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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Im nächsten Moment saß sie schon wieder in der
Kutsche und holperte zu dem Haus hinüber. Sie eilte die Treppe zum Haus hinauf
und klopfte laut an die glänzende Eingangstür.
    Fast
umgehend wurde die Tür geöffnet, und St. Cere trat einen Schritt zur Seite,
weil er annahm, daß Gwen vor der Tür stand. Er war reichlich überrascht, daß
sie schon so früh kam. Er trug einen perfekt sitzenden schwarzen Frack und dazu
eine dunkelgraue Hose. Seine markanten Gesichtszüge entgleisten leicht, als er
feststellte, daß die Frau vor seiner Tür Gräfin von Strickland war und nicht
Gwen.
    Doch er
hatte sich sofort wieder gefangen. »Guten Abend, Gräfin. Was für eine nette
Überraschung.«
    »Wohl
kaum«, entgegnete Jessie und marschierte an ihm vorbei ins Haus. Wut blitzte
in ihren Augen. »Ganz sicher nicht für Euch, da Eure kleine Verführung, die Ihr
für heute abend geplant hattet, keine Früchte tragen wird. Und ganz sicher
auch nicht für
meine liebe Freundin Gwendolyn, die heute abend brutale Schläge mit dem Stock
über sich ergehen lassen muß – und das verdankt sie Euch.«
    Alle Farbe
wich aus dem dunklen Gesicht des Vicomte. »Wovon redet Ihr überhaupt?«
    »Wie
konntet Ihr so etwas tun?« Tränen der Verbitterung sammelten sich in ihren
Augen und rannen dann über ihre Wangen. »Sie hat Euch vertraut – vielleicht
hat sie Euch sogar geliebt. Wie konntet Ihr sie so behandeln?«
    Der Vicomte
packte sie an den Schultern und schüttelte sie. »Ich weiß nicht, wovon Ihr
überhaupt redet. Wenn Ihr von Waring sprecht, habe ich ihm nichts von Gwen
verraten. Er hat keinen Grund, ihr etwas zuleide zu tun.«
    Jessie
wischte sich wütend die Tränen von den Wangen. »Sie hat mir gesagt, was Ihr
vorhattet, was Ihr von ihr verlangt habt. Wenn Ihr sie auch nur ein wenig
kennen würdet, dann würdet Ihr wissen, daß sie sich Euch niemals unter Zwang
unterwerfen würde. Sie nimmt keine Befehle von Waring entgegen, dann wird sie
sich auch ganz sicher von Euch keine geben lassen.«
    »Ich habe
Euch doch gesagt, ich habe ihm nichts gesagt. Das hätte ich niemals getan. Ich
wollte sie haben – ja, das stimmt. Und ich dachte, wenn sie eine Entschuldigung
hätte ... wenn sie mich verantwortlich machen könnte für ihre Verführung, dann
würde sie kommen. Gwen ist nicht in Gefahr. Ich verabscheue Warings Anblick,
ich ...«
    »Versteht
Ihr denn nicht?« Jessie warf einen Blick auf die große, geschnitzte Standuhr in
der Eingangshalle. Es war halb neun. »Waring wurde um acht Uhr zu Hause
erwartet. Mittlerweile hat Gwen es ihm selbst erzählt!«
    Der Vicomte
griff nach dem Treppengeländer und hielt sich fest. »Sie würde nicht ... ganz
sicher würde sie doch so etwas nicht tun.«
    Jessie sah
ihm in die Augen. Sie waren so aufgewühlt wie eine stürmische See. »Glaubt Ihr
wirklich, daß es etwas gibt, das Gwen Lockhart nicht tun würde, wenn sie es
sich erst einmal in den Kopf gesetzt hat?« Seine gebräunte Haut wurde noch blas
ser. »Sie hat mir gesagt, sie würde lieber Prügel von Waring ertragen, als
sich von Euch zwingen zu lassen.«
    St. Cere
sah so erschüttert aus, daß Jessie beinahe Mitleid mit ihm empfunden hätte,
doch dann dachte sie an Gwen und Waring. »Sie hat mir auch gesagt, daß sie aus
freien Stücken zu Euch gekommen wäre, hättet Ihr sie darum gebeten oder ihr gegenüber
wenigstens Zuneigung erkennen lassen.«
    St. Cere
umklammerte das Treppengeländer so fest, daß seine Knöchel weiß hervortraten.
»Gütiger Gott«, flüsterte er und fuhr sich dann mit einer Hand durch sein
dichtes schwarzes Haar. »Ich habe nie daran gedacht ... ich hätte mir nie vorgestellt,
daß sie ...« Er hob den Kopf, seine Augen blickten plötzlich entschlossen. »Wartet
Eure Kutsche draußen auf Euch?«
    »Ja.«
    »Bleibt
hier. Mein Butler wird sich um Euch kümmern. Ich bin so schnell wie möglich
zurück.«
    Jessie
beobachtete ihn, als er nach seinem Umhang griff und ihn über seine Schultern
warf. »Ihr wollt zu ihr? Ihr wollt versuchen, ihn aufzuhalten?«
    »Natürlich
will ich das. Habt Ihr wirklich geglaubt, ich würde hier stehen und zulassen,
daß dieses dreckige Schwein ihr etwas antut? Wenn er sie auch nur berührt hat,
wenn er auch nur eine Strähne ihres wundervollen Haars angerührt hat, dann kann
er von Glück sagen, wenn ich ihn nicht umbringe.«
    Unbewußt
wich Jessie St. Cere aus, als er aus dem Haus stürzte. Sie hatte noch nie einen
solch mörderischen Zorn in den Augen eines Mannes gesehen. Wenn

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