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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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ihn
betrogen hatte – ein zerfetzender, alles verzehrender Schmerz, als hätte man
ihm das Herz aus der Brust gerissen. Graham hatte recht, er fürchtete sich davor,
Jessie zu lieben.
    Doch
Tatsache war, er liebte sie.
    Matt
beschattete die Augen mit einer Hand, dann hob er das Glas noch einmal und
blickte hindurch. Er erkannte die französischen Schiffe Redoubtable,
Bucentaure und das spanische Schiff San Justo. Ein Dutzend anderer
Schiffe folgte ihnen auf der einen Seite, ungefähr die gleiche Anzahl segelte
an der anderen. Es war trotz der Gefahr ein herrlicher Anblick, was wohl auch all
die anderen Männer auf der Norwich so empfanden.
    Und sie
fragten sich wohl auch alle, ob sie am Ende des Tages noch unter denen weilen
würden, die überlebt hatten.
    Es war ein
häßlicher Gedanke, und Matt schob ihn weit von sich. Er wandte sich von den
Schiffen ab und ging ins Steuerhaus hinüber, wo die restlichen Offiziere
voller Anspannung warteten. Die Decks der Schiffe waren leergeräumt für den
Kampf, Pulver und Kugeln waren zu den Kanonen gebracht worden. »Tod oder Sieg«
stand, mit Kreide geschrieben, auf den schweren Eisenfässern.
    Obwohl die
Seeleute mit freiem Oberkörper arbeiteten und sich Tücher um den Kopf gebunden
hatten, um ihre Ohren gegen den Lärm der Kanonen zu schützen, so trugen doch
die Offiziere ihre volle Uniform – marineblaue Überröcke, perfekt geschneidert,
auf denen die goldenen Epauletten glänzten. Es sollte die britische
Überlegenheit zeigen und gab den Männern Selbstvertrauen, wenigstens war es
das, was man ihnen beigebracht hatte.
    Es war ein
Brauch, den Matthew nie sonderlich begrüßt hatte, denn es machte die Offiziere
auch zum leichten Ziel für die
französischen Schützen, die aus der Takelage ihre Pistolen abfeuerten.
    »Wir kommen
näher, Sir. Lange wird es nicht mehr dauern.« Der junge Leutnant Donelly hatte
diese Worte mit einem Grinsen ausgesprochen. Matt fragte sich, wie lange er
wohl noch grinsen würde.
    »Dreht sie
noch ein wenig nach backbord und haltet sie dann so.«
    »Aye, Sir.«
Das Schiff hob sich mit einer Woge, und aus der Entfernung hörte man, daß an
Bord der Victory eine Kapelle spielte.
    Und dann
feuerte das französische Schiff Fougueux den ersten Schuß ab, ein
donnerndes Getöse, das alle anderen Geräusche übertönte. Die Schlacht hatte
begonnen.
    »Feuert
eine Salve«, befahl Matt. »Wir werden unter dem Schutz des Rauches der Kanonen
näher heranfahren.« Ein Signal ertönte, mit dem die britische Flagge
aufgezogen werden sollte. Sie entrollte sich in der auffrischenden Brise, als
die Norwich lossegelte, auf die wartenden Kanonen des Feindes zu. Die
erste französische Breitseite schlug in die Menge der Seeleute auf dem Oberdeck
ein, zwei Männer wurden auf der Stelle getötet, ein Dutzend weitere verletzt.
    Auf der Victory schlug eine Salve von Kettenkugeln in die Musiker der Kapelle ein. Abrupt
herrschte Stille auf dem Schiff. Einige andere Musikgruppen spielten auf
anderen Schiffen, die Töne von »Britons Strike Home« waren deutlich über dem
Wasser zu hören.
    Aus einer
Entfernung von tausend Yards begann die Norwich, ihre erste Salve zu
feuern, die Explosion ließ das Deck unter Matthews Füßen beben. Die Bucentaure erwiderte das Feuer, und der Besanmast der Norwich wurde weggefegt.
Eine weitere Salve riß den Rumpf der Bucentaure über der Wasserlinie
auf, dann erfüllte das Sirren der Kartätschen die Luft.
    »Runter!«
befahl Matt dem jungen Leutnant, der starr vor Entsetzen auf die Männer
glotzte, die sich brüllend in ihrem Blut an Deck wanden. Dunkle Lachen hatten
sich auf dem ge scheuerten Deck unter ihren Füßen gebildet, und das Blut
tropfte auf das Deck darunter. In der nächsten Sekunde wurde ein
Mittschiffsmann in Stücke gerissen, nur zwei Meter neben Graham Paxton, der an
Deck kniete und sich um einen der verletzten Seeleute kümmerte.
    Salve nach
Salve donnerte durch die Luft. Die meisten Segel waren weggeschossen worden,
die Takelage hing in Fetzen, und große Stücke weißen Segeltuches schwammen im
Wasser. Das Hauptbramsegel wies ein großes Loch auf, und die Wucht der Schüsse
hatte die Beisegel weggeblasen.
    Aus einer
Entfernung von dreißig Yards feuerte die Norwich aus den fünfzig Kanonen
der Backbordseite, nur eine Minute später feuerten noch fünfundzwanzig Kanonen
mehr. Eine Kanonenkugel rollte über das Deck, sie zerstörte die Seile, mit denen
die Ruderpinne gehalten wurde, und wirbelte ein halbes Dutzend

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