, als sie
sein amüsiertes Lächeln bemerkte. Sie schob die Bank etwas heftiger zurück, als
sie beabsichtigt hatte, und stand endgültig auf. Der Kapitän tat es ihr gleich.
Neben seiner hohen, schlanken Gestalt kam sie sich sehr klein vor.
    »Ich
wünsche Euch einen angenehmen Ritt, Mylord«, erklärte sie hölzern.
    Er
verbeugte sich kurz vor ihr. Das Lächeln, das um seinen Mund spielte, war
spöttisch. »Genießt Euren Tag, Mistress Fox.«
    Jessie
konnte nicht schnell genug von ihm wegkommen. Sie eilte zum Hinterausgang der
Küche und lief dort die Treppe hinunter zu ihrer Verabredung.

4
    Matt
versuchte, sich auf
die kleingedruckten Nachrichten der ersten Seite des Morning Chronicle zu
konzentrieren, doch seine Gedanken wanderten immer wieder zu Jessie Fox. Er
hatte nicht erwartet, sie in der Küche zu finden. Als die kleine Gaunerin, die
sie war, und mit all der Aufmerksamkeit, mit der sein Vater sie bedachte, hatte
er sie sich viel eher im Speiseraum vorgestellt, umgeben von eilfertigen
Dienstboten, die ihre Wünsche erfüllten.
    Doch als
ihm dann wieder einfiel, wie schmutzig und abgerissen sie gestern ausgesehen
hatte, war er überzeugt, daß Jessie doch eher in die Küche gehörte.
    Ein
zynisches Lächeln begleitete seine Gedanken. Eine Frau, die aussah wie Jessie
Fox, gehörte in das Bett eines Mannes. Sie wollte eine Erziehung? Er würde mit
Freuden dort weitermachen, wo Mrs. Seymours Schule aufgehört hatte.
    Er blickte
versonnen zur Hintertür. Sie hatte sehr hübsch ausgesehen in dem schlichten
gelben Kleid. Dann griente er anerkennend. Jessie Fox hatte tatsächlich
interessiert die Londoner Zeitung gelesen. Doch dann wurde ihm wieder bewußt,
wie sehr sich sein Vater von diesem hinterhältigen kleinen

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