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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Luder beeinflussen
ließ. Sein Lächeln verschwand so schnell, wie es gekommen war.
    Jetzt
wunderte er sich, warum sie es so eilig gehabt hatte. Warum war sie durch die
Hintertür gegangen und nicht durch die Vordertür? Und wohin ging sie, so früh
am Morgen? Welche anderen
Verpflichtungen konnte sie um halb sieben am Morgen haben?
    Ein übler
Gedanke beschlich ihn. Jessica Fox war eine wunderschöne Frau. Nach außen hin
besaß sie die Anmut einer Lady. Aber die Tatsache blieb, daß dieses Mädchen in
einem Dirnenhaus aufgewachsen war. Sie war fünfzehn Jahre alt gewesen, als
sein Vater sie nach Belmore gebracht hatte – alt genug nach dem Standard des
Black Boar Inn, um das Handwerk ihrer Mutter übernommen zu haben.
    Vielleicht
war Jessie Fox ja gar nicht so unschuldig, wie sein Vater glaubte. Vielleicht
hatte Jessie Fox einen Liebhaber.
    Matt griff
nach seiner Reitjacke, die an einem Haken an der Wand hing, und lief durch die
Hintertür aus der Küche. Mit einem lauten Knall fiel die Tür ins Schloß.
    Im Stall
war Jessie nirgendwo zu finden. Alle Kutschen standen noch an ihrem Platz. Er
befahl dem Stallknecht, ihm ein Pferd zu satteln, und sah sich in der
Zwischenzeit um. Er suchte im Garten nach ihr und ging hinüber zum See. Doch er
konnte sie nirgendwo entdecken. Vielleicht hatte er sich ja geirrt und sie war
bereits wieder ins Haus zurückgegangen. Er blickte zurück zum Stall. Der
Stallknecht hielt einen großen kastanienbraunen Vollblutwallach am Zügel, der
ungeduldig mit den Hufen über den Boden scharrte.
    Er seufzte.
Seine Zeit auf Belmore war bei weitem zu kurz, um sich zusätzlich Sorgen wegen
Jessie Fox zu machen. Er ging zum Stall, nahm die Zügel des Pferdes und schwang
sich in den Sattel.
    Im
Inneren der alten
hölzernen Remise, die aufgegeben worden war, als eine neue aus Stein gebaut
worden war, beendete Jessie gerade die letzten Vorbereitungen für die
Schulklasse, die sie heute unterrichten würde. Hier drinnen war es gemütlich
und warm. Einer der Stallknechte hatte die Aufgabe übernommen, jeden Morgen in
dem alten eisernen Ofen ein Feuer anzuzünden. Papa Reggie verdankte sie es,
daß der Raum sauber und ordentlich eingerichtet war, mit Gardinen aus
gebleichtem Musselin vor
den Fenstern, mit Tischen und Bänken, die klein genug waren für die Kinder, und
mit einem Pult für Jessie.
    Sie
versicherte sich, daß die Schiefertafeln für jedes Kind an ihrem Platz lagen,
und blickte auf, als sich die Tür öffnete und der kleine Georgie Petersham, der
Sohn des Küfers, das Schulzimmer betrat. Ihm folgten der zehnjährige Harold
Siddon, die siebenjährige Amanda Jane Harvey und ihre achtjährige Schwester
Penelope. Ein paar Minuten später kam auch Simon Stewart, ein schlaksiger,
hochaufgeschossener Junge von vierzehn, und die neunjährige Fanny Wills. Es war
eine kleine, mutige Gruppe von Kindern, die noch nie zuvor in ihrem Leben in
die Schule gegangen waren. Doch konnten alle es kaum erwarten, etwas zu lernen,
genau wie Jessie früher.
    »Guten
Morgen, Kinder«, begrüßte sie die Kleinen.
    »Guten
Morgen, Miss Fox«, antworteten sie alle gleichzeitig. Seit Jessie aus dem
Internat zurückgekehrt war und Papa Reggie davon hatte überzeugen können, die
Schule für die Kinder der Dienerschaft und der Pächter von Belmore
einzurichten, hatten sie erstaunliche Fortschritte gemacht. Es waren reizende
Kinder. Sie arbeiteten emsig, und Jessie liebte jedes einzelne von ihnen.
    Sie
lächelte die Kleinen an und fühlte ein eigenartiges Ziehen in ihrem Herzen. Es
war wunderbar, gebraucht zu werden, etwas von dem großzügigen Geschenk zurückgeben
zu können, das sie bekommen hatte.
    »Nun, ihr
seht alle ausgeschlafen und voller Tatendrang aus. Dann können wir ja
beginnen.«
    Matt ritt bis zum späten Nachmittag. Er
sah sich das Korn auf den Feldern an und freute sich über die gesunden Schafe
auf einer entfernteren Weide. Ab und zu blieb er stehen und sprach mit einigen
der Pächter, die er alle schon jahrelang nicht mehr gesehen hatte.
    Er hatte
nie daran gedacht, einmal Herr auf Belmore zu sein. Der Titel und das Gut
hätten an Richard gehen sollen. Matthew hatte versucht, sich nicht zu eng an
dieses Stück Erde zu binden – das war
auch der Grund, weswegen er das Leben auf See gewählt hatte.
    Doch als er
jetzt über die endlosen grünen Felder blickte, die eine reiche Ernte
versprachen, und die gesunden riesigen Viehherden betrachtete, verspürte er
ein heißes Glücksgefühl. Dieses Land würde

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