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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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lieben.
Alles, was ich dafür verlangt hätte, wäre ein wenig Zuneigung von ihm gewesen.
Das war doch nicht zu viel verlangt.«
    »Oh,
Gwennie.« Jessie legte die Arme um die schmalen Schultern ihrer Freundin und
bemerkte, wie erstarrt sie war.
    »Ich werde
nicht zulassen, daß er mich erpreßt.« Sie rückte ein wenig von Jessie weg und
wischte sich die Tränen von den Wangen. »Ich werde zu Waring gehen und es ihm
selbst sagen.«
    »Nein!
Gütiger Gott, Gwen, das kannst du ganz unmöglich tun!« Jessie sprang vom Sofa
auf und lief unruhig im Zimmer auf und ab. »Laß mich mit St. Cere reden. Er mag
Lord Waring nicht einmal. Ich kann nicht glauben, daß er die Absicht hat, so
etwas Niederträchtiges zu tun. Er wollte dich ganz einfach in sein Bett
bekommen. Laß mich zu ihm gehen und ihm sagen, daß seine Drohungen keinen
Erfolg haben werden.« Ich werde ihm sagen, was für ein verkommener Schuft er
ist. »Ich weiß, ich kann ihn davon überzeugen ...«
    »Nein.«
Gwen war aufgestanden. »Ich weiß, daß du mir helfen willst. Ich wollte deinen
Rat, aber hauptsächlich brauchte ich jemanden, dem ich alles sagen konnte. Du
bist gekommen, so wie ich es gehofft hatte, aber ich habe mich entschieden. Ich
werde St. Cere nicht anflehen, und ich will auch nicht, daß du es an meiner
Stelle tust – ich werde lieber Waring die Wahrheit sagen.«
    »Bitte,
mach das nicht, Gwen. Du hast keine Ahnung, was er dir antun wird.«
    »Ich weiß
genau, wie er reagieren wird – er wird mich schlagen. Er hat es schon eine
ganze Weile nicht mehr getan, und in letzter Zeit sucht er nach einem Grund
dafür. Auf jeden Fall trete ich lieber meinem Stiefvater gegenüber, als daß ich
St. Cere gewinnen lasse.«
    Jessie
legte Gwen eine Hand auf die Schulter. »Es geht hier nicht darum, wer gewinnt,
Gwen. Hier geht es um Liebe. Und leider sind die meisten Männer daran absolut
nicht interessiert, am
wenigsten von allen der Vicomte. Ich bitte dich noch einmal – bitte, sag Lord
Waring nichts.«
    Gwen
lächelte matt, und Jessie sah, daß die Freundin dunkle Schatten unter den Augen
hatte. »Ich danke dir, daß du mich besuchst hast, Jess. Vielleicht kann ich ja
mal bei dir vorbeischauen ... wenn das alles vorüber ist. Oder vielleicht
kannst du noch mal zu mir kommen.«
    »Oh, Gwen,
natürlich werde ich kommen.« Sie griff nach der Hand ihrer Freundin, während
die beiden in die Eingangshalle hinausgingen. »Wann willst du es ihm sagen?«
    »Heute
abend. Der Graf wird um acht Uhr nach Hause kommen. Normalerweise ist er
pünktlich, und ich will es so schnell wie möglich hinter mich bringen.«
    »Verdammt,
Gwen ...«
    »Gute
Nacht, Jess. Ich danke dir dafür, daß du meine Freundin bist.« Gwen beugte
sich vor und gab Jessie einen Kuß auf die Wange. Dann sah sie ihr nach, wie sie
zu ihrer Kutsche ging. Doch Jessie konnte an nichts anderes denken als an St.
Cere – und daran, daß es gut war, daß sie keine Pistole besaß, denn sonst hätte
sie ihn wahrscheinlich erschossen!
    Statt
dessen bat sie den Kutscher, sie zum Hanover Square zu fahren. Matthew hatte
einmal erwähnt, daß Adam Harcourt dort wohnte. Sie hoffte, daß sie herausfinden
konnte, welches der teuren Häuser dort seines war. Als sie an dem großen Platz
ankamen, betete Jessie, daß Lord Waring sich an diesem Abend verspäten würde.
Sie hatte keine Ahnung, was der Vicomte sagen oder tun würde, wenn sie ihm
eröffnete, was Gwen vorhatte. Sie hoffte nur, daß er über das Resultat seiner
schändlichen Tat so entsetzt war wie sie und daß er einen Weg finden würde, um
Gwen zu helfen.

23
    Jessies Nerven waren zum Zerreißen
gespannt. Endlich zügelte der Kutscher die Pferde und rief ihr von seinem Sitz
aus zu: »Wir sind am Hanover Square, Mylady.« Jessie umklammerte ihre Tasche.
    »Danke,
Buckley«, rief sie zurück. »Bitte haltet an und laßt mich aussteigen.« Sie
sprang aus der Kutsche, noch ehe sie richtig angehalten hatte, lief zum
nächsten Haus und klopfte dort an die Tür.
    »Ja?« Ein
vornehmer Butler sah durch einen Türspalt.
    »Ich
suche nach Lord St. Cere – Vicomte St. Cere. Sein Stadthaus muß irgendwo an diesem Platz hier sein,
aber ich habe vergessen, welches Haus es ist.«
    Der Mann
musterte sie von Kopf bis Fuß, er betrachtete ihr teures Seidenkleid. »Es ist
gleich dort drüben, Mylady.« Er deutete auf die andere Straßenseite. »Das
mittlere Haus auf der St. George Street, das mit den Pfeilern neben der Tür.«
    »Ja ... ich
sehe es. Danke. Vielen Dank.«

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